Wer lange und mit Vergnügen MTB-Fahren will, muss auch den richtigen Sitz im Sattel haben. Ein falscher Sattel führt zu Schmerzen und Taubheitsgefühlen, die einem die Freude am Radeln nehmen können.
Unsere Tests zu den besten MTB-Griffen und MTB-Helmen finden Sie hier.
Im Gegensatz zu freizeitlichen Satteln sind solche für Mountainbikes härter und leichter. Bei langen Touren sind härtere Sattel eher von Vorteil, da man sonst in das weiche Polster einsinkt und der Sattel anfängt zu drücken. Dennoch ist ein MTB-Sattel weniger hart als ein Rennrad-Sattel.
Insgesamt haben wir 8 MTB-Sattel ausgiebig getestet. Die Preisspanne reichte von 20 bis 180 Euro. Hier sind unsere Empfehlungen in der Kurzübersicht.
Kurzübersicht: Unsere Empfehlungen
SQlab 611 Ergowave

Der SQlab 611 Ergowave ist knapp unser Testsieger in dieser Runde geworden. Er bietet nahezu alles, was man von einem MTB-Sattel erwarten kann. Er ist straff, aber dennoch sehr komfortabel und mit dem breiten und tiefen Dip verhindert er ein Taubheitsgefühl im Dammbereich. Die breite und flache Sattelnase unterstützt dies noch zusätzlich. Das robuste und leicht strukturierte Obermaterial erhöht die Lebensdauer und Fahrkontrolle und sogar das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt hier. Ein Sattel, den wir wirklich jedem empfehlen können.
Ergon SM Pro

Der Ergon SM Pro landet nur ganz knapp hinter unserem Testsieger auf Platz zwei. Er ist ähnlich komfortabel, nur bei langen Touren und bei steilen Anstiegen verspürten wir ein leichtes Taubheitsgefühl. Der Sattel sieht nicht nur sehr hochwertig aus, es kommen auch mit dem TiNox hochwertige Materialien zum Einsatz. Egal ob für lange oder schnelle Runden, der Sattel ist wirklich empfehlenswert, hat aber seinen Preis.
Ergon SMC Core

Der Ergon SMC Core hat das ausgeklügeltste Dämpfungssystem im Test. Zwischen einer steifen Unter- und einer flexiblen Oberschale befindet sich der Kern aus dem BASF Infinergy-Material. Mit dieser Technik ist die obere Schale schwimmend gelagert und passt sich so der Tretbewegung an, was zu einem sehr hohen Fahrkomfort führt. Außerdem ist der Sattel so nachweislich rückenschonend. Der SMC Core ist somit der komfortabelste, aber auch teuerste Sattel in dieser Testrunde, hält aber das, was der Hersteller verspricht.
Prologo Dimension NDR

Der Prologo Dimension NDR ist einer der leichtesten Sattel im Test und der mit der eindeutig besten und spürbarsten Belüftung. Der Sattel ist straff gepolstert, aufgrund seiner Bauform aber dennoch komfortabel und übt keinen Druck auf den Dammbereich aus. Gerade für CC-Racer oder schnelle Touren-Fullys dürfte der Sattel in erster Linie interessant sein. Für lange All-Mountain Touren ist der straffe Dimension NDR aber auf Dauer doch etwas unbequem.
Vergleichstabelle

- Komfortabel
- Leicht
- Robust

- Komfortabel
- Hochwertig
- Leicht

- Komfortabel
- Rückenschonend
- Hochwertig
- Teuer
- Gewicht

- Leicht
- Belüftung
- Hochwertig
- Teuer
- Schmaler Einsatzbereich

- Leicht
- Preis
- Optik
- Sitzkomfort bei langen Uphills

- Preis
- Komfort
- Ungeeignet für MTB
- Breit
- Gewicht

- Günstig
- Ungeeignet für MTB
- Verarbeitung
- Gewicht
- Breit

- Integriertes Clipsystem
- Ungeeignet für MTB
- Gewicht
- Zu weich
MTB-Sättel im Test: Harter oder weicher Sitz?
Auf den ersten Blick mag es vielleicht besser sein, dass der Sattel möglichst weich und bequem ist, geht man dieser Frage aber genauer nach, dann hat ein sehr weicher und eventuell auch breiter Sattel beim Mountainbiken mehr Nachteile als Vorteile. Beim Mountainbiken sitzt man generell eher sportlich, also mit nach vorne gebeugter Haltung und erzeugt dadurch einen anderen Druck auf den Sattel als beispielsweise auf einem City-Bike. Hier sitzt man sehr aufrecht und fährt meist ohne gepolsterte Radhose und nur kurze Strecken vielleicht zum Eisessen. Hier ist ein weicher Gel-Sattel noch sinnvoll.
Wird so ein weicher Sattel auf ein MTB geschraubt, dann wird beim Fahren das Gel schnell zusammengedrückt und erzeugt letztlich noch mehr Druck, wo der Sattel eigentlich keinen Druck erzeugen darf, nämlich im Damm- und Genitalbereich.
Beim Mountainbiken sollte der Sattel hart sein
Ist der Sattel straff gepolstert, dann stützt er den Biker über längere Zeit und die Polsterung wird nicht zusammengedrückt. Zudem sollte man als sportlicher Biker eh nur mit einer passenden und gepolsterten Radhose fahren, da dieses Polster meist keinen Druck im Dammbereich erzeugt, sofern die Hose zum entsprechenden Fahrer und Einsatzgebiet passt. Auch hier kann man eine falsche Wahl treffen, also Augen auf beim Kauf.
Gute ergonomische MTB-Sattel haben zudem eine Aussparung, den sogenannten Dip oder Entlastungskanal, welche den Druck weiter reduzieren, beziehungsweise verhindern.
Am Ende kann man sagen, je sportlicher man fahren will, desto straffer sollte die Polsterung sein, damit bei langen Touren der Sattel ausreichend gut stützen kann. Hingegen würde ein weicher Sattel einfach zusammengedrückt werden, was zu Schmerzen und Taubheitsgefühl führen kann.
Wie finde ich den richtigen Sattel?
Die Suche nach dem richtigen MTB-Sattel ist nicht einfach und bedarf etwas Zeit und tatsächlich auch Geduld. Eine reine Faustformel gibt es nicht, aber gewisse Anhaltspunkte, an denen man sich orientieren kann. Der erste Schritt ist sicherlich, den Sitzknochenabstand zu bestimmen. Im Fachgeschäft gibt es hierzu spezielle Matten, mit denen man den Abstand ermitteln kann, zu Hause ist das aber auch recht einfach machbar. Hierzu wird nur ein Stück Mess- oder Wellpappe benötigt sowie ein einfaches Lineal. Die Pappe wird auf einen glatten und harten Hocker gelegt und sich anschließend mit aufrechtem Rücken darauf gesetzt und mit leicht angezogenen Beinen. Nachdem man vorsichtig aufgestanden ist, lassen sich auf der Pappe zwei kleine Abdrücke zu erkennen. Nun misst man den Abstand von Mitte zu Mitte der Abdrücke und schon hat man den Sitzknochenabstand ermittelt.
Ein weiterer Punkt ist die MTB-Disziplin, beziehungsweise das Rad, für welches man den Sattel kaufen möchte. Je nach Disziplin sollte der Sattel schmäler oder breiter sein. Auf einem reinrassigen CC-Racer möchte man lieber einen schmalen, auf einem Enduro-Bike einen etwas breiteren Sattel haben.
Den ermittelten Sitzknochenabstand kann man jetzt je nach Disziplin mit dem ein oder anderen Zentimeter addieren. Beispielsweise kann man 0-1 cm bei CC-Bikes dazu addieren, 2 cm bei einem All-Mountain-Fully oder vielleicht sogar 3 cm bei einem reinrassigen Enduro-Bike. Namhafte Hersteller bieten hierzu ihre Sättel in unterschiedlichen Breiten an und teilweise auch geschlechtsspezifisch.
Ein zu breiter Sattel führt zum Beispiel dazu, dass der Biker leicht nach vorne rutscht, wo gegengesteuert werden muss. Das führt zu Schmerzen oder Taubheitsgefühl im Dammbereich, aber auch in den Armen und dem Rücken.
Stimmen Sitzposition und Größe des Fahrrads nicht, hilft auch der richtige Sattel nicht
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Sitzposition und die richtige Größe des Bikes überhaupt. Wer komplett falsch auf einem zu kleinen oder zu großen Bike sitzt, wird nie einen Sattel finden, der einen schmerzfrei Radfahren lässt. Wer hier also Probleme hat oder sich nicht sicher ist, sollte einen Fachhandel aufsuchen.
Weiter möchten wir noch erwähnen, dass jeder Hintern unterschiedlich ist und nicht jeder auf jeden Sattel passt. Wir können aber in diesem Test gut abwägen, welcher Sattel prinzipiell eine gute Wahl ist oder eben nicht. Auch muss sich der Po an einen Sattel erst etwas gewöhnen und am Ende hilft nur, ausreichend Testfahrten mit einem Sattel zu unternehmen.
Testsieger: SQlab 611 Ergowave
Der SQlab 611 Ergowave hat es bei unserem Test zum Testsieger geschafft. Er überzeugt mit hohem Sitzkomfort bei jeglichen Bedingungen. Schmerzen an den Sitzknochen und ein Taubheitsgefühl im Dammbereich sind mit diesem Sattel nahezu kein Thema mehr, hat man die Richtige der insgesamt vier Breiten gewählt. Zudem ist der Sattel recht leicht und bietet ein klasse Preis-Leistungs-Verhältnis.

Die Verarbeitung des 611 Ergowaves ist sehr gut, lediglich über die Klebereste an der Unterseite könnte man sich beschweren. Dies ist aber Jammern auf hohem Niveau und im täglichen Einsatz sowieso nicht sichtbar. Das CroMo-Gestänge wirkt ebenfalls hochwertig und bietet einen ordentlichen Verstellbereich, um die optimale Sitzposition auf dem Bike zu finden.
Das Polster ist eher straff und deshalb sollte der Sattel nur mit einer gepolsterten Radhose gefahren werden. Dies sollte aber bei den meisten MTB-Disziplinen sowieso Pflicht sein. Das Außenmaterial aus C84 Kevlar ist leicht strukturiert und bietet beim Biken guten Halt. Zusätzlich schützt es den Sattel vor Schäden beim Anlehnen an eine raue Oberfläche oder bei einem Sturz.
Der Dip, also die Aussparung in der Mitte des Sattels, ist deutlich ausgeprägt und zieht sich weit nach vorne und geht in die sehr flache und im Vergleich deutlich breitere Spitze über. So soll laut Hersteller der Druck auf den Dammbereich deutlich reduziert werden.
Auf dem Bike bzw. im Sattel ist der hinten recht breite 611 Ergowave sehr bequem, trotz der straffen Polsterung. So hatten wir während unseren ausgedehnten Testfahrten nie Schmerzen im Bereich der Sitzknochen. Auch der Dip und die breite Spitze machen genau das, was sie sollen, nämlich den Druck vom Damm nehmen und ihn auf eine breite Fläche verteilen. Bei den zum Teil recht langen Uphills hatten wir nie ein taubes Gefühl oder Probleme dieser Art. Der Sattel war der komfortabelste in dieser Testrunde. Das etwas hochgezogene Heck verhindert letztlich noch ein Herunterrutschen bei steilen Anstiegen.
Beim Kauf des Sattels sollte man das eigene Körpergewicht beachten. Die Flexeigenschaften des Sattels sind bis 75 kg abgestimmt und das Maximalgewicht des Bikers sollte 90 Kilogramm nicht überschreiten.
Ein kleiner Kritikpunkt wäre vielleicht die fehlende Belüftungsöffnung, aber für den All-Mountain oder Enduro-Bereich, für welche der Sattel primär gekauft werden dürfte, ist dies nicht unbedingt notwendig, aber dennoch schön zu haben.
Der SQlab 611 Ergowave bietet nahezu alles, was man von einem top MTB-Sattel erwartet. Viel Komfort und ein ergonomisches Design, um den Dammbereich zu schützen, ohne dabei zu weich oder zu hart zu sein. Auch das geringe Gewicht und die angenehme Oberfläche machen den Sattel zu einem treuen Begleiter auf langen, ausgedehnten und anstrengenden Touren mit dem ein oder anderen technischen Trail. Letztlich können wir den SQlab 611 Ergowave wärmstens empfehlen.
SQlab 611 Ergowave im Testspiegel
Bisher gibt es noch keine weiteren Testberichte zum 611 Ergowave. Sobald sich welche finden, werden wir sie sofort nachreichen.
Alternativen
Wer eher einen anderen Hersteller bevorzugt, einen luftigen CC-Sattel oder einen Sattel mit unschlagbaren Komfort sucht, für den könnte sich eine unserer Alternativen lohnen.
Auch gut: Ergon SM Pro
Der Ergon SM Pro bietet nahezu denselben Komfort wie unser Testsieger und eigentlich hätte es auch der SM Pro verdient von uns zum Testsieger gekürt zu werden, wenn nicht hier und da unser Testsieger nicht trotzdem einen Hauch besser wäre. Der Ergon SM Pro bietet aber alles, was ein versierter Mountainbiker von einem Sattel erwartet, nämlich gute Verarbeitung, edle Materialen und Sitzkomfort.

Wie schon erwähnt ist die Verarbeitung des Ergon SM Pros ausgezeichnet. Wenn überhaupt, dann könnte man die Klebereste auf der Unterseite des Sattels bemängeln, dies wäre aber sehr kleinlich von uns. Das TiNox Gestell des Sattels ist nicht nur leicht und robust, sondern bietet obendrein noch großzügige Verstellmöglichkeiten, um die ideale Sitzposition auf dem Bike zu finden.
Zudem ist der Ergon in einer männlichen und einer weiblichen Version und in zwei Größen erhältlich.
Die Polsterung des Sattels besteht aus OrthoCell-Inlays, welche den Druck optimal verteilen sollen. Beim SM Pro ist das Polster nicht ganz so straff wie bei unserem Testsieger und eine Spur bequemer, gerade auf Trails mit vielen kleinen Stößen. Der Entlastungskanal ist tief und geht recht weit nach vorne. So soll laut Ergon der Dammbereich bestmöglich entlastet werden. Zusätzlich ist hier noch eine kleine Belüftungsöffnung eingearbeitet. Das Obermaterial ist im Sitzbereich strukturiert, um ein Hin und Her Rutschen auf dem Sattel zu verhindern.
Während unserer ausgiebigen Testfahrten war der Sattel stets sehr bequem und schmerzende Sitzknochen waren nie ein Thema. Lediglich während einer langen Tour und den dortigen teilweise recht steilen Uphills konnten wir ein minimales Taubheitsgefühl im Dammbereich feststellen, dass auch mit Nachjustieren des Sitzwinkels nicht gänzlich verschwand. Hier schneidet der Sattel minimal schlechter ab als unser Testsieger.
Der Ergon SM Pro besitzt eine kleine Belüftungsöffnung, um den Sitzkomfort weiter zu erhöhen. Diese ist aber doch recht klein und nach hinten geöffnet, wodurch eigentlich kein Luftzug zu spüren ist. Das ist aber ohnehin im All-Mountain-Bereich nicht zwingend notwendig. Ein weiteres nützliches Detail ist, dass der Sattel mit einem Topeak Quickclick Adapter geliefert wird, welcher an die Unterseite des Hecks geschraubt werden kann, um Satteltaschen der Firma Topeak ganz einfach verwenden zu können.
Am Ende liegt Ergon SM Pro mit unserem Testsieger nahezu gleich auf, nur der Sitzkomfort ist beim SQlab geringfügig höher als beim SM Pro. Auch ist der Ergon etwas teurer. Letztlich können wir den SM Pro aber jedem Biker und für nahezu jede MTB-Disziplin empfehlen. Wer also auf der Suche nach einem komfortablen und hochwertigen Sattel ist, wird mit dem Ergon SM Pro nicht enttäuscht.
Wenn Geld egal ist: Ergon SMC Core
Der Ergon SMC Core ist ein ausgeklügelter und ergonomischer Sattel, der die Sitzknochen aktiv entlastet und ist tatsächlich der bequemste Sattel im Test. So können wir den Sattel für nahezu alle Mountainbike-Disziplinen empfehlen. Nur der hohe Preis und das aufgrund des Aufbaus hohe Gewicht, sowie die fehlende Belüftung kosten ihn den Testsieg.

Wie nicht anders bei Ergon zu erwarten, ist die Verarbeitung ausgezeichnet. Nur wenn man pingelig genau ist, lässt sich hier und da eine unschöne Stelle an der Unterseite des Sattels finden. Schön ist, dass die CroMo Sattelstreben recht lang sind, wodurch dem Biker ein großer Verstellbereich in der Sitzposition gewährleistet ist.
Auf den ersten Blick wirken die Polster sehr unscheinbar, diese haben es jedoch in sich, sieht man etwas genauer hin. Der Sattel besitzt einen zwei Schalen-Aufbau. Das bedeutet, dass zwischen eine steife untere und eine flexible obere Schale der dämpfende und ergonomische Kern aus dem BASF-Infinergy eingebettet ist. Somit ist die obere Schale mehr oder weniger schwimmend gelagert und macht dadurch die Tretbewegungen des Fahrers mit. Der Druck auf die Sitzknochen wird reduziert. Zeitgleich werden durch den Kern auch kleine Schläge gedämpft, wodurch Schmerzen im Bereich der Sitzknochen minimiert werden sollen und so der Sattel laut Ergon nachgewiesen rückenschonend ist. Tatsächlich hält hier der Sattel, was der Hersteller verspricht und auch nach einer sehr langen Runde von mehreren Stunden konnten wir keine Schmerzen verspüren.
Dank der Vertiefung in der Mitte des Sattels, dem sogenannten Entlastungskanal, wird ein zu hoher Druck auf den Dammbereich reduziert, um so ein Taubheitsgefühl zu verhindern. Im Übrigen setzt Ergon hier eine geschlechterspezifische Form des Kanals ein. Ist der Sattel richtig eingestellt in Position und Neigung, konnten wir bei den Testfahrten bestätigen, dass nie ein Taubheitsgefühl aufkam.
Eine Belüftung sucht man hier vergebens, aber da vorwiegend All-Mountain-Biker den Sattel bevorzugen, ist dies nicht ganz so wichtig, da bei der Abfahrt eh nicht gesessen wird. So gibt es nur minimalen Punktabzug in der B-Note.
Letztlich ist der Ergon SMC Core ein top Sattel, den wir jedem empfehlen können, egal für welche Disziplin. Wer Schmerzen oder Probleme mit dem Rücken hat, wird mit diesem Sattel bestimmt nicht enttäuscht werden. Der hohe Preis und das Gewicht, sowie die etwas schlechte Belüftung kosten ihm nur sehr knapp den Testsieg.
Für Racer: Prologo Dimension NDR
Der Prologo Dimension NDR ist dank seiner Konstruktion einer der leichtesten Sattel im Test. Zudem hat er die deutlich beste Belüftung und bietet gute Entlastung im Dammbereich. Das Polster ist zwar recht straff, aber auf schnellen Runden mit dem Mountainbike dennoch komfortabel genug.

Die Verarbeitung ist sehr gut und es gibt hier nichts zu bemängeln. Auch das Sattelgestänge aus T4.0, einer leichten, aber robusten Stahllegierung, bietet einen hohen Verstellbereich, um eine optimale Sitzposition zu finden.
Die Polsterung des Dimension NDR wirkt zwar recht straff, aber in Kombination mit einer gepolsterten Radhose ist der Sattel erstaunlich komfortabel. Mit der Zeit sind aber dennoch schnelle Stöße vom Boden zu spüren. Besonders gut hat uns das zweiteilige Design des Sitzpolsters und die große längliche Belüftungsöffnung gefallen. Das Design schafft so einen Entlastungsbereich für den Damm und wir konnten auch bei längeren Ausfahrten dort nie ein taubes Gefühl verspüren. Auch die im Vergleich kurze Sattelnase soll den Sitzkomfort erhöhen. Ob dies aber stimmt, sei dahingestellt.
Durch die große Belüftungsöffnung und die zweigeteilte Sattelspitze entsteht eine kleine Luftströmung unter dem Po, welche gerade bei höheren Geschwindigkeiten deutlich spürbar und bei wärmeren Temperaturen sehr angenehm ist. Somit verfügt der Prologo Dimension NDR über die mit Abstand beste Belüftung aller in dieser Runde getesteten Sättel.
Ein nettes Detail sind noch die Verstärkungen an den Seiten des Sattels, die beim Anlehnen des Rades an eine raue Oberfläche den Bezug schützen soll. Der Bezug selbst ist für unseren Geschmack etwas zu rutschig. So hatten wir teilweise je nach Gelände das Gefühl, auf dem Sattel hin und her zu rutschen.
Am Ende ist der Prologo Dimension NDR ein luftig leichter und straff gepolterter Sattel, der vor allem für Cross-Country-Racer oder schnelle Race-Fullys ideal ist. Auf langen All-Mountain-Touren ist die straffe Polsterung auf Dauer doch etwas unbequem.
Außerdem getestet
66sick Espacio Libre SP
Der 66sick Espacio Libre SP ist der leichteste und längste Sattel im Test. Mit seiner etwas anderen Formgebung soll die Sitzfläche möglichst gerade sein, um guten Sitzkomfort zu bieten und maximale Kontrolle über das Bike. Er bietet ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, kann aber mit unseren Empfehlungen nicht ganz mithalten.
Die Verarbeitung des Sattels ist gut, auch der aufgeklebte Alcantara-Bezug sieht gut verarbeitet aus. Der Bezug punktet zudem mit einem Design in Tattoo-Optik und wirkt dadurch sehr stylish. Das Manganese-Gestell bietet obendrein noch einen guten Verstellbereich.
Die Polsterung ist straff, aber nicht zu hart und bietet in Kombination mit einer gepolsterten Radhose einen guten Komfort für die Sitzknochen.
Das Design des Sattels ist im Vergleich zum Ergon SM Pro oder SQlab 611 Ergowave etwas anders. Während diese Sättel eine leicht konkave Form aufweisen, ist die Form des Sitzpolsters beim 66sick Espacio Libre SP leicht konvex. Dies soll laut Hersteller eine gerade Sitzfläche auf dem Bike garantieren und dadurch mehr Halt bieten. Zum Schutz gegen Taubheitsgefühle im Dammbereich besitzt der Sattel das sogenannte Flat-TOP-Dip Konzept, also eine kleine Vertiefung in der Sattelmitte.
In der Ebene ist der Sattel, wenn er richtig eingestellt ist, tatsächlich recht gerade und der Dammbereich wird entlastet. Bei einem steilen Anstieg jedoch kippt der Sattel leicht nach hinten und man hat das Gefühl, etwas nach hinten zu rutschen, obwohl die raue Oberfläche des Sattels dies verhindert. Auch könnte die Vertiefung in der Mitte tiefer sein, denn bei steilen und langen Uphills verspürten wir ein leichtes Taubheitsgefühl während der Testfahrten, das auch nach mehrmaliger Nachstellung des Sitzwinkels nicht verschwand.
Besonders an dem Sattel ist noch die Länge. Diese ist recht praktisch, da hier bei technischen Abfahrten auch recht einfach mit den Oberschenkeln dagegen gedrückt werden kann bei Bedarf, um zum Beispiel die Balance zu halten.
Am Ende ist der 66sick Espacio Libre SP ein Sattel mit stylisher Optik und gutem Preis-Leistungs-Verhältnis, der auch nahezu auf jedes Rad und zu jeder Disziplin passt. Lediglich der etwas eingeschränkte Sitzkomfort bei langen Uphills ist hier zu bemängeln.
Cube RFR Comfort+
Der Cube RFR Comfort+ ist ein breiterer Sattel mit dicker Gel-Polsterung, der vor allem für City- oder Trekkingbikes interessant ist. Aufgrund seines Gewichtes von 438,2 g und seiner Sattelbreite ist er aber fürs Mountainbiking weniger geeignet.
Die Verarbeitung des RFR Comfort+ ist gut, wobei die Naht an der Belüftungsöffnung an unserem Testsattel etwas unsauber vernäht wurde. Auch die Sattelstreben sind etwas länger als bei seinem direkten Konkurrenten, dem Selle Royal Respiro, wodurch man etwas mehr Spielraum hat bei der Wahl der optimalen Sitzposition.
Die Polsterung ist im direkten Vergleich auch deutlich straffer. Dies führt dazu, dass sich die Polsterung nicht gleich komplett durchsitzt, wodurch der Cube RFR Comfort+ auch bei langen Touren deutlich bequemer ist als der Selle Royal. Die leicht anatomische Form und die längliche Belüftungsöffnung sorgen für eine Entlastung im Dammbereich und für eine leichte Belüftung, die jedoch etwas besser sein könnte. So saß unser Testfahrer sehr bequem auf dem Sattel, ohne Schmerzen oder ein Taubheitsgefühl zu bekommen und das auch ohne gepolsterte Radhose.
Am Ende ist der Cube RFR Comfort+ ein unscheinbarer, aber sehr bequemer Sattel für den Trekkingbereich, der einen hohen Sitzkomfort bietet. Aufgrund der Bauform mit der großen Sattelbreite und des Gewichtes ist er jedoch nichts für den Mountainbiker, der es etwas sportlicher möchte.
Hasagei Fahrradsattel
Der Hasagei Fahrradsattel ist der günstigste Sattel in dieser Testrunde, was auch an der Verarbeitung ersichtlich ist. Er ist sehr breit und überraschend bequem, jedoch nichts für den Mountainbike-Bereich sondern eher für kurze Runden mit dem Citybike.
Die Verarbeitung ist entsprechend dem Preisniveau und so gibt es hier und da unschöne Kanten und auch die Naht in der Belüftungsöffnung reißt an einer Stelle schon ein. Auch die Sattelstreben sind recht kurz, was den Verstellbereich einschränkt.
Der Hasagei-Sattel ist der Einzige in dieser Testrunde, der noch etwas Zubehör im Lieferumfang beinhaltet. So ist neben dem Sattel noch eine Regenhülle enthalten sowie ein Sattelkloben, um bei Bedarf den Sattel auf eine Kerzen-Sattelstütze zu montieren. Diese Art der Stütze findet man jedoch an modernen Rädern nicht mehr und so ist das Zubehör in den meisten Fällen nutzlos, es sei denn, man sucht genau danach. Ein günstig wirkender Gabelschlüssel ist auch noch im Lieferumfang zu finden.
Die Gel-Polsterung ist mittelhart, aber nicht sehr dick. So kann es sein, dass schwere Personen die Polsterung durchdrücken. Unserem Testfahrer mit 83 kg war diese Polsterdicke gerade noch ausreichend. Aufgrund der Breite ist er vor allem auf City- oder Trekkingrädern mit aufrechter Sitzposition bequem, für den Mountainbike-Bereich kommt der Sattel aber genau deswegen nicht infrage. Je kleiner der Sitzwinkel, umso unbequemer der Sattel.
Der Sattel verfügt über eine längliche Belüftungsöffnung, die auch den Druck auf den Dammbereich reduzieren soll, was er auch tat. Einen Luftzug verspürt man jedoch nur mit gutem Willen. Das eingearbeitete Kunststoffgitter verhindert hier eine bessere Belüftung.
Am Ende ist der Hasagei-Fahrradsattel eine günstige Alternative, wenn man einen Sattel sucht für gelegentliche und entspannte Radtouren mit dem Citybike. Für Mountainbike-Fahrer ist der Sattel aber eher nicht geeignet.
Selle Royal Respiro
Der Selle Royal Respiro verspricht danke einer weichen Gel-Polsterung und einem Belüftungskanal ein besonders bequemer Sattel zu sein. Aus mehreren Gründen hat er uns im MTB-Bereich jedoch nicht überzeugt.
Die Verarbeitung des Sattels ist in Ordnung, nur an der Unterseite am hinteren Bereich hat er ein paar schärfere Kanten. Die Montage ist natürlich wie bei allen anderen Testkandidaten identisch, nur der etwas begrenzte Verstellbereich in der Länge aufgrund der im Vergleich kurzen Sattelstreben gibt Punktabzug.
Auffällig an diesem Sattel ist das sehr weiche Gel, welches auf den ersten Eindruck besonders bequem wirkt. Dies stimmt zwar, wenn man den Sattel auf ein City- oder Crossrad schraubt und ohne gepolsterte Hose kurz zum Eisessen fährt, auf einem Mountainbike jedoch wird der Sattel nach kurzer Zeit sehr unbequem. So hatten wir auf den Testfahrten schon nach kurzer Zeit das Gefühl, auf einem harten Brett zu sitzen. Der Grund ist einfach der, dass sich das weiche Gel schnell zusammendrückt und dadurch hart wird und dann der relativ breite Sattel schnell unbequem wird. Ein Druck auf den Dammbereich konnten wir aber bei den Testkilometern nie feststellen.
Auch die besonders innovativ wirkende Belüftung hat uns enttäuscht. Eine Öffnung im Vorderbereich soll einen Luftstrom in die Mitte des Sattels lenken und so für gute Luftzirkulation sorgen. Gut gedacht, aber schlecht umgesetzt, denn die Luft geht natürlich den Weg des geringsten Widerstandes und entweicht nahezu vollständig an den Öffnungen des Gestänges und ein Luftstrom am Gesäß ist nicht zu spüren. Dies lässt sich leicht überprüfen, indem man einfach in die Öffnung hinein pustet.
An den Seiten des Sattels sind die sogenannten Scuff Guards angebracht, welche den Sattelbezug vor Beschädigung schützen sollen, wenn man das Rad bzw. den Sattel an eine Wand anstößt. Auch hier wieder gut gedacht, aber schlecht umgesetzt, denn dieser Schutz ist nicht an der äußersten Stelle angebracht, sodass der Sattelbezug unterhalb der Scuff Guards dennoch direkt an einer Wand reibt.
Ein schönes Detail hat aber der Sattel. Über das integrierte Clip-System an der Unterseite können Satteltaschen des Herstellers einfach befestigt werden.
Alles in allem können wir den Selle Royal Respiro, wenn überhaupt, nur für Citybikes oder Ähnliches empfehlen wir zum Beispiel für die tägliche Fahrt zum Einkaufen. Für Mountainbiker ist er aus den oben genannten Gründen nicht zu empfehlen, auch allein schon wegen dem mit 481 Gramm sehr hohem Gewicht.
So haben wir getestet
Wir haben uns auf dem Markt umgesehen und die 8 interessantesten Modelle für den Test besorgt.
Zuerst haben wir die Testkandidaten einer genauen Sichtprüfung unterzogen, um die Qualität und die Verarbeitung beurteilen zu können. So konnten wir auch kleine Details wie ein ausreichend langes Sattelgestänge bewerten, sowie kleine nützliche Dinge wie integrierte Satteltaschenhalter oder Ähnliches. Die Montage spielte hier keine Rolle, da alle Sättel stets gleich zu montieren sind.

Der Haupttest fand anschließend auf den Bikes statt und stets mit derselben gepolsterten Radhose, um hier gut vergleichen zu können. So konnten wir jeden Sattel auf den gleichen Touren auf Herz und Nieren prüfen. Wichtig war für uns hier der Komfort, also ob und wenn ja, wann Schmerzen in den Sitzknochen oder gar ein Taubheitsgefühl im Damm- und Schambereich auftauchen und bei welchen Bedingungen. Auch konnten wir so gut beurteilen, ob eine etwaige Belüftungsöffnung auch das verspricht, was sie soll, nämlich für eine gute Belüftung sorgen. Letztlich haben wir den Gesamtfahreindruck der einzelnen Sattel beurteilt und wiedergegeben.
Die wichtigsten Fragen
Welcher Mountainbike-Sattel ist der beste?
Unser Favorit ist der SQlab 611 Ergowave. Der Sattel ist straff, gleichzeitig aber sehr komfortabel, was auch an der flachen und breiten Sattelnase liegt. Das leicht strukturierte, robuste Obermaterial erhöht die Kontrolle während der Fahrt und sollte eine lange Lebensdauer gewährleisten. Es gibt aber auch interessante Alternativen.
Was kostet ein guter MTB-Sattel?
In erster Linie sollte der Sattel zum Fahrer und zum Einsatzzweck passen. Je nachdem kann ein guter Sattel auch zwischen 60 und 120 Euro kosten.
Was ist besser, ein harter oder weicher MTB-Sattel?
Die Härte des Sattels richtet sich nach dem Einsatzzweck. Grob lässt sich jedoch sagen, je länger und sportlicher die Touren, desto härter sollte der Sattel sein.
Was ist besser, ein breiter oder schmaler MTB-Sattel?
Es kommt auf den Einsatzzweck an. Ist beim MTB-Fahren der Sattel zu klein, können Schmerzen die Folge sein, ist er zu breit rutscht man tendenziell nach vorne. Dies kann ebenfalls zu Schmerzen im Po, Rücken und auch in den Armen und Hände führen.
Schmerzen und Taubheitsgefühl trotz richtigem Sattel?
Nicht jeder Po passt auf jeden Sattel, selbst wenn er auf dem Papier der Richtige ist. Ein großer Einfluss hat die Sitzposition und die Rahmengröße. Stimmt nur eines von beiden nicht, wird auch der beste Sattel Schmerzen verursachen.