Wenn es mal an richtig große Sägearbeiten geht, kommt man meist mit Handkreissägen nicht mehr weiter. Vor allem beim Umbau des Hauses ist sie eine große Hilfe – die Kapp- und Gehrungssäge. Eigentlich ordnet man solche Geräte eher auf Baustellen ein, auf welchen Fachhandwerker sich tummeln. Doch auch für den Heimwerker sind Geräte verfügbar, die kompakter und auch preiswerter sind und somit für den Hausgebrauch die richtige Wahl.
Drei interessante Sägen haben wir ausprobiert. Wieder hat Ryobi die Nase vorn.
Kurzübersicht
Prädestiniert ist die Ryobi EMS216L dank ihrer konstruktionsbedingt geringen Abmessungen für den Einsatz an wechselnden Standorten.
Dafür muss man bei manchem schrägen Schnitt leichte Einschränkungen bei den Abmessungen des Werkstückes hinnehmen, vor allem, wenn der Maschinenkopf um 45° geneigt ist. Beim Zusägen von Laminat oder anderen Bodenbelägen ist das jedoch nicht von großer Relevanz, sodass die Ryobi für alle Arbeiten zuhause ordentlich punkten kann.
Wenn Sie eine Kappsäge wollen, die an ihrem Platz bleibt und eher selten bewegt werden muss, ist die Bosch PCM 8 S möglicherweise etwas für Sie. Sie ist etwas klobiger konstruiert als die Ryobi und wiegt auch mehr.
Ihre Arbeit macht sie ebenso gut wie unser Testsieger, aber alles in allem ist die Bosch eher nicht so universal einsetzbar wie unser Favorit.
Einen Blick in den Profibereich werfen wir mit er AEG PS 254 L. Sie ist wohl eindeutig etwas für den Einsatz auf der Baustelle – und dort sollte sie mit ihren 20 Kilogramm Gewicht auch auf einem Fleck stehen bleiben. Bei ihr ist alles noch eine Nummer besser als bei unserem Testsieger, allerdings spiegelt sich das auch im Preis wider.
Wer glaubt, dass er sich die AEG zulegen möchte, bekommt für knapp 415 Euro eine sehr gut ausgestattete und qualitativ hochwertige Maschine.
Vergleichstabelle
- Kompakte Bauweise
- Gute Verarbeitung
- Gute Sägeergebnisse
- Sägeblatt könnte hochwertiger sein
- Gute Qualität
- Gute Sägeergebnisse
- Etwas ausladender konstruiert
- Eher für den stationären Einsatz
- Sehr gute Verarbeitung
- Sehr gute Sägeleistung
- Eher an Handwerker gerichtet
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Mobil- oder Standgerät?
Für den Innenausbau, beim Zuschnitt von Wand-, Decken- oder Fußbodenpaneelen und andere aufwändige Sägearbeiten ist eine Handkreis- oder gar Stichsäge schnell unterdimensioniert. Vor allem beim Sägen dicker Balken sehnt man sich schnell nach eine ausgewachsenen Tischkreissäge – bis das Paneel oder der Balken für einen passenden Verbund auf Gehrung gesägt werden soll. Außerdem benötigt eine Tischkreissäge viel Platz, der auf der Kleinbaustelle nicht immer so üppig vorhanden ist.
Hier kommt die Kapp- und Gehrungssäge zum Zug, daher wird sie oft auch Zug-Säge genannt. Scherz beiseite: der Name resultiert aus der Art, wie die Säge geführt wird, aber dazu später mehr. Wichtig ist erst einmal: die Kapp- und Gehrungssäge eignet sich für komplexe Sägearbeiten auf engem Raum wie kaum eine andere.
Relativ kompakt und auch mobil einsetzbar
Sie ist einerseits relativ kompakt, so dass sie bei Nichtgebrauch gut in der Hobbywerkstatt untergebracht werden kann, andererseits ist sie schnell an den Einsatzort und betriebsbereit gemacht. Das gilt insbesondere für unseren Favoriten: Die Ryobi benötigt konstruktionsbedingt besonders wenig Platz, ist dabei mit dem Gewicht von knapp 15 Kilo gerade noch tragbar und hat dennoch einen festen, sicheren Stand am Einsatzort.
Eine Kapp- und Gehrungssäge ist also ein Standgerät, das an unterschiedlichen Standorten eingesetzt werden kann.
Rahmenbedingungen
Auf einen sicheren Stand achten
Trotz oder gerade wegen ihrer Mobilität, sollte die Kapp- und Gehrungssäge am Arbeitsplatz einen festen Stand haben, am besten in Arbeitshöhe und mit ausreichend Platz rund um die Maschine, so dass auch längere Bretter und Balken nirgendwo anecken. Da diese Säge auch gern draußen beim Zusägen der Bretter und Balken für den zu errichtenden Gartenzaun oder das Gartenhäuschen genutzt wird, ist besonders hier auf einen sicheren und geraden Stand zu achten.
Das Sägeblatt der Säge wird von oben durch das mehr oder weniger fixierte Schnittgut geführt – es muss also nicht, wie bei der Tischkreissäge, durch die Säge geschoben werden. Das spart Platz rund um die Maschine, erleichtert die Führung bei besonderen Schnitten, wie zum Beispiel Gehrungsschnitten, und erhöht zudem die Arbeitssicherheit.
Arbeitshandschuhe sollten dennoch verwendet werden, zumal als Schutz vor Holzsplittern, wenn unbehandeltes Holz zugesägt werden soll.
Unser Favorit
Ryobi gehört mittlerweile zu den Vollsortimentern bei den Elektrowerkzeugen und -maschinen: Neben den Klassikern aus dem Bohr-, Schleif und Sägebereich, gibt es auch Gartengeräte des Herstellers. In der TTI-Gruppe, zu der Ryobi gehört, bilden diese Produkte den preiswerten Einstieg für Heimwerker und Gartenfreunde. Dem Semipro- und Profi-Bereich sind Marken wie AEG bzw. Milwaukee vorbehalten, zumindest auf dem deutschen Markt.
Ryobi bietet gute Qualität mit praxisgerechter Ausstattung zu erschwinglichen Preisen. Für den Einsatz in Industrie und Handwerk sind die Geräte meistens zu kompakt und für den Baustelleneinsatz nicht robust genug.
Das kann, wie bei unserer EMS216L, auch ein Vorteil sein, zumindest was die kompakte Bauweise anbelangt. Sie resultiert aus der besonderen Konstruktion der Führungsholme: diese sind nämlich seitlich an der Maschine verankert und nicht konventionell in Längsrichtung wie bei den meisten Mitbewerbern.
Was die Robustheit angeht, braucht sich auch der ambitionierteste Heimwerker keine Sorgen machen, solange er die Ryobi nicht dem tagelangen Dauereinsatz auf der Baustelle aussetzt.
Verarbeitung und Zubehör
Trotz der vergleichsweise kompakten Abmessungen ist die Säge doch in einem beachtlichen Paket untergebracht: Überragende Bauteile, wie die Auflageverlängerungen und die Führungsschiene sind nicht montiert bzw. für den Transport nur soweit befestigt, dass sie hochgeklappt werden können, wie etwa die Führungsschiene. Mit wenigen Handgriffen wird sie heruntergeklappt und mit den beiliegenden Schrauben befestigt.
Die Verlängerungen für den Auflagetisch können seitlich in die dafür vorgesehenen Führungen gesteckt werden. Außerdem mit dabei, allerdings separat verpackt, ist die Materialzwinge zum Befestigen kleinerer Werkstücke, die sonst gern mal unter dem Sägeblatt davonrutschen – eine gute Idee, wie sich schnell herausstellen sollte.
Top-Verarbeitung, guter Preis
Die Verarbeitung der Maschine ist tadellos. Die Einstellskalen sind zwar nicht eingraviert, werden aber auch nach längerem Einsatz noch gut ablesbar sein. Die Gelenke und Führungen der Schwenk- und Neige-Mechanik haben wenig Spiel und lassen daher akkurate Einstellungen zu. Insgesamt macht die Ryobi für ihren günstigen Preis einen sehr wertigen Eindruck.
Ryobi EMS216L im Praxistest
Ein paar Handgriffe sind vor der Inbetriebnahme nötig; so müssen die Seitenauflagen eingesteckt und die Verriegelungsschraube des Maschinenkopfes gelöst werden. Außerdem muss der Anschlag des Auflageschlittens an einer Seite herausgezogen werden.
Zuerst schneiden wir Fußboden-Paneele zu: zuerst gerade, da hierzu nichts eingestellt werden muss. Wie erwartet schafft die Säge saubere glatte Schnitte. Für kurze Bretter, Latten oder Paneele, die sich schlecht halten lassen, liegt eine praktische Arretierungsklemme bei: einfach einsetzen und mit der beiliegenden Flügelmutter festschrauben, und schon kann das Werkstück sicher eingespannt werden.
Beim Arbeiten in eher düsteren Ecken kann man die LED-Beleuchtung zuschalten, die den Arbeitsbereich dank des breiten Lichtkegels ausreichend ausleuchtet. Mit Hilfe des zuschaltbaren Laserlichts lässt sich bestens kontrollieren, ob der Schnitt auch dem Anriss folgt. Beide Lichtschalter befinden sich gut erreichbar neben dem Griff für den Maschinenkopf.
Als Nächstes geht es an die Kür, schließlich sind gerade Schnitte keine große Kunst: Das nächste Brett soll auf Gehrung gesägt werden. Dazu wird der Arretierungshebel vorn an der Auflage gelöst, das Oberteil der Maschine lässt sich anschließend in den gewünschten Winkel drehen.
Das geht nahezu reibungslos, der horizontale Schnittwinkel lässt sich aufs Grad genau nach Skala einstellen. Maschine verriegeln, und schon kann wieder gesägt werden.
Für den nächsten Schnitt soll der Maschinenkopf und mit ihm das Sägeblatt vertikal geneigt werden. Auch hierfür gibt es hinten am Maschinenkopf einen Hebel zum Ent- und Verriegeln. Anders als bei der horizontalen Einstellung, ist dieser Hebel etwas trickreich zu bedienen: hier muss man ziehen und anschließend drehen, um die Verriegelung zu lösen, der Schwere Maschinenkopf muss nun mit der anderen Hand in die gewünschte Position geneigt werden, möglich ist ein Winkel zwischen -2° und +47°. Nun muss wieder erst am Hebel gezogen werden um ihn danach wieder zu arretieren. Das hätte man vielleicht auch einfacher lösen können, aber nach ein paar Versuchen hat man den Dreh raus.
Einfache Handhabung
Nachdem der Kopf auf den gewünschten Winkel gestellt und arretiert ist, lässt sich das Werkstück exakt zusägen. Auch hier bewährt sich die hohe Standfestigkeit der Ryobi EMS216L, die sie trotz ihres moderaten Gewichts zu einer zuverlässigen Maschine machen.
Ein kleiner Tipp am Rande: falls Sie diese oder eine andere Säge bei der Sanierung in einem Altbau nutzen wollen, sollten Sie unbedingt darauf achten, dass das vorhandene Stromnetz dem recht hohen Einschaltstrom gewachsen ist. Gerade in Altbauten kann es sein, dass Ihnen schon beim Einschalten der Maschine die Sicherung flöten geht. Dann bitte keine „Hilfskonstruktionen“ wie größere Sicherung oder noch Schlimmeres. Im Zweifel sollten Sie die Maschine an einem andern Stromnetz, beispielsweise in der Nachbarschaft, betreiben – oder erst die Stromleitungen sanieren, bevor es an die Bodenpaneele geht.
Nachteile?
Nachteile hat die Ryobi nur wenige. So gehört das Sägeblatt aus dem Lieferumfang nicht zu den hochwertigsten. Auch bietet die relativ kleine Stellfläche naturgemäß wenig Ablagefläche für besonders lange Paneele, so dass man mitunter „anbauen“ muss.
Die Lagerung des Maschinenkopfes, die ein Amazon-Kunde moniert, war bei unserem Testmodell spielfrei, so dass der Maschinenkopf und damit das Sägeblatt beim Sägen nicht aus der Bahn geriet. Bei uns wackelte nichts.
Ryobi EMS216L im Testspiegel
Wieder sind es die Kollegen der Heimwerker Praxis, die sich neben der Ryobi EMS216L auch andere Kapp- und Gehrungssägen aus zwei Preisklassen zum Testen vorgenommen haben. Weitere Tests werden sicher folgen, zumal die Produktzyklen bei solchen Maschinen nicht so kurz sind, wie beispielsweise bei Produkten aus der Unterhaltungselektronik.
Im Vergleichstest der Heimwerker Praxis traten sechs Kapp- und Gehrungssägen an, darunter zwei aus der Spitzenklasse, die auch eine unserer Alternativen stellt, sowie vier aus der Oberklasse, in der unser Favorit, die Ryobi EMS216L, den Testsieg erreichte: Note 1,3 mit einem „sehr gutem“ Preis-Leistungsverhältnis. Den Heimwerkern gefiel ganz besonders die komplexe Ausstattung bei kompakter Bauweise (Ausgabe 3/2015):
»Die Ryobi weist ein paar Besonderheiten auf. Sie ist sehr platzsparend konstruiert. Dies ist gerade bei der Lagerung der Maschine ungemein praktisch.«
Zu den Arbeitsergebnissen schreibt Heimwerker Praxis:
»Bei der Arbeit gibt sich die Maschine keine Blöße. Alle Schnitte fallen präzise aus und alle Bedienelemente lassen sich leicht bewegen.«
So lautet denn auch das Fazit kurz und bündig:
»Eine besondere Säge für den Heimwerker. Neben einem moderaten Preis bietet sie viele optimale Eigenschaften. Sie sichert sich in diesem Vergleichstest den ‚Testsieg‘.«
Alternativen
Die Bosch PCM 8 S spielt preislich in derselben Liga wie die Ryobi EMS216L, allerdings ist der Führungsholm nicht seitlich, sondern längs angebracht, wodurch die Säge insgesamt etwas ausladender konstruiert ist.
Zudem ist die Winkelskala für die Neigung nicht so gut einsehbar wie bei der Ryobi und die Einstellung des Drehtellers gestaltete sich für uns etwas störrischer. Das ausladende Gestänge sowie das höhere Gewicht der Bosch PCM 8S sprechen zudem eher für den statischen Einsatz.
Für den Universaleinsatz zuhause ist die Ryobi EMS216L aus unserer Sicht daher die bessere Wahl.
Luft nach oben ist natürlich immer, aber dann wird es schnell auch deutlich teurer. Die AEG PS 254 L ist definitiv für den Einsatz auf der Baustelle konzipiert: Das größere Sägeblatt erlaubt den Zuschnitt auch dickerer Bretter und Balken bis maximal 90 x 305 Millimeter ohne Gehrung und Neigung.
Die Leistungsaufnahme fällt mit 2.000 Watt ebenfalls entsprechend höher aus, was in Altbauten zum Problem werden kann. Bei knapp 20 Kilo Gewicht sollten besser zwei anpacken, um die Maschine auf einen anderen Platz zu wuchten. Entsprechend solide und professionell kann man dann aber auch mit der AEG arbeiten.
Dafür muss man dann allerdings auch fast doppelt so viel Geld auf den Tisch legen wie für unseren Favoriten. Gemessen an Ausstattung und Leistungsfähigkeit ist die AEG PS 254 L damit allerdings immer noch beinah ein Schnäppchen.