Spektive, die auch Beobachtungsfernrohre genannt werden, kommen hauptsächlich bei der Jagd, zur Tier- und Naturbeobachtung, in der Astronomie, beim Sportschießen sowie für Überwachungsaufgaben zum Einsatz. Es handelt sich in der Regel um Zoom-Optiken mit sehr hohen Vergrößerungsfaktoren, die nur in Kombination mit einem Stativ verwendet werden können. Bestandteile sind das eigentliche Spektiv sowie ein gerade oder schräg montiertes, zumeist wechselbares Okular. Ein typischer Zoombereich ist 20-fach bis 60-fach.
Hier geht es zu unseren Tests der besten Ferngläser und Monokulare.
Ein professionellen Ansprüchen genügendes Spektiv kann mehrere Tausend Euro kosten und mit Okular mehr als zwei Kilogramm auf die Waage bringen. Hinzu kommt das Gewicht eines ausreichend schweren und stabilen Stativs mit Schwenk-Neigekopf. Als handlich und leicht lässt sich das Ganze nicht bezeichnen, weshalb Spektive nach dem Aufbau vorwiegend stationär eingesetzt werden. Selbst der gewählte Bildausschnitt ist – wenn zum Beispiel ein Vogelnest oder eine Zielscheibe beobachtet werden soll – zumeist fix.
Wer sich für ein Spektiv entscheidet, der erwirbt es in der Regel für ein ernsthaft betriebenes Hobby oder berufliche Zwecke, nicht für die spielerische, gelegentliche Nutzung. Dementsprechend fallen auch die Ansprüche an Robustheit, Ergonomie und optische Qualität hoch aus, und es besteht die Bereitschaft, für gute Optiken viel Geld auf den Tisch zu legen.
Kurzübersicht: Unsere Empfehlungen
Zeiss Conquest Gavia 85 mit Okular 30x - 60x

Dass das Zeiss Conquest Gravia 85 mit dem Okular 30x – 60x für immerhin mehr als 1.700 Euro bei Zeiss als Modell der oberen Mittelklasse rangiert, zeigt, wohin die Reise bei Spektiven preislich gehen kann. Die maximale Vergrößerung um den Faktor 60 entspricht dem Standard. Der zweitgrößte Objektivdurchmesser im Test ermöglicht gemeinsam mit dem hochwertigen Weitwinkel-Okular ein großes, helles und farblich brillantes Bild, das sich von Rand zu Rand durch hervorragende Schärfe und Klarheit auszeichnet.
Auch ergonomisch spielt das 1,8-Kilo-Spektiv ganz vorne mit, muss aber auf eine Doppelfokussierung verzichten, die einem breiten, in den Spektiv-Tubus integrierten Fokusring weichen musste – Geschmackssache. Das Zeiss bringt Druckwasserschutz bis zu 400 mbar mit und verfügt über einen Stativfuß, der sich direkt mit einem Manfrotto-Stativkopf verbinden lässt. Das voluminöse Spektiv ist sauber verarbeitet und wirkt sehr solide und robust.
Vanguard Endeavor HD 65A 15x - 45x

In einer ganz anderen preislichen Liga spielt das Vanguard Endeavor HD65A – und es deckt in der getesteten, relativ kompakten Variante einen etwas anderen Brennweiten-Bereich ab die meisten Konkurrenten im Test. Für einen günstigen Preis von rund 350 Euro bekommt man hier bei einem Objektivdurchmesser von 65 Millimetern einen Zoombereich von 15- bis 45-facher Vergrößerung. Entscheidet man sich für die Variante Vanguard Endeavor HD 82A, hat die Frontlinse einen Durchmesser von 82 Millimetern und der Zoombereich geht von 20- bis 60-fach. Das über zwei Skalen verfügende Okular ist bei beiden Varianten identisch.
Die große Stärke des mit Okular rund 1,5 Kilogramm schweren Vanguard-Spektivs ist sein hervorragendes Preis-Leistung-Verhältnis. Vor echten optischen Herausforderungen stehen Spektive vor allem in den höchsten Vergrößerungsfaktoren, die bei dieser Variante gar nicht erreicht werden. Lässt man das außer acht, bietet das Vanguard eine sehr gute Auflösung in der Bildmitte, die zu den Rändern hin nur kaum merklich nachlässt, sowie einen tollen Detailkontrast, sodass sich ein scharfes und klares Bild ergibt. Der Bildkreis ist bei vergleichbaren Vergrößerungsfaktoren kleiner als bei den weitwinkligen Spektiven von Leica und Zeiss. Ein Highlight der gelungenen Ergonomie ist die Doppelfokussierung.
Leica APO-Televid 82

Leica ist Legende, lässt sich seine überlegenen Optiken aber auch gut bezahlen. Für das APO-Televid 82 mit dem Okular 25x – 50x musste man zum Testzeitpunkt 07/2022 ordentlich hinblättern – mindestens 3.100 Euro. Wer das Geld übrig hat, bekommt dafür ein unempfindliches, lichtstarkes Spitzen-Spektiv mit besonders großem Sehfeld, hervorragenden optischen und ergonomischen Eigenschaften und top Verarbeitung. Sein Zoombereich deckt eine 25- bis 50-fache Vergrößerung und damit die meisten Anwendungsfälle ab.
Davon, dass es nicht ganz so stark vergrößern kann wie das Zeiss, profitieren die anderen optischen Eigenschaften, sodass wir bei diesem nicht ganz fairen Vergleich mit dem Bild des Leica teilweise noch etwas zufriedener waren. Besonders positiv ist uns die ausgeprägte Unempfindlichkeit gegen Abschattungen bei Bewegungen vor dem Okular und Pupillenbewegungen aufgefallen. Das APO-Televid 82 bringt mit Okular knapp zwei Kilogramm auf die Waage. Es lässt sich ebenso wie das Zeiss direkt auf ein Manfrotto-Stativ montieren, ist wasserdicht bis fünf Meter und verfügt über das beste Brillenträger-Okular und die beste Doppelfokussierung im Test.
Vergleichstabelle

- Großes Sehfeld
- Idealer Zoombereich
- Sehr lichtstark
- Gestochen scharf von Rand zu Rand
- Robust und ergonomisch
- Brillenträgerokular nicht ganz optimal
- Keine Doppelfokussierung
- Farbsäume in den Randbereichen nicht optimal kontrolliert
- Teuer

- Robust und ergonomisch
- Erhältlich in 2 Brennweitenbereichen
- Sehr gute optische Eigenschaften
- Tolles Preis-Leistung-Verhältnis
- Relativ kompakt
- Maximale Vergrößerung des 65A nur 45x
- Bildqualität lässt bei hohen Zoomstufen etwas nach
- Nicht sehr lichtstark bei 50x

- Großes Sehfeld
- Sehr lichtstark
- Gestochen scharf von Rand zu Rand
- Robust und beste Ergonomie im Test
- Farbsäume in den Randbereichen nicht optimal kontrolliert
- Nur zwei Jahre Garantie
- Sehr teuer

- Sehr gute optische Eigenschaften
- Solide und gut verarbeitet
- Stativring schwergängig
- Zoomring quietscht
- Bei höchster Zoomstufe sehr kleine Austrittspupille
- Nicht sehr lichtstark

- Doppelfokussierung vorhanden
- Solide und gut verarbeitet
- Gutes Brillenträgerokular
- Recht unempfindlich gegen Abschattungen
- Potenziell recht lichtstark
- Insgesamt schlechte optische Eigenschaften
- Fest verbautes Okular

- Leicht
- Gute Auflösung in niedrigeren Zoomstufen
- Insgesamt schlechte optische Eigenschaften
- Etwas billige Anmutung
- Keine Streulichtblende
- Kein Brillenträgerokular
- Bei höchster Zoomstufe sehr kleine Austrittspupille

- Theoretisch sehr lichtstark
- Solide und gut verarbeitet
- Schlechte Gesamtergonomie
- Sehr schlechte optische Eigenschaften
- Probleme mit Abschattungen
- Stativring schwergängig
- Fest verbautes Okular

- Sehr leicht und kompakt
- Recht unempfindlich gegen Abschattungen
- Solide und gut verarbeitet
- Sehr schwergängiger Zoomring
- Sehr lichtschwach
- Schlechte Gesamtergonomie
- Schlechte optische Eigenschaften
- Fest verbautes Okular
Naturschauspiele hautnah: Spektive im Test
Ihre hohe, herkömmlichen Ferngläsern und Monokularen überlegene Abbildungsleistung und Lichtstärke verdanken sie ihren in der Regel erheblich größeren Objektivöffnungen. Im Test vertreten sind Vergrößerungsfaktoren von 15- bis 75-fach und Objektivdurchmesser von 50 bis 100 Millimetern. Der Zoombereich bzw. die Zoomstufe wird vom Okular bestimmt und auch dort mithilfe eines Zoom-Ringes eingestellt, während das Scharfstellen direkt am Spektivkörper erfolgt. Dazu verbauen die meisten Hersteller ein oder mehrere Fokussierräder oder im Fall des Zeiss einen den Tubus umfassenden Ring.
Sind zwei Fokussierräder verbaut, spricht man von einer Doppelfokussierung. Die beiden Räder haben unterschiedliche Übersetzungen, sodass mit einem Rad schneller und mit dem anderen genauer fokussiert werden kann. Das erleichtert das Scharfstellen besonders bei hohen Vergrößerungsfaktoren mit ihrer geringen Tiefenschärfe.
Sind zwei Fokussierräder verbaut, spricht man von Doppelfokussierung
Da man Spektive aufgrund der starken Vergrößerung nicht hinreichend ruhig aus der Hand halten kann, empfiehlt sich die Verwendung eines ausreichend schweren und stabilen Stativs, weshalb Spektive stets über einen Stativfuß verfügen. Kommt der mit Gewinden mit 3/8 oder 1/4 Zoll, lässt er sich – gegebenenfalls mithilfe einer Schnellwechselplatte – auf jedem handelsüblichen Stativ montieren. Die Stativfüße von Zeiss und Leica passen sogar direkt in alle Stativköpfe mit einer Aufnahme für die Standardplatte 200PL, die bei vielen Manfrotto-Stativen anzutreffen ist.
Bei den meisten Beobachtungsfernrohren mit Schrägeinblick ist der Stativfuß an einem einer Ringschelle gleichenden Stativring angebracht, der mithilfe einer Schraube gelöst werden kann. So lässt sich das Spektiv um seine Längsachse verdrehen und somit die Einblickrichtung verändern.
Alle Spektive im Test sind mit Stickstoff gefüllt, was als Beschlagschutz der Linse dient. Zeiss und Leica bringen Druckwasserschutz mit und geben auch konkret an, bis zu welcher Wassertiefe die Optik garantiert dicht bleibt, die anderen Hersteller schweigen sich hierzu aus oder verwenden schlecht vergleichbare IP-Zertifizierungen. Gegen einen kräftigen Regenschauer sollten alle Spektive im Test gefeit sein, nähere Informationen dazu findet man auf den Herstellerseiten.
Objektivseitig findet sich bei den meisten Beobachtungsfernrohren neben obligatorischen Filtergewinden eine ausziehbare Streulichtblende, die seitlich auf die Frontlinse auftreffendes Licht abschirmt und so störende Reflexionen verringert. Einige Streulichtblenden bringen eine Peilhilfe mit, was dem Umstand gerecht wird, dass die Bildausschnitte auch bei kleinsten einstellbaren Vergrößerungsfaktoren sehr klein sind und es mitunter gar nicht so einfach ist, das Spektiv überhaupt erst einmal auf das Objekt der Neugier auszurichten.
Mithilfe von Adaptern lassen sich bei vielen Modellen Kameras oder auch Smartphones entweder direkt am Spektivkörper oder am Okular montieren. Das Fotografieren und Filmen mithilfe eines Spektivs nennt sich Digiskopie und erfreut sich wachsender Beliebtheit. Im Hinblick auf die Vielzahl an verschiedenen DSLR- und System-Bajonetten, Objektivgrößen, Filtergewinden und Smartphone-Linsen auf dem Markt gibt es für populäre Spektive oft eine gute bis unübersichtliche Auswahl an entsprechendem Zubehör vom Hersteller selbst oder von Fremdherstellern.
Objektivdurchmesser und Vergößerungsfaktor
Die beiden wichtigsten Werte eines Spektivs geben Aufschluss über seine grundlegenden Eigenschaften. Bei Ferngläsern und Monokularen bedeutet 10×25 bedeutet beispielsweise, dass eine zehnfache Vergrößerung und ein Objektivdurchmesser von 25 Millimetern vorliegen. Für sich betrachtet sagen diese Werte nur wenig über die Qualität eines Spektivs aus. Sie beziehen sich erst einmal auf Brennweite und Größe der Linsen, aus denen Dämmerungszahl, Lichtstärke und Größe der Austrittspupille berechnet werden können. Die einzige Konstante ist bei Zoom-Optiken allerdings der Objektivdurchmesser, während der Vergrößerungsfaktor variabel ist. Das bedeutet beispielsweise, dass die Lichtstärke bei höheren Vergrößerungsfaktoren abnimmt.
Die Lichtstärke nimmt bei höheren Vergrößerungsfaktoren ab
Den folgenden Teil mit allgemeinen optischen Erläuterungen haben wir aus unserem Fernglas-Test übernommen, weil die Aussagen eins zu eins auch für Spektive gelten.
Austrittspupille
Die Austrittspupille ist für das Dämmerungs- und Nachtsehen von entscheidender Bedeutung. Sie bezeichnet den Durchmesser des Lichtaustritts am Okular und wird berechnet, indem man den Objektivdurchmesser durch die Vergrößerung teilt. Ein Spektiv mit einem Objektivdurchmesser von 100 Millimetern, dass auf 50-fache Vergrößerung eingestellt ist, hat so beispielsweise eine Austrittspupille von 2 Millimetern. Grundsätzlich ermöglichen größere Objektivdurchmesser und geringere Vergrößerungen eine größere Austrittspupille.
Bei Tageslicht weist die menschliche Augenpupille nur einen Durchmesser von zwei bis drei Millimetern auf, sodass ein Teil des Lichts bei einer Austrittspupille von 5 Millimetern nicht ins Auge eintreten kann. Bei gutem Licht ist also mit einem großen und schweren Spektiv gegenüber einem kompakten Modell mit einem Objektivdurchmesser von 50 mm mit einer Austrittspupille von 3,1 Millimetern (8×25) zunächst einmal nicht viel gewonnen.
Lichtstärke und Dämmerungszahl
Die Lichtstärke gibt die rechnerische Helligkeit des Spektivs ohne Berücksichtigung der Qualität der verwendeten Gläser und Prismen und deren Vergütungen an. Sie kann bei einem 12×50-Fernrohr so berechnet werden: Lichtstärke = ( 50 / 12)² = 17,4.
Ebenfalls aus der Vergrößerung und dem Objektivdurchmesser berechnet sich die Dämmerungszahl. Es handelt sich hierbei um die Quadratwurzel aus dem Produkt von Vergrößerung und Objektivdurchmesser. Auch hier gilt: Je größer der Wert, desto besser. Dämmerungszahl = Quadratwurzel (12 x 50) = 24,5.
Bei der Transmission handelt es sich um den Wert der Lichtdurchlässigkeit der eingesetzten Linsen und Gläser. Früher war das ein wichtigerer Faktor, weil noch mehr Linsen schlechterer Qualität verwendet wurden. Natürlicher Gegner der Transmission sind Reflexionen an den Linsenoberflächen.
Die Dämmerungszahl ist besser an die Wahrnehmung angepasst als die Lichtstärke
Um sie zu verringern, kommen sogenannte Vergütungen zum Einsatz. Hierbei handelt es ich sich um aufwändige Beschichtungen, die neben der Lichtdurchlässigkeit auch andere optische Eigenschaften verbessern. Ein Spektiv mit gut vergüteten Linsen kann auf diese Weise auf eine bessere Lichtstärke kommen als ein schlechter vergütetes Exemplar mit gleichen Eckdaten. Ebenso eine Rolle spielen Bauart und Qualität der Spiegel-Prismen. Die braucht es, um das Bild aufrecht zu stellen.
Die oft fantasievollen Marketing-Bezeichnungen der Hersteller für ihre Vergütungen sind kein Indiz für deren Qualität. Mit den unzähligen Begriffen wie Mehrschichtvergütung und Vollschichtvergütung findet man sich fast nicht zurecht. Als Faustregel kann man sagen, dass die Vergütungen höherpreisiger Gläser renommierter Optik-Hersteller wie zum Beispiel Zeiss eher besser sind, während man bei einem günstigen 150-Euro-Spektiv schon froh sein kann, wenn es überhaupt irgendwie vergütet ist. Ist von einer Vollvergütung die Rede, sollten alle Oberflächen aller Linsen vergütet sein. Das ist heutzutage die Regel.
Seh- bzw. Sichtfeld
Das Sehfeld bezeichnet die sichtbare Breite auf 1.000 Meter Entfernung. Die Angabe 120 Meter/1000 Meter bedeutet also, dass der Beobachter in einem Kilometer Entfernung ein Sehfeld mit dem Durchmesser von 120 Metern sieht. Je höher die Vergrößerung, desto schmaler ist grundsätzlich das Sehfeld. Manchmal wird das Sehfeld auch in Winkelgrad angegeben. Wenn man diesen Wert mit 17,45 multipliziert, erhält man den Meter-Wert. Ein Sehfeld von 120 Metern entsprecht daher 6,88 Grad.
Ein breiteres Sehfeld hat den nicht zu unterschätzenden Vorteil des besseren Überblicks, der erhöht nämlich den Sehkomfort. Um es zu vergrößern, können sogenannte Weitwinkelokulare verbaut werden. Da in der Optik nichts ohne Preis zu haben ist, bringen diese Weitwinkelokulare aber grundsätzlich immer Nachteile wie etwa eine stärkere Verzeichnung oder zunehmende Randunschärfe mit sich.
Ein besonders großes Sehfeld erfordert optische Kompromisse
Zudem kann es bei Weitwinkel-Spektiven theoretisch eher zu den auch »Kidney Beans« genannten Abschattungen im Gesichtsfeld kommen, wenn man mit der Pupille zu nahe am Okular ist oder sich die Pupille nicht genau in der optischen Achse des Okulars befindet. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn man mit den Augen im Gesichtsfeld »wandert«. Da die Augenpupille bei abnehmendem Licht größer wird, kann hier ein gewisser Toleranzbereich entstehen, sodass das Strahlenbündel auch dann noch vollständig in die Augenpupille eintreten kann, wenn man im Okular nach oben, unten oder zur Seite schaut.
Abbildungsfehler bei Spektiven
Bei Spektiven mit variablen Vergrößerungsfaktoren handelt es sich ebenso wie bei Zoomobjektiven aus dem Fotobereich schon um komplexere, aufwändigere und damit teurere optische Systeme mit mehr Linsen, als sie bei handelsüblichen Ferngläsern und Monokularen anzutreffen sind. Wie alle Optiken weisen auch Spektive sogenannte Abbildungsfehler auf, die allerdings gerade bei teureren Modellen zumeist sehr gut korrigiert sind.
Eine weitere Parallele zu Zoom-Objektiven aus dem Fotobereich: Je geringer der Umfang des Zoom-Bereichs, desto geringer fallen potenziell die Abbildungsfehler aus.
Gerade bei günstigeren Optiken kann man an kontrastreichen Objektkanten oft Farbfehler oder auch Farbsäume beobachten, die auch als chromatische Aberrationen bezeichnet werden. Bei Spektiven und auch allgemein neigen Optiken mit Weitwinkel-Okularen, die ein besonders großes Sehfeld bieten, eher zu diesem Abbildungsfehler, der dann aber idealerweise nur in den äußeren Randbereichen auftritt.
Das Auge sieht nur in einem sehr engen Winkelbereich wirklich scharf, der viel kleiner als das Gesichtsfeld des Spektivs ist. Gleichwohl die Randschärfe eines Spektivs wichtiger als die eines Fernglases oder Monokulars, da man hier weniger durch Bewegung den Bildausschnitt verändert, als durch Pupillenbewegungen im Bildkreis herumzuschauen. Ist sie verringert, liegt ebenfalls ein Abbildungsfehler vor.
Ganz ohne Abbildungsfehler geht es nicht
Ein weiterer wichtiger Abbildungsfehler ist die sogenannte Verzeichnung, die zumeist einen tonnen- oder kissenförmigen Charakter hat und gerade Linien besonders am Bildrand entsprechend »verbiegt«. Bei den Spektiven konnten wir diesen Abbildungsfehler nur bei einem einzigen Modell beobachten.
Unser Favorit: Zeiss Conquest Gavia 85 mit Okular 30x – 60x
Das beste Spektiv für professionelle und semiprofessionelle Anwendungsfälle ist das Zeiss Conquest Gavia 85 mit dem Okular 30x – 60x. Die fehlende 20-fache Vergrößerung kommt bei Spektiven eher selten zum Einsatz, und der maximale Vergrößerungsfaktor von 60-fach entspricht sowohl dem Standard als auch einer Grenze, die die meisten Standard-Stative setzen. Denn bei dieser Vergrößerung wirken sich auch kleinste Schwingungen dramatisch auf die Bildstabilität aus, was auch für das Nachschwingen etwa nach Veränderungen des Fokus oder der Brennweite gilt.

Gehäuse und Ausstattung
Das mit Okular knapp 1,8 Kilogramm schwere und sehr solide wirkende Zeiss ist in Schwarz gehalten, griffig gummiert und weist einen dezenten Glanzeffekt auf. Fingerabdrücke fallen nicht weiter auf. Zeiss verspricht Druckwasserschutz bis zu einer Wassertiefe von rund vier Metern. Unter Spektiven gilt es sogar noch als relativ kompaktes Modell für unterwegs.
Eine ausziehbare Streulichtblende mit Peilhilfe ist vorhanden, sie verharrt stabil in ausgezogener Position. Das obligatorische Filtergewinde misst 86 Millimeter. Wie bei den meisten Spektiven mit Stativring ist auch der des Zeiss mit einer Schraube fixiert und rastet in verschiedenen 45-Grad-Positionen ein. Dank 1/4-Zoll- Gewinde passt der schwarz lackierte Metall-Stativfuß auf alle handelsüblichen Stative – ggf. mithilfe einer Schnellwechselplatte. Auf Stativköpfe von Manfrotto mit einer Aufnahme für eine 200PL-Platte können die Stativfüße der Spektive von Zeiss und Leica sogar direkt montiert werden.
Das Schnellwechsel-Bajonett für das Okular ermöglicht einen eine sichere Arretierung, ist jedoch nicht wie beim Leica mit einem Knopf gesichert. Beim Fokusring hat Zeiss sich für einen anderen Weg entschieden als die anderen Hersteller und präsentiert einen handbreiten, sehr sauber und satt laufenden Drehring vor dem Okular, der den gesamten Tubus umschließt und eine wunderbare Ergonomie bietet. Schnelles, sicheres und genaues Fokussieren gelingt dank der ausgewogenen Übersetzung in jeder Zoomstufe, wobei eine Doppelfokussierung das Scharfstellen bei besonders hohen Vergrößerungsfaktoren vielleicht noch ein wenig erleichtert hätte.
Ebenfalls einen hochwertigen Eindruck vermittelt das Okular. Die Ausgangslinse gehört zu den größten im Test. Der Zoomring ermöglicht eine Abdeckung des gesamten Zoombereiches ohne Umgreifen und legt dabei einen eher kurzen Weg zurück. Bei den meisten Spektive erfordert eine Änderung der Zoomstufe eine Anpassung der Fokussierung – erfreuliche Ausnahmen sind die Modelle von Leica und Zeiss.
In ihre drei Positionen rastet die angenehm große Augenmuschel etwas weich ein und reagiert in der mittleren Einstellung auf Druck, ohne sich gleich bei jeder Berührung mit dem Gesicht ins Okular zu drehen. Die Okularschutzkappe ist aus Gummi/Silikon und kann mit einem Band am Okular befestigt werden, während die vordere, dicke Kappe eine gute Schutzwirkung vermittelt und gegen versehentliches Abfallen gesichert ist.
Weiteres Zubehör lag unserem Testmuster nicht bei. Das Okular bringt ein T2-Gewinde zum Anschluss von Kameras mit. Zubehör für Digiskopie ist erhältlich. Eine Variante mit Geradeeinblick gibt es vom Conquest Gavia 85 nicht. Zeiss hat Adapter für spezielle Astronomie-Okulare im System.
Optische Leistung
Optisch spielt das Zeiss Conquest Gavia 85 natürlich ganz vorne mit und setzt sich gemeinsam mit dem noch teureren Leica vom restlichen Testfeld ab. Das liegt unter anderen an den verbauten Weitwinkelokularen, die bei identischer Zoomstufe ein größeres Sehfeld bieten als die Okulare der anderen Spektive im Test. Ein weiterer wichtiger Vorteil der hochpreisigen Beobachtungsfernrohre sind die hochwertigen und lichtstarken HD-Linsen und Vergütungen, deren genauer Einfluss auf die Bildqualität sich aber im Rahmen dieses Tests nicht spezifizieren lässt.
Der Objektivdurchmesser von 85 Millimetern ermöglicht grundsätzlich schon einmal eine hohe Lichtstärke, die bei Zoom-Optiken allerdings auch vom eingestellten Vergrößerungsfaktor abhängig ist. Bei 50-facher Vergrößerung liegt sie bei einem Wert von 2,9 (Dämmerungszahl: 69).
Bei 50-facher Vergrößerung liegt die Lichtstärke bei einem Wert von 2,9
Standard ist bei den meisten Spektiven ein Zoombereich von 20- bis 60-fach. Beim Zeiss geht es erst bei 30-fach los, was nur eine geringfügige Einschränkung darstellt, da Spektive zumeist in den höheren Zoomstufen verwendet werden. Grundsätzlich weisen Zoom-Optiken mit kleineren Zoombereichen potenziell weniger Abbildungsfehler auf – und die halten sich beim Conquest Gavia 85 mit dem getesteten Okulare in der Tat in engsten Grenzen. Scharfstellen kann man das Spektiv ab einer Entfernung von 3,3 Metern.
Beim Blick ins Okular präsentiert sich ein großer, heller Bildkreis, der sich bei zunehmendem Zoom natürlich verkleinert. Das Bild ist klar, gestochen scharf und detailreich von Rand zu Rand, Farben werden korrekt und brillant dargestellt, und der gerade bei der Vogel- und Naturbeobachtung wichtige Detailkontrast bleibt auch bei schwächerem Licht erhalten.
Leichte Probleme gibt es hingegen mit lila Farbsäumen an kontrastreichen Kanten in den äußeren Randbereichen, die erfahrungsgemäß eher bei Weitwinkelokularen auftreten und auch beim Leica-Spektiv zu beobachten sind. Die inneren Bereiche, wo in der Regel die Musik spielt, sind jedoch nicht betroffen. Von besonders bei Ferngläsern oft anzutreffenden kissen- oder tonnenförmigen Verzeichnungen fehlt hingegen auch an den äußersten Bildrändern jede Spur.
Besonders bei hellen Lichtverhältnissen und hohen Zoomstufen kann es bei Bewegungen und Umherschauen im Bild zu Abschattungen kommen. Hier hatten wir mit dem Leica wohl auch wegen dessen im Durchschnitt leicht größerer Austrittspupille etwas weniger Probleme.
Zeiss Conquest Gavia 85 im Testspiegel
Photoinfos.com hat sich das Conquest Gavia 85 mit dem Okular 30x – 30x schon 2016 vorgeknöpft, der Artikel hat aber eher beschreibenden Charakter und beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Fragen der Digiskopie.
Auch all4shooters.com beschäftigt sich mit dem Zeiss-Spektiv, beschreibt es aber ebenfalls eher.
»Echte«, frei zugängliche Testberichte waren zum Testzeitpunkt nicht zu finden und werden gegebenenfalls später nachgereicht.
Alternativen
Das beste Spektiv ist für uns das Zeiss Conquest Gavia 85, es kostet aber auch einen Haufen Geld, den sicher nicht jeder auf den Tisch legen kann oder will. Deswegen haben wir eine günstigere Alternative für Sie, die sich ergonomisch und optisch nicht verstecken muss. Auch eine noch teurere Variante stellen wir vor.
Gut & günstig: Vanguard Endeavor HD 65A
Das rund 1,5 Kilogramm schwere Spektiv von Vanguard mit seinem Objektivdurchmesser von nur 65 mm deckt einen Zoombereich von 15- bis 45-fach ab und fällt daher recht kompakt bzw. kurz aus. Es bringt eine herausziehbare, verstellsichere Streulichtblende mit Peilhilfe sowie ein Filtergewinde mit. Der Brennweitenbereich ist etwas ungewöhnlich, der maximale Vergrößerungsfaktor der kleinste im Test. Man kommt also nicht so nahe heran, hat dafür aber mehr Übersicht. 20x – 60x hat Vanguard auch im Angebot, dazu später mehr.

Hellgrau und Schwarz sind die dominierenden Gehäusefarben des Vanguard, es wird aber auch eine komplett schwarze Variante angeboten. Das Spektiv ist laut Hersteller Wasser fest, was aber nicht näher spezifiziert wird. Am hinteren Teil vor dem Okular-Bajonett dominiert eine Leder-Optik. Das Gehäuse ist griffig und macht einen soliden und stabilen Eindruck. Nennenswerte Verarbeitungsmängel sind uns nicht aufgefallen. Fingerabdrücke sind kein Thema. Der Stativring ist verstellbar, wird mit einer Hebel-Schraube gesichert und rastet ebenso wie beim Zeiss und beim Leica in verschiedenen Positionen ein. Ein 1/4-Zoll-Gewinde am Stativfuß fehlt nicht.
Eine Ausnahme in dieser Preisklasse ist die Doppelfokussierung mit zwei verschiedenen Übersetzungen, wobei die beiden oben vor dem Okular angebrachten, sauber laufenden Fokusräder etwas länger hätten ausfallen können. Der mittelstarke Widerstand des Rades für die Grobeinstellung ist angenehm, während das Rad für die Feineinstellung einen sehr geringen, aber noch ausreichenden Widerstand aufweist. Eine schnelle, aber dennoch präzise Fokussierung ist über den gesamten Brennweitenbereich komfortabel möglich.
Das mit einem Schraubgewinde versehene Okular-Bajonett verfügt über eine mit einem Schiebeschalter gesicherte Schnellwechselfunktion, mit der sich das Okular sicher arretieren lässt. Der griffige Zoomring am Okular lässt sich nicht mehr ganz ohne Umgreifen über den gesamten Zoombereich drehen, der Widerstand ist hoch, aber noch im ergonomischen Bereich.
In Sachen Brillenträgerokular beschreitet Vanguard einen etwas anderen Weg als die anderen Hersteller. Die angenehm große Augenmuschel lässt sich durch Drehen stufenlos verstellen, wobei der Widerstand so groß ist, dass ein Verstellen durch den Anpressdruck des Auges kaum möglich ist. In der ausgefahrenen Position rastet sie kaum spürbar ein.
Die Deckel des Vanguard sind stabil; der vordere ist gegen Abfangen gesichert und verspricht eine gute Schutzwirkung. Das mitgelieferte Zubehör besteht aus einer funktionalen Tasche, einem Trageriemen und einem Mikrofasertuch.
Vergleichsweise klein präsentiert sich das Sehfeld im Vergleich zu den beiden sehr teuren Spektiven im Test. Der Bildkreis ist schon in der niedrigsten Zoomstufe nicht wirklich bildfüllend und schrumpft beim Einzoomen noch ein Stück weit zusammen. Mit der Lichtstärke von nur 1,7 (Dämmerungszahl 57) bei (theoretischer) 50-facher Vergrößerung ist es aufgrund des relativ kleinen Objektivdurchmessers nicht zum Besten bestellt, was aber durch kleinere Vergrößerungsfaktoren »ausgeglichen« wird.
Je weiter man einzoomt, desto mehr lassen die insgesamt sehr gute Auflösung und der Detailkontrast nach, bleiben aber auf einem hohen Niveau hinter dem von Zeiss und Leica und liegen etwa auf Augenhöhe mit dem Kowa TSN-663M. Zum Rand hin nimmt die Auflösung kaum ab. Farbsäume sind sehr gut (und damit besser als den weitwinkligeren Spektiven von Zeiss und Leica) kontrolliert und treten allenfalls an den Bildrändern dezent zutage. Verzeichnung ist auch in den äußeren Bildbereichen kein Thema.
Dem Endeavor liegt eine Wetterschutztasche bei. Zubehör für Digiskopie ist erhältlich. Die Herstellergarantie beläuft sich auf zehn Jahre.
Noch besser: Vanguard Endeavor HD 82A
Wer auf einen Zoombereich von 20- bis 60-fach Wert legt und das Spektiv bei hohen Vergrößerungen in der Dämmerung verwenden will, greift zum größeren Vanguard Endeavor HD 82A mit einem Objektivdurchmesser von 82 Millimetern, das ähnliche optische Eigenschaften mitbringen dürfte, zumal es mit dem gleichen Okular kombiniert ist, das deswegen über zwei Skalen verfügt. Wir werden diese Variante bald mit in den Test aufnehmen.
Wenn Geld egal ist: Leica APO-Televid 82
Wem unser Favorit für gut 1.700 Euro noch zu günstig ist, sollte einen Blick auf das edle Leica APO-Televid 82 mit Okular 25x – 50x werfen. Es erzielt in jeder einzelnen Disziplin Spitzenleistungen und ist unserem Favoriten optisch teilweise sogar leicht überlegen, was aber auch auf den geringeren maximalen Vergrößerungsfaktor zurückzuführen sein kann. Direkt vergleichen kann man eigentlich nur zwei Optiken mit identischem Brennweitenbereich.

Abgesehen vom roten Leica-Symbol ist das griffig gummierte, solide, sauber verarbeitete Spektiv komplett in Mattschwarz gehalten. Es ist laut Hersteller druckwasserfest bis 500 mbar und bringt Neben dem obligatorischen Filtergewinde (E82) eine Streulichtblende mit Peilhilfe mit, die nach dem Ausziehen bleibt, wo sie sein soll. Der Stativring lässt sich mithilfe einer Arretierungsschraube verstellen und rastet in 45-Grad-Abständen ein.
Inklusive Okular 25x – 50x beläuft sich Gewicht auf knapp zwei Kilogramm, womit es im Testfeld nur noch vom Bresser Pirsch mit seinem 10-Zentimeter-Objektivdurchmesser übertroffen wird, das gut 2,1 Kilogramm auf die Waage bringt. Unser Favorit wiegt ca. 200 Gramm weniger als das Leica.
Mithilfe eines breiten Drehrings am hochwertig wirkenden, schweren Okular wird die Brennweite eingestellt. Der gesamte Zoombereich von 25- bis 50- fach lässt sich ohne Umgreifen erreichen. Montiert wird das Okular mithilfe eines Schnellwechselbajonetts, das mit einem Knopf gesichert ist. Auch hier kommt ein Manfrotto-kompatibler Stativfuß aus Metall zum Einsatz, der dem des Zeiss weitgehend gleicht. Die vordere, sehr stabil wirkende Kunststoff-Kappe des Leica ist gesichert.
Dank Doppelfokussierung, bei der das sauber laufende Fokusrad in zwei Bereiche mit unterschiedlichen Übersetzungen (und Widerständen) aufgeteilt ist, gelingt das Scharfstellen über den gesamten Brennweitenbereich schnell, aber trotzdem genau. Montiert ist die beste Scharfstelleinrichtung im Test ergonomisch günstig an der Oberseite vor dem Okularbajonett. Die größte Augenmuschel im Test umrahmt die größte Okularlinse und lässt sich in vier Stufen satt einrasten und arretieren. Auf Druck reagiert sie nicht. Es handelt sich um das ausgereifteste Brillenträgerokular im Test.
Beim Blick ins Okular offenbart sich ein sehr großer Bildkreis, der sich beim Hineinzoomen zwar verkleinert, bei maximaler Vergrößerung aber immer noch größer ist die günstiger Spektive bei niedrigster Zoomstufe. Das Sehfeld ist sehr breit. Änderungen der Zoomstufe erfordern keine neue Fokussierung. Dank seines Objektivdurchmessers von 82 Millimetern bietet es bei einem Vergrößerungsfaktor von 50 eine hohe Lichtstärke von 2,7 (Dämmerungszahl 64), während unser Favorit von Zeiss 2,9 bzw. 65 erreicht.
Die Toleranz gegen Abschattungen (»Kidney Beans«), die bei Bewegungen vor dem Okular und Pupillenbewegungen zwecks Herumschauen im Bildkreis besonders bei hellen Lichtverhältnissen und hohen Vergrößerungsfaktoren auftreten können, ist beim Leica angenehm groß. Die Naheinstellgrenze liegt bei kurzen 3,5 Metern.
Das Bild ist von durchgehender, überragender Klarheit und Schärfe, der absolut überzeugende Detailkontrast sorgt dafür, dass auch feinste Farbschattierungen etwa auf homogenen Hauswänden oder im Federkleid eines Vogels unterscheidbar bleiben – und das sogar in der Dämmerung. Zu Farbsäume an Kontrastkanten kommt es nur in schwach ausgeprägter Form und in den Randbereichen. Verzeichnungen sind wie bei den meisten Spektiven im Test nicht einmal im Ansatz zu beobachten.
Digiskopie lässt sich mithilfe Herstellereigener Adapter umsetzen, daneben bieten auch Fremdhersteller Lösungen für das Leica-Spektiv mit Okular an. Die nur zwei Jahre Garantie sind eine Unverschämtheit.
Außerdem getestet
Kowa TSN-663M mit Okular 20x - 60 x
In Grau und Militärgrün ist das mit Okular gut 1,3 Kilogramm leichte Kowa TSN-663 20x-60x gehalten. Es ist mit Stickstoff befüllt, wasserdicht und bringt eine herausziehbare Gegenlichtsblende ohne Peilhilfe mit. Verarbeitungsmängel sind nicht festzustellen, die Konstruktion macht einen soliden Eindruck. In Sachen Objektivdurchmesser und damit potentieller Lichtstärke liegt es mit 66 Millimetern im Mittelfeld. Die Ringsschelle mit dem Metall-Stativfuß ist zwar verstellbar, lässt sich nach Lösen der Schraube aber nur schwer bewegen und rastet in keinerlei Position ein.
Deutlich kleiner als bei den beiden teuersten Spektiven im Test als auch beim Vanguard fällt die Okular-Linse aus. Der Zoomring ist schmal und bietet zwischen den Vergrößerungsfaktoren 20 und 60 einen sauberen Lauf mit angenehmem Widerstand und einer Übersetzung, die es erlaubt, den gesamten Brennweitenbereich abzudecken, ohne die Hand vom Okular nehmen zu müssen. Dreht man ihn schnell, quietscht er gelegentlich. Das Fokusrad läuft sauber und bietet einen ausgewogenen Widerstand, könnte etwas länger sein. Eine Doppelfokussierung fehlt.
Die Augenmuschel ist angenehm groß, lässt sich in fünf Stellungen arretieren und reagiert nicht auf Druck. Insgesamt ist die Ergonomie mittelmäßig bis gut und bleibt hinter der unsere Empfehlungen zurück.
Beim Blick ins schmale Okular sieht man einen im Vergleich eher kleinen Bildkreis der sich beim herauszoomen nochmals deutlich verkleinert. Das Okular wird durch Überdrehen in die eine Richtung montiert und in die andere Richtung gelöst und verfügt über keine weitere Sicherung, sodass es versehentlich aus dem Gehäuse gedreht werden kann.
Rechnerisch ergeben sich bei einem Vergrößerungsfaktor von 50 eine Lichtstärke von 1,7 und ein Dämmerungsfaktor von 57. Die kleine Austrittspupille begünstigt Abschattungen, größere Probleme hat uns dieses Phänomen aber nicht bereitet. Auflösung und Schärfe sind sehr gut und liegen etwa auf Augenhöhe mit dem Vanguard. Auch der sehr gute Detailkontrast überzeugt. Bei hohen Vergrößerungsfaktoren nimmt die Bildqualität ab, bleibt aber auf einem guten Niveau.
Kowa TSN-501 20x - 60x
Das grün-graue, mit Stickstoff befüllte und wasserdichte Kowa TSN-501 20x – 60x erinnert von der Größe her eher an ein Fernglas und ist seinen Preis von rund 270 Euro (Testzeitpunkt) nicht wert. Inklusive fest verbautem Okular wiegt es nur 433 Gramm. Eine Gegenlichtsblende fehlt, ein Filtergewinde ist vorhanden. An der Verarbeitung haben wir nichts auszusetzen.
Das Okular und seine Linse sind sehr klein. Einen nur kurzen Weg legt der unglaublich schwergängige Zoomring auf seinem Weg von 20- bis 60-facher zurück. Besser sieht es mit dem sauber laufenden und einen eher geringen Widerstand bietenden Fokusrad aus, dessen brauchbare Übersetzung dafür sorgt, dass man auch bei starker Vergrößerung den Fokus genau treffen kann. Es ist gut erreichbar, hätte aber etwas länger ausfallen können. Die Gesamtergonomie gehört zu den schlechtesten im Test.
Optisch gewinnt das kleine Kowa mit seinem Objektivdurchmesser von nur 50 Millimetern ebenfalls keinen Blumenstrauß. Die potentielle und von der Brennweite abhängige Lichtstärke ist schwach, Austrittspupille und Sehfeld sind klein. In Sachen Abschattungen ist es gleichwohl angenehm unempfindlich. Als brauchbar kann man die Auflösung in der Mitte bezeichnen, die zum Bildrand hin aber sichtbar nachlässt. Sehr schwach ist hingegen der Detailkontrast ausgeprägt.
Farbsäume sind beim TSN-501 leider ebenfalls ein Thema und reichen uns teilweise zu weit in die Bildmitte hinein. Verzeichnung ist hingegen auch bei diesem Spektiv nicht zu beobachten.
Celestron Ultima 65 45 Grad 18x - 55x
Beim mit Okular gut 1 Kilogramm leichten, wassergeschützten Celestron Ultima 65 18x – 55x für etwa 220 Euro (Testzeitpunkt 07/2022) handelt es sich um eines der günstigsten Spektive im Test. Das griffige, grün-schwarze Gehäuse wirkt aufgrund seines geringen Gewichts weniger hochwertig als bei den teureren Spektiven – hinzu kommen die wenig wertig anmutenden Materialien sowie einige kleinere Unregelmäßigkeiten bei der Verarbeitung, die aber keinen Einfluss auf die Funktion haben. Eine Streulichtblende fehlt.
Unsere Stativ-Wechselplatte ließ sich nur mühsam am fest verbundenen Stativfuß des Spektive befestigen, es war leichter, sie schief hinein zu drehen, als gerade. Das in China hergestellte Spektiv bringt ein zu weit vorne montiertes, dafür aber ausreichend langes Fokusrad mit ausgewogener Übersetzung und sauberem Lauf mit, sodass auch in höheren Zoomstufen noch genau fokussiert werden kann. Das Okular verfügt über kein Bajonett, lässt sich aber abschrauben. Das kann leider auch passieren, wenn man den Fokusring überdreht.
Einen kurzen Weg nimmt der Fokusring über den Zoombereich von 18- bis 55-fach, sein Widerstand ist ausgewogen und der Lauf satt. Eine Augenmuschel, die das Auge auf etwas Abstand hält, ist vorhanden, aber nicht verstellbar. Sie kann ab geschraubt werden.
Betrachtet man die optischen Eigenschaften, fällt zunächst auf, dass der Bildkreis des Okulars bereits bei geringster Vergrößerung sehr klein wirkt. Im Hinblick auf den Frontlinsendurchmesser von 65 Millimetern liegt die potentielle Lichtstärke im Mittelfeld. In der höchsten Zoomstufe hat die Austrittspupille nur noch einen Durchmesser von 1,1 Millimetern, was gerade bei viel Licht zu lästigen, kaum vermeidbaren Abschattungen führt.
Die Auflösung in der Mitte ist gut, lässt zum Rand hin aber nach. Übel sieht es mit dem schlechten Detailkontrast aus, der das Bild besonders bei hohen Vergrößerungen fast etwas milchig wirken lässt. Farbsäume waren teilweise sehr prominent und sind sogar in der Bildmitte aufgetreten. Mit der abwesenden Verzeichnung gab es hingegen keine Probleme.
Als Zubehör legt Celestron eine billigwirkende aber halbwegs funktionale Tasche, einen Becher ohne erkennbaren Sinn, einen Metallring sowie eine kleine Gürteltasche mit Schlüsselclip bei.
Bresser Pirsch 25x - 75x 100 mm
Das dunkelgrüne, über 2,1 Kilogramm wiegende Bresser Pirsch 25x – 75x 100 (wassergeschützt) ist das voluminöseste, schwerste und längste Spektiv im Test, was an seiner ungewöhnlich großen Objektivöffnung von 100 mm liegt, die es zur rechnerisch lichtstärksten Optik im Test macht.
Das Gehäuse macht einen soliden und gut verarbeiteten Eindruck. Minimale Verarbeitungsmängel findet man nur, wenn man danach sucht. Die ausziehbare Gegenlichtsblende vorne ist etwas schwergängig, so aber auch verstellsicher und verfügt merkwürdigerweise über eine Art griffelten und erhabenen Drehring, dessen Funktion sich uns nicht erschließt. Der Stativringlässt sich mit gelöster Schraube nur sehr schwer verstellen und rastet nirgends ein.
Okular und Okularlinse fallen klein aus. Das Fokusrad hat einen zu langen Lauf für niedrigere Zoomstufen, dafür lässt es sich in höheren recht granular einsetzen. Demontiert werden kann das Okular nicht, die kleine Augenmuschel ist nicht verstellbar. Die Gesamtergonomie gehört zu den schlechtesten im Test.
Bresser ist das einzige Spektiv im Test, das mit deutlichen Verzeichnungen im Randbereich zu kämpfen hat. Farbsäume an Kontrastkanten sind bei Sonnenschein über den gesamten Bildbereich sichtbar. Besonders in höheren Zoomstufen (die höchste haben wir nicht mehr ausreichend scharf gestellt bekommen) lassen Bildschärfe und Detailkontrast stark zu wünschen übrig. In höheren Zoomstufen wird es auch immer schwerer, lästigen Abschattungen zu entgehen, die allerdings auch bei niedrigeren Vergrößerungen, bei der die Bildqualität erheblich besser ist, zu leicht zu provozieren sind.
Die errechnete Lichtstärke von 4 bei 50-fachem Zoom liegt im Testfeld einsam an der Spitze, während die Dämmerungszahl von 71 gar nicht so weit von den 65 unseres Favoriten entfernt sind. Trotz des theoretischen Vorteils der hohen Lichtstärke raten wir vom Bresser allein schon wegen der wirklich schlechten optischen Eigenschaften ab.
Gosky ED 20x - 60x 80 mm
Sehr schlecht dokumentiert ist das voluminöse, gut 1,4 Kilogramm schwere und augenscheinlich gut verarbeitete Gosky ED 20x – 60x 80 mm, weshalb in der Tabelle öfter »keine Angabe« zu lesen ist. Es in Grau und Grün gehalten, die Räder der Doppelfokussierung und das nicht austauschbare Okular sind schwarz. Eine ausziehbare Streulichtblende ist vorhanden. Das griffige Spektiv macht einen stabilen Eindruck und ist augenscheinlich einwandfrei verarbeitet. Ein nicht näher definierter Wasserschutz ist laut Hersteller vorhanden.
Der Stativring lässt sich verstellen, rastet jedoch nicht an vorgegebenen Positionen ein. Das geteilte, gut erreichbare, aber etwas kurz geratene Fokusrad läuft und sauber und bietet zu den Übersetzungen passende Widerstände. Nicht so das Zoomrad, das den Standard-Zoombereich von 20x bis 60x mit nur wenigen Umdrehungen etwas unsauber durchläuft und dabei einen etwas zu hohen Widerstand aufweist.
Vergleichsweise hart fällt die Augenmuschel aus. Sie lässt sich auf vier Positionen satt einrasten und reagiert nicht auf Druck. Das Brillenträgerokular gehört zu den besseren im Test. Als im Vergleich mittelmäßig ist die Gesamtergonomie zu bezeichnen.
Mit seinem Frontlinsen-Durchmesser von 80 Millimetern gehört das Gosky zu den lichtstärkeren Spektiven im Test. Bei 50-facher Vergrößerung erreicht es einen guten Wert von 2,6 bei einer Dämmerungszahl von 63. Das Goksy ist angenehm unempfindlich gegen Abschattungen, aber auch hier nimmt die Gefahr natürlich mit steigender Brennweite zu. Auflösung und Schärfe lassen schon in der Bildmitte zu wünschen übrig, nehmen aber zumindest zum Rand hin nicht noch weiter ab, während der Detailkontrast im unteren Mittelfeld rangiert. In der höchsten Zoomstufe hatten wir Schwierigkeiten, eine annehmbare Schärfe zu erreichen
Mit den gut kontrollierten und nur in den Randbereichen dezent auftretenden chromatischen Abberationen aka Farbsäumen hat das relativ günstige Spektiv hingegen ebenso wenig zu kämpfen wie mit Verzeichnung, die hier zwar am Bildrand vorhanden, aber in der Praxis nicht der Rede wert ist.
Dem Gosky liegen ein Adapter für Fotos mit dem Handy sowie bei eine stabil wirkende und funktionsreiche Tasche bei.
So haben wir getestet
Wir haben uns viele Spektive in einem Preisbereich von rund 150 bis über 3.000 Euro angesehen und 8 aktuelle Modelle für unseren Test ausgewählt, 8 sind derzeit noch erhältlich. Dabei haben wir sowohl renommierte Marken als auch weniger bekannte, aber vielversprechende Hersteller berücksichtigt. Viele sehr günstige Spektive werden zwar unter verschiedenen »Marken«-Namen angeboten, sind aber oft baugleich.
Im Rahmen des Tests haben wir die Beobachtung Fernrohre auf zahlreiche optische, ergonomische und qualitative Kriterien hin untersucht und eine Bewertungstabelle mit verschiedenen Gewichtungen erstellt. Hier gehen wir kurz auf einige bewertungsrelevante Eigenschaften ein.

Wir finden es vorteilhaft, wenn es vorne und hinten Kappen gibt, am liebsten welche, die sich am Spektiv befestigen lassen und/oder Ösen für eigene Lösungen mitbringen.
Das wichtigsten Bedienelement bei jedem Spektiv sind natürlich die Einstellräder für die Fokussierung und die Brennweite bzw. Zoomstufe. Dazu muss man wissen, dass Spektive mit bzw. bei hohen Vergrößerungsfaktoren grundsätzlich mehr Anpassungen brauchen, wenn man von der Nähe in die Ferne schwenkt, was bei Spektiven aber eher selten vorkommt. Das liegt daran, dass die sogenannte Tiefenschärfe bei stärkerer Vergrößerung geringer ist. Wir haben uns Erreichbarkeit, Lauf und Übersetzung der Fokusräder angesehen.
Normale Fehlsichtigkeit ohne stärkere Hornhautverkrümmung oder andere Besonderheiten lässt sich an einem Spektiv mithilfe der Fokussierung ausgleichen.
Mäßige Sehschwäche kann vom Spektiv ausgeglichen werden
Der Brennpunkt gibt an, wie weit das Auge vom Okular entfernt sein muss. Der Abstand kann bei den meisten Spektiven durch justierbare Augenmuscheln – häufig aus Gummi oder besser aus Naturkautschuk – angepasst werden. Für Brillenträger mit stärkeren Gläsern sollte der Brennpunkt dieser sogenannten »Brillenträger-Okulare« möglichst weit hinten liegen. Hier kommt es auch darauf an, ob die Augenmuscheln beim Verstellen einen angenehmen Widerstand haben, ob und in wie vielen Positionen sie wie sicher einrasten und vor allem, ob sie durch Andrücken an Gesicht oder Brille wieder ins Gehäuse geschoben werden. Größere Augenmuscheln schirmen Umgebungslicht besser ab.
Beim Wasserschutz gibt es große Unterschiede, für uns war es vor allem wichtig, ob das Spektiv unter normalen Umständen wetterfest ist. Das trifft laut Herstellerangaben auf fast alle Kandidaten zu. Wer mit dauerhaften, harten Wettereinsätzen oder gar Unterwassersituationen rechnet, sollte sich auf jeden Fall die Hersteller-Webseiten ansehen.

Ein Stativanschluss ist bei Spektiven obligatorisch und sollte mit 3/8- und 1/4-Zoll-Gewinden versehen sein. Stativfüße, die direkt auf Manfrotto-Stativköpfe montiert werden können, bieten besonderen Komfort.
Eine mehr oder weniger schöne bzw. brauchbare Tasche lag bei weitem nicht jenem Testmuster bei, kann aber trotzdem im normalen Lieferumfang enthalten sein. Wir können nur testen und beurteilen, was uns zur Verfügung gestellt wird. Weiteres Zubehör besteht zum Beispiel aus Abdeckkappen, Trageriemen, ausführlichen oder nicht so ausführlichen Bedienungsanleitungen, Garantieunterlagen und Mikrofasertüchern. Umfang und Qualität des Zubehörs haben wir kaum mit in die Bewertung einfließen lassen.
Auf die Punkte Lichtstärke, Dämmerungszahl und Austrittspupille sind wir schon eingegangen. Wir haben hier die rechnerischen Werte berücksichtigt. Weitere (subjektiv) wichtige Kriterien sind natürlich Auflösung, Schärfe, Klarheit und Detailkontrast. Außerdem haben wir überprüft und bewertet, ob und in welcher Stärke die oben angeschnittenen Abbildungsfehler vorliegen.
Die wichtigsten Fragen
Welches Spektiv ist das beste?
Am meisten überzeugt im Test hat uns das Zeiss Conquest Gavia 85 mit dem Okular 30x – 60x. Es verbindet die erforderliche Robustheit mit ausgezeichneter Ergonomie und überzeugenden optischen Eigenschaften wie einem großen, hellen Sehfeld, Brillanz und sehr guter Schärfe auch an den Bildrändern. Aber es gibt auch interessante Alternativen.
Eignen sich Spektive auch für die Astronomie?
Grundsätzlich eignen sich Spektive auch für die Astronomie – schon wegen der hohen Vergrößerungsfaktoren kann man Sterne und Planeten viel näher heranholen als mit einem Fernglas oder Fernrohr. Wichtig ist aber, dass die optische Qualität stimmt und sich das Okular auf unendlich scharfstellen lässt. Ob das der Fall ist, erfährt man von den Herstellern, die für hochwertige Spektive teilweise spezielle Astronomie-Okulare anbieten.
Was für Stative eignen sich für Spektive?
Das kommt auf den maximalen Vergrößerungsfaktor und das Gewicht des Spektivs an. Je höher diese beiden Faktoren sind, desto schwerer und stabiler sollte auch das Stativ sein. Ein hochwertiges Foto-Stativ von Manfrotto hat uns im Test gute Dienste geleistet, schwang bei Berührungen jedoch zeitraubend lange nach. Abhilfe schaffen beispielsweise gedämpfte Stative, die jedoch teuer sind. Will man Digiskopie betreiben, muss man noch das zusätzliche Gewicht der Kamera und gegebenenfalls des Objektivs berücksichtigen. Wichtig ist in jedem Fall ein Schwenk- und Neigekopf.