Hier geht’s zum Test der besten Rollentrainer.
Rennradschuhe mit Klickpedal-Kompatibilität sind bei Rennrädern schon vor vielen Jahren zur Norm geworden, spezielle Rennradschuhe gibt es seit Jahrzehnten. Waren vor 40 Jahren noch Lederschuhe erhältlich, die in sogenannten Hakenpedalen gefahren wurden, sind inzwischen sensibel auslösende Klickpedale der Standard – und Rennradschuhe, die aus raffinierten Kunstfaser-Kombinationen hergestellt werden und mit zahlreichen technischen Funktionen ausgestattet sind. Die Hersteller versehen ihre Modelle zudem mit Schnellschnürsystemen, komfortablen Fußbetten und strategisch positionierten Belüftungssystemen.
Entscheidend bei der Schuhwahl sind jedoch nach wie vor Passform, Funktionalität, Preis-Leistungs-Verhältnis und Kraftübertragung – alles Faktoren, die wir in die Bewertung der getesteten Rennradschuhe einfließen ließen.
Im Test haben wir uns 20 Modelle der verschiedensten Preisklassen angesehen, vom günstigen Einsteigerschuh bis hin zum teuren Luxusmodell. Hier sind unsere Empfehlungen in der Kurzübersicht.
Kurzübersicht
Der Specialized Torch 2.0 ist eine Komfort-Offenbarung und wird alle Rennradfahrer begeistern, die einen (noch) bezahlbaren, leichten und schön verarbeiteten Rennradschuh suchen, der noch dazu mit einer ausgezeichneten Kraftübertragung überzeugt. Ein Schuh, der Lust auf mehr macht – egal ob es die neue Bestzeit beim Zeitfahren oder ein Langstrecken-Projekt ist.
Der Mavic Cosmic Boa bringt so ziemlich alles mit, was Rennradfahrer brauchen: Hoher Tragekomfort, Schnellschnürsystem und geradlinige Optik. Der Preis für dieses Gesamtpaket ist heiß – der Schuh geht je nach Händler schon für unter 100 Euro über die Ladentheke. Gut gefallen hat uns außerdem das Gewicht: Mit rund 550 Gramm Paargewicht gehört der Rennradschuh des französischen Herstellers zu den leichtesten Schuhen im Test.
Der Bontrager Circuit verblüfft durch seine klare, aufgeräumte Optik. Der Hersteller kombiniert eine durch einen Klettverschluss unterstützte BOA-Schnellschnürung mit einem bequemen Fußbett und einer eher breiten Passform. Durch den breiten Schnitt wendet er sich insbesondere an Rennradfahrer, die Probleme mit zu schmalen Schuhen haben. Der Circuit ist ein Schuh, der a) für alle Könnensstufen und b) alle Rennrad-Einsatzbereiche geeignet ist.
Der leichte Shimano RC502 ist ein Schuh für Rennradler, die auf der Jagd nach neuen Bestzeiten sind. Mit nur 540 Gramm Paargewicht ist er der leichteste Rennradschuh im Test, dabei ist er mit je nach Händler rund 100 Euro noch bezahlbar. Gut gefallen haben uns auch die Kraftübertragung und die Belüftung. Als eher schmal geschnittener Schuh ist der Shimano indes nichts für Breitfüßer.
Für alle, die nicht so viel ausgeben wollen: Der Luck Evo hat uns überrascht. Im Amazon-Webshop sieht der Rennradschuh zwar etwas »billig« aus – und auch beim Auspacken haftet ihm ein Low-Budget-Image an. Hat man ihn jedoch an den Füßen, macht der Schuh schlichtweg Spaß! Er ist der perfekte Schuh für Anfänger mit kleinem Geldbeutel, schließlich kostet er je nach Größe lediglich zwischen 50 und 80 Euro. Einen Bonus hat der Schuh darüber hinaus: Er wird in Europa, genauer Spanien, hergestellt. Wem also die Optik egal ist, der kann getrost zum bequemen Luck greifen.
Vergleichstabelle
- Leicht
- Komfortable Zungen- und Fersenpartie
- Schöne Verarbeitung
- BOA-Schnellschnürsystem
- Komfortables Fußbett
- BOA-Schnellschnürsystem
- Überragendes Preis-Leistungsverhältnis
- Geradliniges Design
- Leicht
- Leicht
- Komfortables Fußbett
- BOA-Schnellschnürsystem
- Schnörkelloses, funktionelles Design
- Sehr leicht
- Knackige Kraftübertragung
- BOA-Schnellschnürsystem
- Etwas schmal geschnitten
- Made in Spain
- Toller Preis
- Komfortables Fußbett
- Auffällige Fersenreflektoren
- Etwas lockerer Sitz
- Fein dosierbares Schnellschnürsystem
- Fairer Preis
- Komfortabler Sitz
- Tolle Kraftübertragung
- Produktion in Italien
- Ausgezeichnetes Atmungsverhalten
- Tolle Passform
- Fein dosierbares Schnellschnürsystem
- Schwer
- Schöne Verarbeitung
- Anständiges Preis-Leistungs-Verhältnis
- Breite, komfortable Passform
- Rutschsichere Gummielemente an der Sohle
- Kann bei der Kraftübertragung nicht ganz mit der Konkurrenz mithalten
- Gute Kraftübertragung
- Elegantes Design
- BOA-Schnellschnürsystem
- Relativ schmale Passform
- Harte Innensohle
- Geringer CO2-Abdruck dank Produktion in Italien
- Tolle Passform bei schmaleren Füßen
- Sehr elegantes Design
- BOA-Schnellschnürsystem
- Nichts für »Breitfüßer«
- Ausgezeichnete, langlebige Verarbeitung
- Präzises Schnürsystem
- Guter Halt
- Schnellschnürsystem
- Relativ schwer
- Geradliniges Design
- Toller Halt
- Angenehmes Fußbett
- BOA-Schnellschnürsystem
- Verschmutzt leicht
- UVP relativ teuer
- Schöne Verarbeitung
- Leichtgängige Schnellschnürung
- Direkte Kraftübertragung
- Pedalplatte längenverstellbar
- Schmaler Schnitt
- Tolles Preis-Leistungs-Verhältnis
- Pedalplatte längenverstellbar
- BOA-Schnellschnürsystem
- Wenig Details, die ihn von der Konkurrenz abheben
- Komfortabler Sitz
- Zeitloser, eleganter Klassiker-Look
- Ausgezeichnete Verarbeitung
- Sehr teuer
- Schnürung nur für Liebhaber
- Viel Technik für wenig Geld
- Schnellschnürsystem
- Leichte Konstruktion
- Anti-Rutsch-Material am Heck
- Hartes Fußbett
- Vergleichsweise klobige Gestalt
- Überzeugendes Preis-Leistungs-Verhältnis
- Geringes Gewicht
- Bestigung von Rennrad- als auch MTB-Cleats möglich
- Hartes Fußbett
- Keine Schnellschnürung
- Sohle nutzt sich schnell ab
- Auch mit Standard-SPD kompatibel
- Günstig
- Sehr schwer
- Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
- Bequem
- Pedalplatte längenverstellbar
- Für längere Gehstrecken geeignet
- Nur mit SPD-Pedalsystem kompatibel
- Mittelmäßiger Halt
Alle Infos zum Thema
Speed und Komfort: Rennradschuhe im Test
Rennradschuhe müssen spezielle Anforderungen erfüllen. Hier ist das Wichtigste, was Sie beim Kauf beachten müssen.
BOA-Schnellschnürsystem
Das BOA-Schnellschnürsystem hat sich in den vergangenen Jahren in den verschiedensten Sportarten etabliert. Ein filigran wirkender, aber hochfester Nylonfaden wird hierbei auf eine in einem Drehknopf untergebrachte Spule aufgerollt. Die Spule ist mit einer Rasterung ausgestattet, die den Nylonfaden beim Aufrollen fixiert.
Zieht man am Drehknopf, wird die Rasterung ausgeklinkt und die BOA-Schnürung lässt sich mühelos öffnen. Die Vorteile liegen auf der Hand: Der hochfeste Nylonfaden sorgt für einen besseren Halt als herkömmliche Schnürbänder oder ein Klettverschluss, der Schnürvorgang geht schneller vonstatten und die Schnürung kann während der Fahrt mit einem Handgriff nachjustiert werden.
Profil bei Rennradschuhen
Rennradschuhe sind ausschließlich zum Rennradfahren gedacht, das spiegelt sich auch im Profil wider. Sie sind daher nur mit Stollen oder kleinen »Bodenkontaktflächen« ausgestattet, die für kurze Gehstrecken etwas Kippsicherheit, aber nicht mehr bieten sollen.
Für den kurzen Weg von der Haustür zum Rennrad, zum Getränkeholen im Supermarkt oder zum Café nach der Tour sind Rennradschuhe geeignet. Wer längere Strecken zu Fuß zurücklegen will, sollte sich einen anderen Fahrradschuh, zum Beispiel einen »gutmütigeren Tourenschuh«, zulegen.
Klickpedal-Arten
Im Rennradsektor haben sich einige wenige Pedaltypen durchgesetzt: Shimano SPD-SL, Look, Time und Speedplay. Zwar gibt es noch einige andere Hersteller, diese spielen jedoch auf dem Massenmarkt eine untergeordnete Rolle. Die vier genannten zeichnet eines aus: Die Kraft wird über recht voluminöse Plastikelemente übertragen, die Pedalplatten oder Cleats genannt werden. Diese werden an den Schuh geschraubt und übertragen die Beinkraft auf den Antrieb.
Im Gegensatz zu den kleinen Metallcleats für Mountainbikes bestehen die größeren Rennrad-Cleats zum Großteil aus Plastik. Sie stützen den Schuh auf einer größeren Fläche auf dem Pedal ab, um die Kraft flächiger übertragen zu können. Nachteil (s.o.): Mit den klobigen Rennradcleats sind nur kurze Gehstrecken möglich.
Schuhgröße
Rennradschuhe sollten relativ passgenau sitzen. Im Gegensatz zu Wanderschuhen, wo durchaus ein wenig »Luft« sein kann, sind Rennradschuhe Teil des Antriebs. Wie jeder Mechaniker weiß, ist ein wenig Spiel gut, zu viel Spiel führt jedoch zu Reibung und disharmonischen Bewegungsabläufen.
Man sollte stets im Hinterkopf behalten, dass man beim Rennradfahren nicht nur nach unten auf die Fahrradkurbel drückt, sondern der Antriebsvorgang auch das »Ziehen« bei der Aufwärtsbewegung der Kurbel beinhaltet. Ist der Schuh zu weit, geht der Antriebsvorgang schlichtweg weniger effektiv vonstatten.
Unser Favorit
Das Testszenario für den Specialized Torch 2.0: Eine schnelle Ausfahrt am Abend, der Schnitt sollte nicht unter 30 km/h sinken, mehr als 300 Höhenmeter werden auch eingebaut. Man kann sagen – hier fühlt sich der Specialized Torch 2.0 pudelwohl.
Schon beim Anziehen fällt auf, dass Specialized bei Details wie der Fersen- und Zungenpolsterung seine Hausaufgaben gemacht hat. Entgegen vieler anderer Hersteller, bei denen es am Übergang von Zunge zur Fußbeuge gerne mal reibt bzw. sich eine unangenehme Druckstelle bildet, hat Specialized beim Torch 2.0 eine etwas dicker gepolsterten, aber trotzdem nicht auftragenden Bereich eingebaut, der sich gleich beim ersten Anziehen sehr komfortabel anfühlt – genauso wie die Heckpartie des Schuhs, wo der Hersteller ein ähnliches Konzept anwendet.
Auf unserer Testrunde verblüfft uns der Rennradschuh mit seiner tollen Kraftübertragung. Specialized nimmt einem die Entscheidung, wie weit sich der Pedal-Cleat verschieben lässt, weitestgehend ab, was aber nicht von Nachteil ist – mit wenigen Handgriffen sind die Cleats in der optimalen Position und man bekommt richtig schön Druck auf das Pedal.
Bleibt die Verarbeitung des rund 100 Euro teuren Rennradschuhs, an der es nichts zu bemängeln gibt. Vernähung, Obermaterial, Belüftungsöffnungen – auch hier merkt man schnell, dass sich Specialized in den letzten Jahren auch bei Radschuhen zum Top-Hersteller gemausert hat. Was die Passform angeht, wendet sich Specialized an »Normalfüßer« – der Schuh ist weder zu breit, sodaß man ins Schwimmen kommen, noch zu schmal, was wiederum Rennradler mit breiten Füßen ausschließen würde.
Specialized Torch 2.0 im Testspiegel
Das Tour-Magazin hat den Specialized Torch 2.0 schon 2021 getestet: Im Fazit werden die wichtigsten Stichpunkte aufgelistet:
»Allroundpassform, geräumige Zehenbox, gut anpassbar und guter Halt, Drehverschluss beidseitig rastend, große Gehnoppen, leicht, günstig«
Die Stiftung Warentest hat bisher keine Rennradschuhe getestet. Sollten weitere, interessante Testberichte zum Specialized Torch 2.0 erscheinen, tragen wir sie hier nach.
Alternativen
Weiß in weiß kommen die Mavic Cosmic Boa daher – Colorblocking vom Feinsten für Radsport-Fashion Victims! Die Cosmic Boa sind so schnörkellos schön, dass es eine Freude ist. Dazu trägt auch das BOA-Schnellschnürsystem bei, das für schnelle, unkomplizierte Schnürvorgänge sorgt.
Im Test nehmen wir den Rennradschuh auf mehrere kleine Runden mit. Das Reinschlüpfen geht angenehm schnell. Ist der Schuh am Fuß, gibt es ein kleines Aha-Erlebnis: So muss sich ein Rennradschuh-Fußbett anfühlen! Der französische Fahrradfelgen- und Komplettlaufrad-Experte Mavic hat sein Geschäftsfeld schon lange Richtung Bekleidung und Schuhe erweitert, was man dem Komfort des Cosmic Boa schnell anmerkt.
Daneben fällt ebenfalls auf, dass Mavic über eine Menge Knowhow im Rennradmetier verfügt – den sprichwörtlich »drückenden Schuh« suchen wir hier vergeblich, der Rennradschuh wirkt auf sympathische Weise wie aus einem Guss. Für das Gebotene ist die UVP von 119,95 Euro ein mehr als fairer Preis – wer ein bisschen sucht, findet ihn auch für (deutlich) weniger Geld.
Im Mavic fühlt man sich schlichtweg wohl – für uns stimmt hier das Gesamtpaket. Der französische Hersteller beweist, dass ein mit tollen technischen Features ausgestatteter Rennradschuh heutzutage nicht viel kosten muss. Ganz nebenbei – den Mavic Cosmic Boa gibt es nicht nur in einem zugegebenermaßen schmutzempfindlichen Weiß, sondern auch in anderen, für Regenfahrten etwas besser geeigneten Farbvarianten.
Es gibt diese Schuhe, die man auf Anhieb gerne hat – die Bontrager Circuit gehören definitiv dazu. Allein schon durch ihre relativ breite Passform kommen sie unserem Tester entgegen – Rennradler mit schmaleren Füßen könnten sie allerdings etwas zu breit finden. Zwar sind sie mit gut 100 Euro keine ausgesprochenen Schnäppchen, aber preislich noch im Rahmen.
Was uns besonders gut gefallen hat, ist das schnörkellose Design ohne allzu viel Nähte. Es verleiht dem Rennradschuh eine aufgeräumte Optik. Auch vom Komfort her reiht sich der Schuh weit oben ein. Der Fokus liegt nicht unbedingt auf Performance – stellt man sich einen Schieberegler vor, den man zwischen »Tragekomfort« und »Kraftübertragung« verstellen kann, liegt der Bontrager definitiv auf der Komfort-Seite.
»Druckstellen ade« schreibt Bontrager auf seiner Website – dem können wir nur beipflichten. Der Circuit ist sozusagen der Birkenstock unter den getesteten Schuhen, die Füße fühlen sich auch auf langen Ausfahrten gut aufgehoben. Wie inzwischen viele Konkurrenten verbaut auch Bontrager eine Kombination aus einer BOA L6-Schnellschnürung und einem Klettriemen am Vorderfuß – in unseren Augen die aktuell effizienteste Kombination, was Schnürsysteme angeht.
Dank der griffigen Gummielemente schafft man es mit dem Circuit auch noch, zum Bäcker oder ins Eiscafé zu stöckeln, ohne dass man sich gleich auf den Allerwertesten setzt. Was bleibt, ist eine Rundumempfehlung. Mit dem Bontrager Circuit erhält man einen schön verarbeiteten, wertigen Radschuh für alle Rennrad-Disziplinen.
Mit dem SH-RC502 ist Shimano erstmals in unsere Empfehlungs-Riege aufgestiegen. Das liegt in allererster Linie an der Tatsache, dass die SH-RC502 mit nur 540 Gramm sehr leicht sind – damit sind sie die leichtesten Rennradschuhe im Test! Auch insgesamt fallen die (in unserem Fall, es sind auch andere Farbvarianten erhältlich) metallic-blauen Rennpferde recht schlank aus.
Was gleich bei der ersten Ausfahrt auffällt, ist die direkte Kraftübertragung. Durch die carbonfaserverstärkte Zwischensohle verpufft auf dem Weg Richtung Pedal wenig Energie, gerade bei langen, kräftezehrenden Anstiegen kann der Shimano voll überzeugen. Durch den recht schmalen Schnitt sitzen die Füße fest in den Schuhen, da schlackert und wackelt nichts. Der stromlinienförmige Schuh sitzt fast in unserem Fall wie ein Socken.
Gut hat uns auch die Belüftung gefallen – auf der Unterseite an der Front befinden sich Lüftungsschlitze, die die Luft in den Schuhinnenraum führen und auch ausreichend groß sind, sodass man tatsächlich einen Lüftungs- bzw. Kühlungseffekt bemerkt.
Last but not least hat Shimano die Aufteilung der Sohle in unseren Augen sehr gut gelöst. Ohne zu viel Material zu applizieren und damit das Gewicht in die Höhe zu treiben, hat Shimano die Sohle des Schuhs rutschsicher gemacht. Somit gleichen kurze Gehstrecken nicht gleich einem unfreiwilligen Eiertanz – dem Eiscafé nach der sommerlichen Rennradtour steht nichts im Wege (außer vielleicht ein frisch gewischter Boden)!
Im Netz sieht der Luck Evo nach einem Fernost-Produkt aus. Die Produktbilder suggerieren eine eher billige Verarbeitung, zumal sich der Rennradschuh auch unter den günstigsten im Test einreiht. Zwei Dinge fallen sofort auf: Zum einen bedient sich Luck bei Farbe und Design relativ unverhohlen bei der italienischen Marke Sidi – deren Stammfarben Weiß, Schwarz und Rot finden sich auch hier wieder. Zudem erinnert der Name Luck, der uns übrigens in unserer ca. 35 Jahre andauernden Radkarriere noch nie in die Quere gekommen ist, auffällig an die renommierte französische Fahrrad- und Zubehörmarke Look. Kurzum: Sieht man einmal von der Extravaganz des Rapha ab, ist der Luck der kurioseste Fahrradschuh im Test.
Was uns am meisten verblüfft: Der je nach Größe nur 60 Euro teure Schuh ist tatsächlich in Spanien hergestellt. »Made in EU« – das bekommen die anderen Billigheimer im Test nicht hin. Das bedeutet schon mal einen Öko-Pluspunkt durch den kurzen Lieferweg.
Also nichts wie auf zur ersten Testfahrt. Eins fällt auf: Der Schuh ist echt breit! Wie bei wenigen anderen Schuhen im Test hat der Fuß angenehm viel Bewegungsfreiheit. Es fühlt sich alles etwas lockerer an als beispielsweise im XLC. Dazu sind die drei Klettverschlüsse relativ steif, was sich aber mit der Zeit etwas gibt. Der Luck will – wie alle anderen Schuhe natürlich auch – etwas eingefahren werden.
Beim Fußbett haben sich die spanischen Schuhmacher mehr Mühe gegeben als die Billig-Konkurrenz in Form von Sundried und XLC. Es ist durchaus als bequem zu bezeichnen. Unsere 65-Kilometer-Testrunde macht Spaß mit dem Schuh, auch wenn man sich bei langen Anstiegen etwas mehr Festigkeit beim »Ziehen« wünschen würde. Die Klettverschlüsse neigen eben dazu, etwas nachzugeben. Dafür haben sie einen breiten Verstellbereich und sind recht lang, was im Dauereinsatz von Vorteil sein dürfte.
Insgesamt hinterlässt der Rennradschuh für diesen Preis einen absolut zufriedenstellenden Eindruck. Besonders was den Tragekomfort angeht, hat man hier im Gegensatz zur Konkurrenz eher das Gefühl, in einem ordentlich geschusterten Schuh zu stecken als bloß in einem lieblos produzierten Bestandteil des Fahrradantriebs. Wer allerdings schmale Füße hat, wird nicht sehr angetan sein – oder muss dicke Socken anziehen. Mit dem Luck radelt man eben auf großem Fuß!
Außerdem getestet
Northwave Core Plus 2
Mit dem Core Plus 2 dürfen wir endlich auch einen Rennradschuh von Northwave testen, schließlich gehört diese italienische Marke seit Jahren zu den klassischen Herstellern von Rennrad- und Mountainbikeschuhen.
An diesem Mittelklasse-Schuh mit einem UVP von 120 Euro fällt zunächst das bequeme Fußbett auf. Die italienischen Hersteller verstehen eben ihr Schuh-Geschäft. Ebenfalls angenehm: Wir testeten den Core Plus 2 in Größe EUR 44,5. Im Vergleich zu einigen anderen italienischen Herstellern, in erster Linie aus dem Bekleidungsmetier, fallen die Northwave erstaunlich »normal« aus. Soll bedeuten: Es ist nicht notwendig, den Northwave eine halbe oder gar eine ganze Größe größer zu kaufen.
Die Verarbeitung des Schuhs lässt nichts zu wünschen übrig – Northwave setzt auf einen in dieser Preisklasse angemessenen Mix aus Kunststoff-Oberschuh und Hartplastiksohle. Ein Gummiabsatz sorgt für etwas besseren Fersen-Grip, dazu versieht Northwave den Schuh mit kleinen Lüftungsöffnungen für ein angenehmes Trageklima.
Was das Verschlusssystem angeht, kombiniert Northwave das innovative Micro Tune Closing System mit einem Klettverschluss. Der Hersteller wirbt damit, dass es das einzige Schnürsystem ist, das man entweder komplett oder stufenweise geöffnet werden kann. Hat man sich an die im Vergleich zu BOA etwas andere Handhabung gewöhnt, lernt man die feine Rasterung und die feine Justierbarkeit zunehmend zu schätzen.
Der Schuh lässt sich tatsächlich sehr exakt an den Fuß anpassen, was für einen ausgezeichneten Tragekomfort sorgt. Egal ob Kurz- oder Langstrecke: Wer auf Komfort und eine sehr exakte Dosierbarkeit des Schnellschnürsystems Wert legt, ist hier gut aufgehoben.
Sidi Alba 2
Sidi ist eine der bekanntesten Rennradschuhmarken überhaupt. Das Unternehmen aus dem Veneto blickt auf mittlerweile 60 Jahre Erfahrung in der Fertigung von Rennradschuhen zurück. Diese reihten sich stets in der Oberklasse ein, wie auch der hier getestete Alba 2.
Der Rennradschuh ist im klassischen Sidi-Design gehalten: Zur klassisch-roten Ferse mit dem Sidi-typischen Feuerball-Emblem kommt das ebenfalls typische Tecno-3-Schnellschnürsystem und ein in Schwarz-Weiß-Rot gehaltener Oberschuh.
Sidi war übrigens (mutmaßlich) die erste Marke auf dem Markt mit Schnellschnürsystem überhaupt. Das Qualitätsniveau von Sidi ist legendär, der Alba 2 macht da keine Ausnahme. Die Passform ist für einen italienischen Schuh recht breit. Wir haben zwar das normale Modell getestet, der Alba 2 wird aber auch in einer noch breiteren Variante angeboten.
Die hochfeste Sohle bietet mit die beste Kraftübertragung im Test – und das, wohlgemerkt, beim Drücken und beim Ziehen. Hinsichtlich seiner Passform fühlt sich der Schuh an wie vom Schuhmachermeister. Nimmt man alle getesteten Schuhe in die Hand und versucht sie entlang der Längsachse zu verdrehen, bekommt der Sidi Alba 2 zusammen mit dem Modell von Rapha die Bestnote.
Unser Orthopädie-Schumachermeister im Ort würde jetzt schimpfen, es gibt einen Kritikpunkt: das Gewicht. Der Sidi ist der einzige Schuh im Test, der die 700 Gramm-Marke knackt. Das schafft nicht mal Giro mit dem Multifunktionsschuh Rev. Das bedeutet: Zum einen ist der Sidi langlebig und stabil. Zum anderen wendet er sich nicht an »Schnell & Leicht«-Rennradler, die auf der Suche nach dem leichtesten Schuh für das nächste Rennradrennen oder die ultimative Leichtgewichts-Materialschlacht sind.
Sidi fertigt die Schuhe vielmehr für qualitätsbewusste Rennradfahrer, die sich auf ihre Ausrüstung zu hundert Prozent verlassen wollen und dafür auch gerne ein paar Euro mehr in die Hand nehmen. Nota Bene: Der Alba 2 stellt preislich den Einstieg in Sidis Rennradschuh-Sortiment dar.
Gaerne G. Tornado
Italienische Eleganz – dieses Stichwort kommt einem als erstes in den Sinn, wenn man den Gaerne auspackt. Der mit dem BOA-Schnellschnürsystem ausgestattete Rennradschuh ist sehr geradlinig designt, geradezu zeitlos schön und hochwertig verarbeitet. Der relativ schmal zulaufende Fahrradschuh erinnert fast schon an einen modischen Herrenschuh. Schließlich ist er auch Made in Italy. Das hat etwas für sich: Wer auf kurze Lieferwege und einen gewissen Öko-Aspekt Wert legt, sollte hier aufhorchen, denn Made in Europe bedeutet keine lange Anreise per Schiffscontainer aus Fernost.
Gaerne ist schon lange im Geschäft, aber nie eine der angesagteren Marken im Rennradschuh-Business geworden – angesichts des G. Tornado fragt man sich zwangsläufig, warum eigentlich nicht. Die Passform ist ausgezeichnet, das leichtgängige BOA-Schnürsystem sorgt für einen angenehmen, komfortablen Halt, und das Fußbett hat seinen Namen auch verdient. Dazu kommen sinnvolle Details wie die reflektierende Applikation am Heck. Die Kraftübertragung über die Carbon-Nylon-Sohle ist ausgezeichnet, der Schuh ermöglicht einen gnadenlos direkten Antritt.
Er ist darüber hinaus mit einem BOA-L6-Schnellschnürsystem ausgestattet und kommt im Gegensatz zu anderen Modellen mit Schnellschnürsystem ganz ohne Klettverschluss aus. Das Ergebnis sind zügige Schnürvorgänge, der Schuh ist im Nu einsatzbereit und während der Fahrt auch flugs nachjustiert. Alles in allem hat uns der Italiener sehr gut gefallen – wenn, ja wenn die schmale Passform nicht wäre. Das schränkt den Nutzerkreis des Gaerne etwas ein.
Vaude RD Snar Pro
Vaude und Rennradschuhe? Das bringt man nicht unbedingt auf Anhieb zusammen. Das Unternehmen vom Bodensee baut Zelte, schneidert Trekkinghosen und näht Rucksäcke – und das seit Jahrzehnten. Doch seit einigen Jahren hat Vaude, das schon länger Mountainbikeschuhe produziert, auch die Rennradschuhe der Snar-RD-Serie im Programm, darunter den hier getesteten Snar RD Pro.
Das Design des Schuhs gefällt. Es ist schnörkellos, funktional, unprätenziös, aber doch in edlem Schwarz-Weiß. Die Farbgebung sollte keinesfalls darüber hinwegtäuschen, dass man es hier mit einem Schuh für lange, harte Rennradeinsätze zu tun hat. Im Test auf einer knapp 100 Kilometer langen Runde durchs Alpenvorland überzeugt der Schuh durch einen sehr ausgewogenen Sitz. Die Zunge ist weich, ohne dabei schwammig zu wirken, beim Fußbett haben die Schuhentwickler genau den richtigen Mittelweg zwischen guter Kraftübertragung und ausreichend Komfort gefunden. Das unterscheidet den Snar RD Pro von eher lieblos zusammengeschusterten Schuhen wie dem Modell von XLC.
Vaude verzichtet auf zu viel Schnickschnack: Statt einer aufwändigen Carbonsohle kommt eher unscheinbarer Kunststoff zum Einsatz, statt eines im Großformat aufgebrachten Markennamens wie bei SIDI fällt das kleine »Vaude« kaum auf. Dafür punktet auch der Vaude Snar Pro mit einer BOA-Schnellschnürung, die der Hersteller mit einem Klettverschluss an der Vorderseite kombiniert.
Auf der Hälfte unserer Runde müssen wir durch eine tiefe Pfütze und holen uns nasse Füße. Der Schuh überrascht auch bei nassen Verhältnissen mit einem komfortablen Sitz ohne Reibestellen – ein klarer Pluspunkt! Wie andere Hersteller auch, hat Vaude den Snar Pro mit einem speziellen Anti-Schlupf-Stoff im Fersenbereich versehen. So wird verhindert, dass die Ferse aus dem Schuh rutscht. Vaude mag auf dem Rennradschuhmarkt eine Nebenrolle spielen, mit den Snar RD- Schuhen ist dem Unternehmen vom Bodensee jedoch ein toller Wurf gelungen.
UYN Naked Carbon
Wow, wie futuristisch ist der denn! In den UYN Naked Carbon hat der italienische Hersteller so ziemlich alles einfließen lassen, was aktuell technisch en vogue ist. »Technologieträger« wäre wohl ein passender Ausdruck für das Modell. Soll bedeuten: Zu einer angenehm steifen Sohle, bei der Vollcarbon und mit Carbonpulver versetztes Polyamid zum Einsatz kommt, gesellt sich ein sehr flexibles, gestricktes Obermaterial – zusammen mit dem Micro Tune Schließsystem das Alleinstellungsmerkmal des Schuhs schlechthin.
Der UYN sitzt damit tatsächlich wie ein Socken, wobei dieser oft bemühte Vergleich ein wenig hinkt. Denn das sehr atmungsaktive, doppellagige und vor allem nahtlose Obermaterial besteht aus einem Gewebe, das fester ist als ein Socken. In Kombination mit dem Schnellschnürsystem haben wir im Grunde keinen Unterschied zu einem herkömmlichen Schuh mit festerem Obermaterial feststellen können.
Was das Schnürsystem angeht, setzen die meisten Hersteller auf den Marktführer BOA. Doch auch vom Micro Tune-Schnürsystem waren wir nach kurzer Eingewöhnung durchaus angetan. Es ist etwas aufwändiger in der Bedienung – hat man sich jedoch auf einer Tour ein wenig daran gewöhnt, begeistert es durch seine Präzision und die Möglichkeit, es sehr genau anzupassen. Hier hat Micro Tune gegenüber BOA die Nase vorne.
Im Praxistest setzen wir den Rennradschuh auf einer recht schweißtreibenden Runde bei wechselnden, nicht zu heißen Temperaturen ein. Zunächst sind wir etwas skeptisch – kann der sehr innovative Schuh halten, was die nicht zu knapp verteilten Vorschusslorbeeren versprechen? Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase stellt sich ein Tragegefühl ein, das wir so im Test noch nicht hatten: Der nahtlose Tragekomfort des UYN Naked Carbon ist im Test unübertroffen. Erstaunlich auch, dass der Schuh über eine erstaunliche Wärmeleistung verfügt – das hätten wir dem gestrickten Schuh gar nicht zugetraut.
Bleibt das Preisniveau – und das Gewicht. UYN gibt für den Naked Carbon eine UVP von 269 Euro ab – ein Schnäppchen ist der Schuh nicht, auch wenn er inzwischen für ein paar Euro weniger zu haben ist. Mit rund 750 Gramm in Größe 45 ist der UYN aber definitiv zu schwer, um im Test ganz vorne zu landen. Das sind volle 200 Gramm Unterschied zum Mavic Cosmic Boa, die man bei jeder Kurbelumdrehung mit »wuppen« muss. Trotzdem müssen wir klar sagen: Der Schuh ist ein Passformwunder! Wenn also das Geld egal ist und man sich einen der aktuell innovativsten Rennradschuhe leisten möchte – nur zu!
Pearl Izumi Tour Road
Den Pearl Izumi Tour Road führen wir auf einer 100 Kilometer-Runde im bayerischen Oberland aus. Das Design gefällt – ungewöhnlich ist, wie beim ebenfalls getesteten Rapha, die Schnürung. Immer mehr Hersteller nehmen klassisch designte Schnürschuhe ins Sortiment, die an die guten alten Jahre erinnern, in denen es noch keine Klettverschlüsse und Schnellschnürsysteme gab. Beim Tour Road werden die Schnürsenkel im geschnürten Zustand unter einer elastischen Lasche verstaut – auf unserer Runde saßen die Senkel angenehm fest. Der Look des von uns getesteten weiß-roten Rennradschuhs ist bestechend, in der Stadt erregt man mit dem kontraststarken Schuhwerk auf jeden Fall Aufmerksamkeit.
Auch hier setzt Pearl Izumi auf ein recht breites Fußbett, was “Breitfüßern” gefallen dürfte. An der Ferse baut der Hersteller zudem einen kleinen “Gummiabsatz” ein, der sich beim kurzen Abstecher in den Supermarkt ganz gut macht. Man rutscht nicht so schnell weg wie mit anderen Schuhen, bei denen nur Hartplastik zum Einsatz kommt. Dazu kommt ein schmaler Gummikeil an der Schuhspitze, der jedoch wenig zur “Trittsicherheit” beiträgt – und ein Belüftungssystem an der Sohle. Gut gefallen hat uns auch der Oberschuh: Er wirkt wie aus einem Guss.
Rein optisch haben wir den Tour Road schnell ins Herz geschlossen – und doch zieht er am Ende durch die Schnürung den Kürzeren. Es hat eben doch einen Grund, warum Rennradschuh-Hersteller Klettverschlüsse und Schnellschnürsysteme bzw. die Kombination aus beiden verbauen – spätestens beim Pedalzug nach oben offenbart sich beim Tour Road eine etwas schlechtere Kraftübertragung als bei der Schnellschnür-Klettverschluss-Konkurrenz. Bleibt die Empfehlung für Optik-Nerds: Hier rangiert der 130 Euro-Schuh zusammen mit Rapha auf den vorderen Plätzen.
Shimano RC5
Der Shimano RC-05 schießt schon mal ganz souverän den Vogel in Sachen Auffälligkeit ab. Der Rennradschuh sieht aus, als hätte ihn jemand in einen Farbtopf gehalten. Er ist komplett blau, bis auf wenige schwarze Elemente. Auffällig ist auch der BOA-Schnellverschluss, der transparent ist. So kann man einen Blick auf das bestechend simple, aber gut funktionierende BOA-Innenleben werfen!
Beim Reinschlüpfen ziert sich der Rennradschuh etwas. Er ist kein Reinschlüpf-Wohlfühl-Schuh wie beispielsweise der Luck. Nach den ersten paar Kilometern auf unserer 60 Kilometer langen Testrunde fühlen wir uns dann aber schon wohler im Schuh, wenn auch auffällt, dass der Shimano insgesamt schmal geschnitten ist, erst recht an der Spitze. Zum Glück sind die Zeiten vorbei, als man Shimano-Schuhe durch die Bank eine Größe größer kaufen musste – wir haben regulär EUR 44,5 und fühlen uns im RC 05 in Größe 45 recht wohl. Allerdings ist der Schuh garantiert nichts für Breitfüßer.
Beim ersten Anstieg geraten wir ins Staunen. Durch die recht enge Passform, die präzise BOA-Schnellschnürung und das feste Material überträgt der Schuh bei der Zugbewegung die Kraft beeindruckend direkt auf den Antrieb. Hier spielt der Shimano ganz oben mit und muss sich nicht vor Sidi und Co verstecken. Auch bei kraftvollen Antritten kann der Schuh punkten. Die mit Kohlefaser verstärkte Sohle ist angenehm steif. Was das Fußbett angeht, zählt der Schuh zur Kategorie »eher hart«.
Der Shimano RC-05 wendet sich in unseren Augen an versierte Fahrer mit eher schmalen Füßen, die einen Schuh für sportliche Ausfahrten suchen. Für Einsteiger ist der Schuh nichts, dafür stellt er zu viele Ansprüche an den Fuß. Behält man das Preisniveau im Kopf, ist er jedoch eine gute Wahl für ambitionierte Rennradfahrer, die mit ihm den Sprung von einem Einsteigerschuh hin zu sportlicheren Ausfahrten wagen wollen.
Fizik Tempo Overcurve R4
Der Fizik Tempo Overcurve R4 ähnelt auf dem ersten Blick dem Mavic Cosmic Boa, hat aber doch ein paar kleine, feine Unterschiede. Fizik ruft für den Schuh eine UVP von 149.95 Euro ab – Mittelklasse also. Wer auf Schnäppchenjagd geht, findet ihn schon für weniger Geld, trotzdem hat es der Schuh im Vergleich schwer.
Zwar ist er schön verarbeitet und in verschiedenen Breiten erhältlich – Breitfüßer hergehört! Dafür hat uns das Fußbett nicht so gut gefallen wie bei der prämierten Konkurrenz. Es ist recht hart, was für eine gute Kraftübertragung sorgt. Auf der anderen Seite würde ein bisschen mehr Komfort nicht schaden. Wie so oft eine Frage des Geschmacks – doch trotzdem: Für Fortgeschrittene gibt es Schuhe, die uns von der Passform besser gefallen haben, Einsteiger finden schon unter 100 Euro sagenhaft gute Schuhe mit Schnellschnürung.
So bleibt uns die Feststellung, dass der Fizik Tempo Overcurve R4 bei einem reinen Mitteklasseschuh-Test aufgrund von Kraftübertragung und Verarbeitung gute Chancen hätte, vorne mit dabei zu sein – in unserem recht breit aufgestellten Test muss er sich jedoch der Konkurrenz geschlagen geben.
Sundried Men’s Pro Road Cycling Shoes
Die Sundried Mens Pro Rennradschuhe bieten für ihren Preis eine ganze Menge: Wie Scott kombiniert Sundried einen Klettverschluss im Vorfußbereich mit einem Schnellschnür-Drehverschluss – allerdings kein bewährter BOA-Verschluss, sondern von einem eher unbekannten Anbieter namens »atop«. Hier muss man sich erst mal umgewöhnen, denn statt durch Herausziehen des Drehknopfes muss dieser gegen den Uhrzeigersinn gedreht werden, um die Schnürung zu lösen.
Ähnlich wie beim XLC fällt das Fußbett etwas hart aus. Dazu ist die Zunge recht dick gepolstert – eine etwas ungewöhnliche Kombination. Der Rennradschuh wirkt, zumindest im Vergleich zur italienischen Konkurrenz, etwas klobig. Interessant ist – übrigens auch beim Vaude Snard RD Pro – das Anti-Schlupf-Material an der Ferse. Wie bei einem Tierfell gibt es eine »Streichelrichtung«, wenn man hineinschlüpft. Zieht man den Fuß während der Antriebsbewegung nach oben, sperrt sich das Material und verhindert, dass man nach oben rutscht. Praktisch!
Wir nehmen den Sundried beim Rennradfahren und auf dem Gravelbike her. Dabei zeigt sich, dass der Rennradschuh für seinen Preis erstaunlich viel bietet. Ein Schnellschnür-Verschluss und ein komfortabler Schuhaufbau für unter 80 Euro – das bietet kein anderer Schuh im Test. So funktioniert das Schnellschnürsystem, das Sundried wie Vaude mit einem Klettverschluss an der Front kombiniert, ganz anständig. Allerdings lässt der Tragekomfort etwas zu wünschen übrig. Daher empfehlen wir den Schuh in erster Linie für Kurz- und Mittelstrecken bis maximal 80 Kilometer.
Landete der Sundried im ersten Testdurchlauf noch recht weit oben, wird er im Rahmen des Updates durchgereicht. Die Konkurrenz schläft nicht -und inzwischen gibt es auch deutlich komfortablere Schuhe von großen Markenherstellern, die für unter 100 Euro zu haben sind.
Scott Road Comp Boa
Der Scott Road Comp Boa ist so etwas wie der VW Golf unter den getesteten Radschuhen. Er kostet mit rund 110 Euro für einen Rennradschuh eines gestandenen Markenherstellers nicht die Welt und hat dennoch das »originale« BOA-Schnellschnürsystem an Bord.
Der Schuh funktioniert angenehm unauffällig. Das Fußbett ist bequem, nicht zu hart und nicht zu weich, die Kraftübertragung kann als solide bezeichnet werden und die Verarbeitung ist dem Preis angemessen. Der Scott Road Boa erreicht die Stufe 6 auf dem zehnstufigen Scott-Steifigkeitsindex. »Die Glasfaser-verstärkte Nylon-Laufsohle ist steif genug, um den Performance-Instinkt zu erfüllen, aber bequem genug für Ganztagestouren« schreibt Scott selbst – und trifft es damit ganz gut.
Für Hardcore-Langstreckler oder Wettkämpfer ist der Schuh ein wenig zu harmlos, immerhin gibt es ihn in einer auffälligeren Farbvariante. Dafür stellt er für den klassischen Hobbyrennradler, der mal kurze Leistungstests, mal gemütliche Mittelstrecken fährt, die perfekte Wahl dar. Die Belüftung des Schuhs fällt positiv auf: An der Unterseite verfügt das Modell an der Vorderseite einen kleinen Lufteinlass, an der Oberseite sorgt luftdurchlässiges Mesh für eine angenehme Zirkulation. In Sachen Gewicht gehört der Scott nicht zu den leichtesten Modellen, fällt aber auch nicht unangenehm auf.
Zwischen den Zeilen liest sich heraus: Der Scott Road Comp Boa ist sicher nicht der spektakulärste Rennradschuh im Test, aber genau das zeichnet ihn aus. Er ist ein bequemer, unprätenziöser Schuh mit einer angenehmen Passform, der schnell zum Lieblingsschuh wird. Im Test muss er sich knapp der etwas einfallsreicheren Konkurrenz geschlagen geben und bleibt eine »graue Maus«.
XLC CB-R04
XLC ist eine weltweit vertriebene Komponenten- und Bekleidungsmarke, die eher im unteren Preissegment angesiedelt ist. Speziell große Fahrrad-Versandhändler wie Brügelmann haben die Marke im Sortiment.
Das schlichte, komplett in schwarz gehaltene Design des CB-R04 fällt als erstes auf. Der Rennradschuh lässt sich sehr vielfältig kombinieren, ohne aufzufallen. Er ist zusammen mit dem Luck Evo und dem Modell von Sundried der günstigste Schuh im Test und muss im Gegensatz zum Sundried auch ohne Schnellschnürsystem auskommen, stattdessen wird der Fuß mit drei Klettverschlüssen fixiert.
Im Gegensatz zu den anderen Schuhen im Test kann man an der Sohle, an der komplett Hartplastik zum Einsatz kommt, auch MTB- bzw. Tourenrad-Cleats befestigen. Der Schuh lässt sich somit also recht vielseitig einsetzen, nicht nur als Rennradschuh. Das großflächig verbaute Hartplastik hat jedoch den Nachteil, dass man beim Gehen auf hartem Untergrund schnell ausrutscht. Bei einem Gang in den Supermarkt rettete uns nur ein beherzter Ausfallschritt vor einem Sturz auf den Allerwertesten. Auch nutzt es sich bereits nach kurzer Nutzungsdauer ohne allzu lange Gehpassagen stark ab.
Auch das Fußbett lässt zu wünschen übrig. Es ist, kurzgesagt, bretthart. Für Kurzstrecken ist das kein Problem, sitzt man jedoch 50 und mehr Kilometer im Sattel, wünschen sich Fuß und Fahrer etwas mehr Komfort. Auf der anderen Seite bietet der Schuh zum günstigen Preis eine ausreichende Performance und wendet sich damit an Radfahrer, die ein kleines Budget haben und einfach nur einen gut funktionierenden Rennradschuh erwerben wollen. Auch Gelegenheitsradfahrer, für die Touren jenseits der 50-Kilometer-Marke eher die Ausnahme sind, werden mit dem XLC CB-R04 glücklich. Im Vergleich hat sich die Konkurrenz aber etwas mehr einfallen lassen, deshalb bleibt für den XLC CB-R04 nur ein Trostpreis.
Rapha Classic Shoes
Rapha – dieser Marke eilt ein exklusiver, fast schon legendärer Ruf voraus. Sie erschien erst vor rund fünf Jahren auf dem Radar der Rad-Community in den deutschsprachigen Ländern. Schnell war klar: Rapha ist so etwas wie der Ferrari unter den Radbekleidungsmarken. Die Marke umgibt ein gewisser Nimbus, den sie sich auch mit einem entsprechenden Preis bezahlen lässt. Teuer – das ist das Adjektiv, mit dem die Marke bei vielen in Verbindung gebracht wird. Der Rapha Classic Shoe ist mit 215 Euro UVP dann auch mit der teuerste Rennradschuh im Test. Die zentrale Frage ist daher: Kann der Schuh den hohen Erwartungen entsprechen?
Mit dem Wörtchen »Classic« will Rapha den Schuh wohl in eine Reihe mit klassischen alten Lederschuhen stellen, tatsächlich erinnert die Optik ein wenig an Vaters alte Leder-Radschuhe. »Klassisch« ist an diesem Schuh aber, wenn überhaupt, nur die Schnürung. Ansonsten setzt der Hersteller auf moderne Materialien, das Obermaterial besteht aus Mikrofaser und hat eine in allen Farben schillernde, glänzend graue Oberfläche – ein Hingucker, wie er im Buche steht! Dazu kommt eine TPU-beschichtete, hochfeste und auch leidlich rutschsichere Sohle, die im Pedalbereich carbonverstärkt ist.
Im Rahmen einer 60km-Testfahrt nehmen wir den Rapha unter die Lupe. Der Antritt ist angenehm direkt, der Rennradschuh sitzt ohne Frage sehr komfortabel. Der Schuh hat zudem eine angenehme Breite und bietet dem Fuß im Zehenbereich vergleichsweise viel Raum. Dazu merkt man schnell, dass der Schuh eine der härtesten Sohlen im Test hat – die Kraftübertragung begeistert. Dadurch, dass das Außenmaterial aus einem Stück gefertigt wird, ist der Schuh zudem recht pflegeleicht. Einmal feucht drübergewischt, fertig!
Wie kein anderer Schuh, ausgenommen vielleicht der Shimano RC-05, ist der Rapha Classic eine Rampensau – was sicher auch Teil der Rapha-Philosophie ist. In München die Leopoldstraße runtercruisen und dann einen Cappuccino im schicken Café schlürfen? Mit dem Rapha kein Problem. Der Schuh soll Aufsehen erregen. Von der Verarbeitung her lässt er keine Wünsche offen, da kann im Test maximal Sidi mithalten.
In Sachen Funktion haben indes andere die Nase vorne – aber darum geht es Rapha, wie gesagt, auch gar nicht unbedingt. Das Unternehmen will die Fühler eindeutig Richtung Rennrad-Lifestyle ausstrecken und stilbewussten Afficionados das passende Outfit für ihre Leidenschaft liefern. Gäbe es einen Sonderpreis Lifestyle im Test, hätte ihn der Rapha Classic Shoe mehr als verdient. So erreicht er, besonders hinsichtlich seines Preisniveaus, nur einen Platz auf den hinteren Rängen.
Santic Fahrradschuhe
Die Santic Fahrradschuhe sind hauptsächlich eines – mit knapp 750 Gramm für einen Rennradschuh deutlich zu schwer. Dreht und wendet man die Schuhe, fällt auch eine gewisse Klobigkeit auf – die Hartplastiksohle baut relativ hoch, der Ratschenverschluss ist auch nicht gerade windschnittig und die an Ferse und Front angebrachten Plastikverstärkungen fallen deutlich voluminöser aus als bei der Konkurrenz. Kleinigkeiten? Mitnichten, denn bei jeder Pedalumdrehung hebt man somit 200 Gramm mehr nach oben als beispielsweise bei den Mavic Cosmic Boa.
Ein Kuriosum fällt auf – Santic bietet die Schuhe auf Amazon in vier Farbvarianten an. Jede Farbvariante ist gleichzeitig ein anderes Schuhmodell. Schaut man sich wiederum die einzelnen Schuhmodelle genauer an, kommt man nicht umhin, die ein- oder anderen Funktions- und Designelemente zu entdecken, die einen an andere Marken erinnern. Santic hat sich fleißig bei der Konkurrenz bedient- in der Branche nichts Ungewöhnliches. Was herausgekommen ist, zieht uns jedoch nicht die (Rennrad)schuhe aus. Lieber ein paar Euro mehr ausgeben und wissen, was man hat.
Somit richten sich diese Einsteigerschuhe an Gelegenheitsfahrer, bei denen das Gewicht eine untergeordnete Rolle spielt – und an Fitness-Fans, die einen Allroundschuh suchen, der sich zum Spinning genauso einsetzen lässt wie zum Rennradfahren. Immerhin hat Santic dem Rennradschuh auch Aufnahmen für Standard-SPD-Cleats verpasst, man kann den Schuh also mit allen gängigen Klicksystemen auf dem Markt nutzen.
Giro Rev
Im Testfeld spielt das Fahrradschuhmodell Rev von Giro eine Sonderrolle. Zwar werden die Schuhe von einzelnen Verkäufern als Rennradschuhe geführt, das sind sie jedoch nicht unbedingt. Der Grund: Die Schuhe sind im Aufbau relativ wuchtig, verfügen über eine massive Gummisohle und sind mit 692 Gramm pro Paar bei Größe 45 auch mit die schwersten Schuhe im Test.
Dazu kommt ein entscheidendes Detail: Die Giro Rev können ausschließlich mit Shimano SPD Cleats (oder anderen MTB-Pedalplatten, z. B. von Crank Brothers) genutzt werden, also kleinen, metallenen Mountainbike-Pedalplatten. Folglich können die Schuhe ausschließlich auf Mountainbike-Pedalen genutzt werden.
Giro hat den Schuh nicht zwangsläufig für Rennradfahrer entworfen, sondern eher Tourenradfahrer, die mal in das eine, mal in das andere Metier hineinschnuppern wollen. Schraubt man sich leichtere MTB-Pedale ans Rennrad, sind die Rev für Einsteiger geeignete Radschuhe, die später einmal »aufrüsten« und sich Rennradpedale ans Rad schrauben wollen, welche mit einer besseren Kraftübertragung punkten. Ein weiterer Einsatzbereich ist das Indoor-Spinning: Die Giro Rev haben eine recht weiche, trittsichere Gummisohle, wodurch man mit ihnen zum Beispiel im Fitnessstudio gut von der Umkleide zu den Geräten gehen kann.
Im Rahmen des Tests nehmen wir den Rennradschuh auf eine kleine 40-Kilometer-Runde mit, die allerdings mit knapp 1.000 Höhenmetern aufwartet. Die Kraftübertragung ist erstaunlich gut, allerdings merkt man dem Schuh an, dass er über kein Schnellschnürsystem, sondern »nur« über drei Klettverschlüsse verfügt – er fühlt sich etwas schwammig an. Ansonsten bemerkt man seine Vielseitigkeit: Das Obermaterial ist robust, der Schnitt sehr gutmütig, der Schuh stellt nur wenig Ansprüche an den Fuß.
Wir wollen den Giro Rev damit primär Radfahrern empfehlen, die sich noch nicht sicher sind, wohin die (Rad-)Reise führen soll – ob es bei gelegentlichen Ausflügen mit dem Tourenbike bleibt, man ab und zu mal moderat Mountainbiken oder sich auch auf’s Rennrad setzen will. Das Modell ist sozusagen ein Vierfach-Hybridschuh: ein Viertel MTB-, ein Viertel Rennrad-, ein Viertel Tourenrad- und ein Viertel Spinningschuh.
So haben wir getestet
Alle Schuhe wurden während eines dreimonatigen Testzeitraums bei Touren aller Schwierigkeitsgrade getestet. Die Bandbreite reichte dabei von kurzen 25-Kilometer-Fahrten ins Büro bis hin zu 150-Kilometer-Touren in die Zentralalpen.
Die Schuhe wurden nicht nur auf dem Rennrad, sondern auch auf dem Gravelbike getestet. Dabei konnten bestimmte Faktoren, wie die Kraftübertragung bei kurzen, heftigen Steilanstiegen, noch genauer unter die Lupe genommen und so vielseitiger bewertet werden.
Die wichtigsten Fragen
Was ist der beste Rennradschuh?
Der beste Rennradschuh ist für uns der Specialized Torch 2.0. Er hat den höchsten Tragekomfort in unserem Test und überzeugt mit guter Kraftübertragung sowie wenig Gewicht. Aber es gibt in unserem Test auch interessante Alternativen.
Wie muss ein Rennradschuh sitzen?
Rennradschuhe sollten relativ passgenau sitzen. Im Gegensatz zu Wanderschuhen, wo durchaus ein wenig „Luft“ sein kann, sind Rennradschuhe Teil des Antriebs. Wie jeder Mechaniker weiß, ist ein wenig Spiel gut, zu viel Spiel führt jedoch zu Reibung und disharmonischen Bewegungsabläufen. Man sollte stets im Hinterkopf behalten, dass man beim Rennradfahren nicht nur nach unten auf die Fahrradkurbel drückt, sondern der Antriebsvorgang auch das „Ziehen“ bei der Aufwärtsbewegung der Kurbel beinhaltet. Ist der Schuh zu weit, geht der Antriebsvorgang schlichtweg weniger effektiv vonstatten.
Kann man in Rennradschuhen laufen?
Rennradschuhe sind ausschließlich zum Rennradfahren gedacht, das spiegelt sich auch im Profil wider. Sie sind daher nur mit Stollen oder kleinen „Bodenkontaktflächen“ ausgestattet, die für kurze Gehstrecken etwas Kippsicherheit, aber nicht mehr bieten sollen. Für den kurzen Weg von der Haustür zum Rennrad, zum Getränkeholen im Supermarkt oder zum Café nach der Tour sind Rennradschuhe geeignet. Wer längere Strecken zu Fuß zurücklegen will, sollte sich einen anderen Fahrradschuh, zum Beispiel einen „gutmütigeren Tourenschuh“, zulegen.
Wie funktionieren Klickpedale?
Die Beinkraft wird über recht voluminöse Plastikelemente übertragen, die Pedalplatten oder Cleats genannt werden, und die einfach an den Schuh geschraubt werden. Im Gegensatz zu den kleinen Metallcleats für Mountainbikes bestehen die größeren Rennrad-Cleats zum Großteil aus Plastik. Sie stützen den Schuh auf einer größeren Fläche auf dem Pedal ab, um die Kraft flächiger übertragen zu können.