Fahrradhose kaufen – angesichts dieser Aufgabe verdrehen viele die Augen. Es gibt unzählige Marken, Formen, Einsatzbereiche. Und doch haben sie alle eines gemeinsam: Sie müssen gut sitzen. Wir haben daher 30 sehr unterschiedliche Hosen unter die Lupe genommen und Probe getragen – von der günstigen Hose bis zur Luxus-Pant.
Hier lesen Sie unseren Test der besten Damen-Fahrradhosen.
Die Hersteller lassen sich im Buhlen um die Gunst der Käufer einiges einfallen, um auf sich aufmerksam zu machen. Flachnähte treffen auf filigrane Silikon-Applikationen, Stretchmaterialien auf robuste, abriebfeste Stoffe, auch bei den Details greifen die Hersteller von A wie Airtracks bis V wie Vaude tief in die Trickkiste. Trotzdem haben wir im Test schnell einen Testsieger und mehrere Verkaufstipps herausarbeiten können, die wir im Folgenden präsentieren.
Kurzübersicht: Unsere Empfehlungen
Cycorld MTB Hose Herren Radhose

Testsieger ist die Cycorld MTB Hose Herren. Die locker geschnittene Cargo-Hose bietet für einen sehr günstigen Preis einen angenehmen Schnitt, eine reichhaltige Taschen-Ausstattung und – das hebt sie von vielen anderen MTB-Hosen ab – eine integrierte Innenhose. Zwar ist sie eine No-Name-Hose aus China und wir wollen nicht wissen, unter welchen Bedingungen sie gefertigt wird – trotzdem, schaut man ausschließlich auf den Preis, hat es die Konkurrenz schwer.
POC Essential Road Bib Short

Die POC Essential Road Bib Short bringt für knapp 100 Euro alles mit, was eine Fahrradhose braucht: ein bequemes, nicht zu wulstiges Sitzpolster, komfortable Träger, dünnes, atmungsaktives Material und vor allem ein schönes Design. Die Hose macht einen edlen Eindruck; man merkt, dass der schwedische Hersteller inzwischen zum Radhosen-Establishment gehört. Sie fällt etwas klein aus – wer sicher gehen will, nimmt sie eine Nummer größer.
Gonso Arico

Die Gonso Arico mit flexiblem Sitzpolster bietet eine ausgewogene Mischung aus Tragekomfort, schöner Verarbeitung und Funktionalität. Gut hat uns die klare Linienführung ohne zu viel Schnickschnack gefallen – und die komfortable Innenhose. Der Hersteller richtet sich mit der Hose an eine breite Zielgruppe – egal ob Touren mit dem E- oder Trekkingbike, Mountainbike oder Trekkingrad, mit der Arico ist man in vielen Fällen gut beraten.
Löffler Herren Bikehose Light Hotbond

Die Löffler Herren Bikehose Light Hotbond ist eine Hose, die explizit zum Drunterziehen entworfen wurde. Wer also eine Bikeshorts ohne Innenhose erworben hat oder zum Beispiel in die Arbeit pendelt und dafür eine leichte Unterziehhose mit Sitzpolster sucht, liegt hier richtig. Löffler, ein Unternehmen aus Oberösterreich, stellt ausschließlich in Europa her und hat schon unzählige Sportteams ausgestattet. Das Know-How merkt man diesem Modell auch an.
Nooyme Radlerhose Herren mit Sitzpolster 3D

Die Nooyme Radhose ist die beste Fahrradhose für Sparfüchse, die einfach nur eine günstige Hose für die nächste kompakte Rennradtour oder sportliche MTB-Ausritte suchen. Sie bietet ausreichend Komfort, ein angenehmes Sitzpolster und zufriedenstellende Materialeigenschaften für kurze und mittellange Radtouren bis etwa 80 Kilometer Länge. Für die Langstreckenfans unter unseren Lesern ist die Fahrradhose nichts, dafür sind die Bündchen zu wulstig verarbeitet, das Polster etwas zu schwammig und das Material saugt sich zu sehr voll. Kurzstreckenradler stört das alles nicht.
Vergleichstabelle

- Unschlagbarer Preis
- Integrierte Innenhose
- Angenehmer Stoff
- Umfassende Ausstattung
- Gutes Klimamanagement
- Mängel bei der Vernähung am Hüftsaum

- Komfortable Träger
- Sitzpolster mit optimalen Materialeigenschaften
- Sehr atmungsaktiv
- Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
- Material etwas filigran

- Schnelltrocknendes Material
- Komfortable Innenhose
- Hochwertig verarbeitet
- Einfach bedienbarer Gürtel

- Sehr schöne Verarbeitung
- Komfortables Polster
- Made in EU
- Nur als Unterziehhose nutzbar

- Günstigste Hose im Test
- Ausreichend komfortables Sitzpolster
- Zufriedenstellende Materialeigenschaften
- Etwas wulstiger Bund
- Zweifelhafte Haltbarkeit

- Optimal dimensioniertes Sitzpolster
- Komfortable Träger
- Gute Atmungseigenschaften
- Ausgereifter Schnitt
- Dezentes Design
- Fairer Preis
- Etwas wulstige Silikonapplikationen

- Sehr flexibel und leicht
- Komfortabler Bund mit Kordelzug
- Mesheinsätze zur Belüftung
- Ohne Innenhose

- Reichhaltigste Ausstattung im Test
- Inklusive Innenhose
- Hosenbund mit Gürtel
- Regulierbare Belüftung
- Angenehmer Stoff
- Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
- Schwer
- Vergleichsweise enge Beinabschlüsse

- Hoher Tragekomfort
- Hochwertige Verarbeitung
- Ausgezeichnetes Klimamanagement
- Silikoneinsätze gegen Verrutschen
- Komfortable Träger
- Teuer

- Sportlicher Schnitt
- Schnell trocknendes Material
- Cleveres Sitzpolster-Konzept
- Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
- Fällt klein aus

- Sehr komfortabel
- Integrierte seitliche Protektoren
- Hochwertige Verarbeitung
- Sehr teuer

- Toller Tragekomfort
- Breiter, komfortabler Bund
- Verarbeitung mittelprächtig
- Etwas teuer

- Durchdachtes Belüftungssystem
- Breiter, komfortabler Bund
- Perfekt dimensionierte Klettverstellung
- Abriebfestes Material
- Etwas rauer Stoff
- Testhose ohne Innenhose

- Schöne Verarbeitung
- Breite, komfortable Träger
- Komfortables Polster
- Preis-Leistung

- Unschlagbarer Preis
- Integrierte Innenhose
- Angenehmer Stoff
- Umfassende Ausstattung
- Gutes Klimamanagement
- Zweifelhafte Haltbarkeit

- Schöne Verarbeitung
- Made in EU
- Komfortables Sitzpolster
- Fällt klein aus
- Beinabschlüsse nicht silikonbeschichtet
- Etwas altbackene Konstruktion

- Schöne Verarbeitung
- Cleveres Bodymapping
- Tolles Preis- Leistungsverhältnis
- Träger etwas schmal

- Tolles Preis-Leistungsverhältnis
- Bequemer Sitz
- Integrierte Reißverschlusstasche
- Zweifelhafte Verarbeitung

- Tolles Preis- Leistungsverhältnis
- Angenehmer Sitz
- Fragwürdige Verarbeitung und Haltbarkeit
- Eingrifftaschen seltsam geschnitten

- Günstig
- Komfortabel für kürzere Strecken
- Etwas billig wirkender Stoff
- Wulstiges Polster
- Wenig dampfdurchlässig

- Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
- Bequeme Träger
- Flexibles Sitzpolster
- Mangelhafte Verarbeitung

- Weicher, flexibler Stoff
- Hoher Tragekomfort
- Klettverstellung am Bund
- Keine Innenhose

- Hoher Tragekomfort
- Breite, komfortable Träger
- Verzicht auf zu viele Nähte
- Hohe Atmungsaktivität
- Teuer
- Mängel bei der Vernähung

- Geradliniges Design
- Breite, verrutschsichere Beinabschlüsse
- Überzeugender Sitz
- Etwas zu filigrane Träger

- Leichte Konstruktion
- Schnelltrocknend und atmungsaktiver Stoff
- Überzeugende Verarbeitung
- Polster etwas gewöhnungsbedürftig

- Günstiger Preis
- Angenehm breite Schulterträger
- Stoff saugt sich voll
- Kein Bodymapping
- Keine Silikoneinsätze an den Beinabschlüssen

- Günstiger Preis
- Angemessener Tragekomfort
- Relativ weit geschnitten
- Voluminöses Sitzpolster
- Material saugt sich voll

- Günstig
- Unbequemes Sitzpolster
- Fragwürdige Verarbeitung

- Stoff liegt angenehm auf der Haut
- Taschenposition wenig durchdacht
- Sackartiger Schnitt
- Keine Klettverstellung am Bund
Gut gepolstert auf dem Sattel: Fahrradhosen im Test
Fahrradhose ist nicht gleich Fahrradhose. Rennradfahrer haben nämlich andere Ansprüche an ihre Fahrradhose als etwa Mountainbiker oder Tourenradler. Darauf haben die Hersteller reagiert, weshalb man spezielle Modelle für jeden Bereich findet.
Enge Bib oder weite Short? Eine Frage des Einsatzbereichs
Fahrradhose ist nicht gleich Fahrradhose. Die eher sportliche Kategorie, gerne auch Tights genannt, ist knalleng. Tights lassen sich in trägerlose Hosen und Hosen mit Hosenträgern (»Bibtights«) einteilen. Diese Hosen werden vornehmlich beim Rennradfahren getragen, vereinzelt auch beim Mountainbiken und Tourenradfahren, hier wiederum gerne von leistungsorientierten Cross Country (XC)- Fahrern und bei Rennen. Der Grund für den engen Schnitt ist zum einen eine bessere Aerodynamik, zum anderen aber auch der bessere Sitz.

Andere Hosen wiederum sind weiter geschnitten und ähneln Lauf- oder Wandershorts. Sie wurden für Tourenradler, E-Biker und Touren-Mountainbiker entworfen. Komfort und eine gute Belüftung steht hier an erster Stelle, die Aerodynamik kann sich hinten anstellen.

Die letzte Kategorie der hier getesteten Hosen sind robustere Hosen, die speziell für den härteren Mountainbike-Einsatz geschneidert wurden. Sie punkten mit einem abriebfesten Material, einem verstellbaren Bund und strategisch positionierten Taschen, die während dem Fahren leicht erreichbar sind.

Innenhose – ja oder nein?
Bei weiter geschnittenen Shorts stellt sich auf den ersten Blick die Frage, ob man eine Innenhose darunter ziehen sollte oder nicht. Schließlich werden viele der getesteten Hosen auch ohne Innenhose angeboten. Aus Sicht des Testers ist die Antwort klar: ohne Innenhose geht gar nicht!
Eine Innenhose ist Pflicht
Wer je mit Innenhose gefahren ist und das Plus an Komfort, das Innenhosen durch ihre Polsterung am Gesäß liefern, schätzen gelernt hat, wird sie nicht mehr missen wollen. Auch wenn es beim ersten Mal tragen vielleicht etwas zwickt und zwackt. Umso verwunderlicher ist es, dass es Hersteller gibt, die weit geschnittene Fahrradhosen ohne Innenhose anbieten – eigentlich ein No-Go, das im Test auch zu schlechteren Bewertungen führte.
Kleine Philosophie der Sitzpolster
Das Thema Sitzpolster ist so eine Sache. Die einen mögen es dick, die anderen dünn. Die einen wollen einen breiten, die anderen einen schmalen Sitz-Einsatz. Am Ende ist jedes Hinterteil anders. Wir haben im Test auf einen gesunden Mittelweg Wert gelegt. Soll bedeuten: Hosen mit lieblos gemachten, wulstigen und schlecht vernähten Sitzpolstern mussten mit Abzügen rechnen. Flach eingenähte, nicht zu stark auftragende Sitzpolster mit einem cleveren Profil, das sich an den anatomischen Gegebenheiten orientiert, wurden besser bewertet. Gonso kann bei seiner Sitivo Short mit einer Besonderheit aufwarten: diese Fahrradhose gibt es mit drei verschiedenen Sitzpolstern, je nach Einsatzbereich sind diese unterschiedlich geformt.
Bodymapping
Bodymapping hat auch bei den Fahrradhosen Einzug gehalten – zumindest bei den teureren und sorgfältiger verarbeiteten Hosen. Bodymapping bedeutet, dass die Hosen an unterschiedlichen Bereichen wie Trägern, Gesäß, an der Seite und an den Beinen aus verschiedenen Materialien gefertigt werden, um den unterschiedlichen Anforderungen wie Schweißtransport, Luftdurchlässigkeit oder Abriebfestigkeit gerecht zu werden. So kommt an den Trägern oft extrem feuchtigkeitsdurchlässiges Mesh zum Einsatz, und am Gesäß abriebfestere Materialien.

Testsieger: Cycorld MTB Hose Herren
Was Cycorld aus China bei der Cycorld MTB Herrenhose für einen so kleinen Preis auf die Beine stellt, ist erstaunlich! Zwar ist die Website des Unternehmens wenig vertrauenserweckend und dass die Firma, wie dort zu lesen ist, von »Bourne and Amy« gegründet wurde, nehmen wir Cycorld auch nicht ab. Was die Fahrradhose aber während unseres Extremtests – einer Bike&Hike-Tour mit rund 1200 Höhenmetern – zu leisten im Stande war, beeindruckt.

Die Innenhose verfügt über ein bequemes Polster – auch wenn es ein wenig störrisch, etwas steif und stark vorgeformt ist. Für Kurzstrecken und Touren bis maximal 30-40 Kilometer ist die Hose aber ausreichend komfortabel. Die Innenhose besteht ausschließlich aus Mesh-artigem Material. Das hat zur Folge, dass sie tatsächlich ausschließlich als Unterziehhose verwendet werden sollte. Alleine getragen erlaubt sie unter Umständen unangenehme »Einblicke«. Der Bund der Innenhose ist relativ schmal, auf unserer Kurztour hat er jedoch nicht eingeschnitten. Ganz interessant: Beim Hauptreißverschluss im Schritt setzt Cycorld auf den Qualitätshersteller YKK, alle anderen Reißverschlüsse sind Produkte von No-Name-Herstellern. Hier bemerkt man dann doch den Sparzwang.
Was die »Haupthose« angeht: Hier bekommt man sehr viel geboten. Zu seitlichen Eingrifftaschen ohne Reißverschluss kommen doppelte Oberschenkeltaschen, die über zwei unterschiedliche Reißverschlüsse zugänglich sind – fast schon zu viel des Guten. Radler, die viel Krimskrams mit sich herumtragen, werden von der Taschenauswahl jedoch begeistert sein. Am Hüftbund verfügt die Fahrradhose über Gürtelschlaufen, trotzdem baut Cycorld zwei Klettverschlüsse ein, die ein Anpassen der Hose erlauben. Praktisch! Hier hätte der Hersteller die Klettbänder ein wenig länger dimensionieren können, denn der Verstellbereich ist etwas zu klein. Ein weiteres kleines Manko ist die Vernähung des Stretcheinsatzes unter dem Hüftbund. Diese wirkt filigran und es kommt die Frage auf, wie viele Lastwechsel diese Naht aushält, ohne Schaden zu nehmen.
Alles in allem hat uns die Cycorld-Hose jedoch überzeugt. Der Schnitt ist angenehm bewegungsfreundlich, der Stoff ausreichend komfortabel und die Ausstattung für Radtouren unterschiedlicher Längen perfekt, egal ob man nun auf dem Mountainbike sitzt, auf dem Tourenrad oder E-Bike. Allein qualitätsbewusste Langstreckenradler und Ausdauerprofis sollten die Finger von der Cycorld lassen, denn die Verarbeitung wirkt stellenweise billig, der Innenhose trauen wir nur kürzere Strecken zu und die Gestaltung der Klettverstellung an der Hüfte könnte etwas sorgfältiger sein. Im Test bekommt Cycorld trotzdem die Testsieger-Krone aufgesetzt!
Die Cycorld MTB Hose Herren im Testspiegel
Momentan gibt es noch keine weiteren Tests der Cycorld MTB Hose Herren. Sobald sich das ändert, werden wir das hier ergänzen.
Alternativen
Neben der Radhose von Cycorld gibt es einige schöne Alternativen für Rennradfahrer, Liebhaber feiner Stoffe und Sparfüchse.
Rennrad-Favorit: POC Essential Road Bib Short
POC wird versierten Radlern ein Begriff sein – speziell im Helm-Bereich hat POC einige Erfolge vorzuweisen. Das schwedische Unternehmen hat sich im Bereich von Sicherheitstechnologien wie MIPS einen Namen gemacht. Vor einigen Jahren hatten wir bereits das Vergnügen, eine POC-Hose fahren zu dürfen – damals ein B-Ware-Schnäppchen von der Resterampe.

Heute gibt sich die Essential Road Bib Short ein Stelldichein – und wir nehmen sie auf eine 40-Kilometer-Runde mit integriertem Berglauf mit – durchaus fordernde Bedingungen für die Short. Zunächst wundern wir uns, da sich das Sitzpolster wulstig anfühlt – als wir jedoch die Hosenträger zurechtrücken und die silikonbeschichteten Beinabschlüsse, die nicht weit genug nach oben gerutscht waren, »nachjustiert« haben, gibt sich die Essential Road Bib Short keine Blöße.
Was POC hier für 100 Euro an Tragekomfort und Qualität auf die Beine stellt, bieten anderen Hersteller erst bei 30-50 Euro mehr an. Uns imponiert die Hose enorm, was die Passform angeht und schnell kristallisiert sich heraus, dass sie im Bereich der Rennradhosen den Empfehlungs-Vogel abschießt.
Was einem als Fan skandinavischen Designs darüber hinaus sofort auffällt, ist die klare Linienführung. Wo italienische Unternehmen gerne etwas verspielter verarbeiten – also eine Naht mehr hier ansetzen und eine weitere Applikation da anbringen – punktet die POC mit einer optisch klaren Gestaltung. Großer Schriftzug, breite Stoffbahnen. Trotzdem, auch POC setzt optische Reize. Das Design der Essential Road Bib Short ist leicht asymmetrisch – man fällt auf!
Für Qualitätsbewusste: Gonso Arico
Die Gonso Arico ist der sprichwörtliche Wolf im Schafspelz. Zwar wird uns die Shorts in gefährlichem rot ausgeliefert – doch auf den ersten Blick sieht die Hose nicht unbedingt nach einer »Überperformerin« aus – keine Applikationen, die einem ins Auge springen, keine martialischen Logos. Das ist für die Marke Gonso nicht untypisch, die Arico Fahrradshorts ist Understatement pur.

Neugierig entführen wir die Arico auf eine kleine Graveltour über 35 Kilometer. Was Weg- und Wetterverhältnisse angeht, ist alles dabei: Buckelige Teer-Nebenstraßen, Feldwege, sogar ein Trail. Sandige und geröllige Wegabschnitte, dazu regnet es auf der Hälfte der Strecke. Also perfekte Testbedingungen.
Zunächst einmal überzeugt uns die komfortable, nicht zu eng geschnittene Innenhose. Sie wird mit Hilfe dreier Knöpfe in der Shorts fixiert – und steht in Sachen Komfort einer reinen Stretch-Tight, wie man sie beim Rennradfahren einsetzt, in nichts nach. Was die weitere Ausstattung angeht, versieht Gonso die Hose mit einem komfortabel zu bedienenden Gürtel, zwei großen seitlichen Eingrifftaschen und einer Reißverschluss-Beintasche für Wertsachen.
Was uns am Ende am meisten gefallen hat, ist das stimmige Gesamtkonzept. Die angenehm leichte und schnell trocknende Gonso Arico funktioniert beim Radfahren einfach ausgezeichnet – und angesichts der schönen Verarbeitung geht auch der Preis in Ordnung.
Zum Drunterziehen: Löffler Light Hotbond
Die Löffler Herren Bikehose Light Hotbond spielt im Testfeld eine Sonderrolle. Die Fahrradhose ist keine klassische Tight, die man alleine trägt, sondern wurde als Unterziehhose konzipiert. Zwar kann man sie auch alleine tragen, dann sorgt aber das Mesh-Material, das Löffler Richtung Bund vernäht, für vielleicht ungewollte Einblicke.

Der klassische Use Case für diese Hose ist zum Beispiel das Berufspendeln. Wer in der Stadt mehrere Kilometer ins Büro pendelt, zieht einfach die Cycling Shorts Light drunter und hat es bequem. Im Test verwenden wir die Hose, um mit einer regulären Chino-Shorts darüber zum Einkaufen zu radeln, mit einer Jeans zu einem Pressetermin oder auch einfach nur um zum Bahnhof zu fahren.
Dabei zeigt sich, dass Löffler mit der Fahrradhose einen schönen Spagat zwischen Flexibilität und Komfort geschafft hat. Das bequeme Gel-Air-Sitzpolster ist gerade dünn genug, um beim Gehen nicht zu sehr aufzutragen – die Hose ist ansonsten ein Vorbild an Materialverarbeitung. Durch Löfflers Hotbond-Technologie kann Löffler auf Nähte verzichten, die einzelnen Textilteile werden verschweißt und tragen so nicht auf.
Die Löffler Herren Bikehose Light Hotbond eignet sich, wie gesagt, nicht, um alleine getragen zu werden. Als Ergänzung für Ganzjahresradler ist sie jedoch fast schon ein Must Have. Auch zum E-Biken ist sie perfekt geeignet, wenn man den Allerwertesten auf dem Weg zum Biergarten oder ins Kino schonen will.
Preistipp: Nooyme Radlerhose Herren
Die Nooyme Radlerhose Herren ist die günstigste Tight im Test. Die Haptik erinnert an das Modell von Souke, Nooyme setzt jedoch etwas weniger Nähte ein, die Fahrradhose ist zudem komplett in Schwarz gehalten. Was das Sitzpolster angeht, meint man zunächst keinen Unterschied zwischen den Hosen zu erkennen.

Spontan nehmen wir die Radhose mit auf eine morgendliche 40-Kilometer-Runde auf dem Rennrad. Bald entsteht der Eindruck: Diese Fahrradhose hat mehr auf dem Kasten, als man denkt! Das Polster mag zwar recht dick sein, fühlt sich aber nicht ganz so schwammig und voluminös wie bei anderen günstigen Hosen an. Die Hose wird durchaus gefordert, denn unsere kleine Testrunde hat es in sich. Steile Anstiege, schnelle Antritte, zügige Abfahrten. Der Billigheimer macht alles brav mit, Anlass zur Kritik findet sich kaum.
Kurzum: die Noomye hat uns auf der Kurzstrecke erstaunlich gut gefallen. Zumindest bis zu einem gewissen Punkt, denn qualitativ kann die Hose sicher nicht mit den teureren Modellen mithalten. Der schmale, etwas voluminöse Stretchbund dürfte bei Langstrecken ab 80 Kilometer »einschneidende« Erlebnisse bescheren. Aber das sind Mutmaßungen – und was soll’s, denn manchmal braucht man einfach nur eine günstige, gut funktionierende und unproblematische Radhose für die schnelle Ausfahrt zwischendurch oder die Familientour an den See. Genau hier kann die Nooyme punkten, und wenn man nicht viel Geld zur Verfügung hat, macht man mit ihr wenig falsch.
Außerdem getestet
Gore Herren C5 Trail Light Shorts
Hand auf’s Herz: Zunächst haben wir die Gore Herren C5 Trail Light Shorts nicht ganz ernst genommen. Auf den ersten Blick wirkt die leichte, locker geschnittene Fahrradhose wie eine Laufshorts! Sehr zu unrecht legen wir die Hose also erst einmal auf die Seite und testen die Konkurrenzmodelle von Craft und Scott. Auf einer ambitionierten Bike&Hike-Tour auf den Hochgolling in den Niederen Tauern ist es dann aber soweit – und sind wir ehrlich überrascht! Über einer Funktionsunterhose getragen, fühlt sich die Gore-Hose sehr luftig an, engt nicht ein und verblüfft mit einem hohen Maß an Flexibilität.
Zum »Warmwerden« radeln wir mit der Shorts zunächst gute 70 Kilometer bis zum »Basecamp«, dem Untertal bei Schladming. Wir fahren wohlgemerkt ohne Sitzpolster und nur mit einer Merino-Unterhose, trotzdem ist der Komfort erstaunlich. Komfortbewusste sollten sich trotzdem nach einer dünnen Innenshorts umsehen – wer wie wir darauf verzichtet und nur mit Funktionsunterhose fährt, sollte schon über etwas Hornhaut am Allerwertesten verfügen. Gore selbst bietet solche gepolsterten Innenshorts an, aber auch Löffler – siehe unten.
Gore ist der Techniker unter den Radhosen-Herstellern, das merkt man an den verwendeten Materialien und Materialmischungen sofort. Da treffen stretchige Abschnitte auf Mesh, das für angenehme Luftzufuhr sorgt. Bodymapping vom Feinsten anstatt Material-Monokultur. Am Hinterteil setzt das Unternehmen auf eine Art Ripstop, das auch permanentes Gereibe locker wegsteckt.
Gore hat die Hose zudem mit einer praktischen kleinen Reißverschlusstasche versehen, dazu kommt eine Kordel im elastischen Bund. Durch ihre Flexibilität hat die Fahrradhose eine tolle Passform. Bleibt noch, die Hose im Testfeld einzuordnen – kein einfaches Unterfangen! Wer eine Fahrradhose zum sofortigen Losradeln sucht, sollte ein Modell wählen, bei dem die Innenhose mitgeliefert wird. Rad-Enthusiasten, die ihrem Sport-Kleiderschrank noch ein cleveres i-Tüpfelchen hinzufügen wollen, werden die Gore Herren C5 Trail Light Shorts hingegen schnell lieb gewinnen.
Vzteek Herren MTB Hose
Die Vzteek MTB Hose Fahrradhose erinnerte uns auf Anhieb an die ebenfalls getestete (und für gut befundene) Cycorld – die Hosen unterscheiden sich nur beim Namen und kleinsten Details. Die Shorts mit herausnehmbarer Innenhose präsentiert sich nach dem Auspacken als sehr sauber und sorgfältig verarbeitet. Die Shorts bringt gerade mal 300 Gramm auf die Waage, die Innenhose 134 Gramm – ein Fakt, der insbesondere bei Transalp- und anderen Langstreckenfahrern und Fans eines kleinen Packmaßes gut ankommen dürfte. Ein sehr gut geschnittenes, dreidimensionales, mit Schaumstoff und Silica-Gel gefülltes Sitzpolster in der dehnbaren und atmungsaktiven Innenhose lässt auf hohen Sitzkomfort hoffen.
Die eigentliche Short überrascht mit reichlich Ausstattung. Der dehnbare, per Klett in der Weite verstellbare Bund mit Gürtelschlaufen sowie ein Streifen aus sehr luftdurchlässigem Stoff hinten unter dem Bund sorgen für tollen Tragekomfort. Dazu kommen »normale« Hosentaschen vorne, zusätzlich flache, seitliche Cargotaschen mit jeweils einem Reißverschluss oben und einem seitlich vorne und damit jede Menge sichere Verstaumöglichkeiten für Kleinigkeiten wie Handy, Schlüssel oder Riegel »in zwei Ebenen«.
Im Praxistest, einer Fahrt auf den Hausberg, gibt sich die MTB Hose keine Blöße. Die erwartet sehr gute Polsterung erhöht den Tragekomfort zusätzlich. Während der ersten Ausfahrt war der fabrikneue Stoff auf dem Sattel noch etwas rutschig – dieser kleine Mangel hat sich jedoch schon nach der ersten Wäsche gelegt. Für (je nach Farbe und Größe ) 35 bis 50 Euro bekommt man mit der Vzteek eine gute, leichte MTB Hose mit hohem Tragekomfort. Ohne die Innenhose kann sie auch sehr schön beim sommerlichen Wandern und Bergsteigen eingesetzt werden.
Alé Solid Corsa Bib Short
Siehe da: Im Gegensatz zu den meisten ihrer Test-Kolleginnen wird die Alé Corsa Solid Bib Short in Europa hergestellt – noch dazu in einer der Radsport-Nationen schlechthin, nämlich Italien. Alé zeigt, dass im Radsport-Bekleidungssektor nicht alles aus Fernost kommen muss. Kleine Randbemerkung: Sogar Pearl Izumi lässt seine deutlich teureren Hosen in China nähen!
Wir trauen uns und nutzen die nigelnagelneue Fahrradhose auf einer 155-Kilometer-Radtour mit dem Gravelbike über mehrere Alpenpässe. Da trennt sich bei Radhosen schnell die Spreu vom Weizen. Um es kurz zu machen: Wir sind angetan! Das dünne, aber nicht zu dünne Polster funktioniert genau so, wie es soll, ist unauffällig, komfortabel und reibt nicht. Die Träger sind genau richtig dimensioniert. Sie sind etwas breit und besser zu positionieren als die sehr schmalen Träger der Rh+. Die Hose ist an den Beinen insgesamt etwas länger geschnitten als die meisten Konkurrenzprodukte, was aber nicht von Nachteil ist: Sie hält so bei luftigen Abfahrten etwas wärmer.
Bei einem Gewitterschauer zeigt sich darüber hinaus, dass das Material schnell trocknet, deutlich schneller als bei bei den »Billighosen« von Airtracks, Souke und Noomye. Ein kleines Manko hat die Fahrradhose allerdings: Die Silikon-Applikationen an den Beinabschlüssen neigen ein wenig zum Reiben. Das mag daran liegen, dass sie etwas wulstiger ausfallen als bei den Modellen von Shimano, Pearl Izumi oder Rh+. Trotzdem: Wir mögen die Alé Solid Corsa Bib Short! Bei der preiswerten Italienerin stimmt ganz einfach das Gesamtpaket. Nur knapp muss sie sich anderen Modellen geschlagen geben.
Endura Hummvee II
Die Endura Hummvee II ist der Panzer unter den Radhosen! Aber auch nur auf den ersten Blick, denn sie hat eine geradezu softe, komfortable und überaus angenehme Seite. Der Schnitt rangiert zwischen leger und weit, die mitgelieferte, herausnehmbare Innenhose trägt sich bequem und punktet mit rutschsicheren Silikonapplikationen. Die Ausstattung der Hose lässt keine Wünsche offen: Der innen weiche, mit einem verstellbaren Gürtel mit Clip ausgestattete Bund trägt sich angenehm.
Wir haben die Hummvee II zu Beginn des Tests mit dem Stempel »zu schwer« auf die Seite gelegt. Hat man sie einmal angezogen, überzeugt sie jedoch schnell durch einen angenehmen Tragekomfort, per Reißverschluss regulierbaren Belüftungsöffnungen und einer sinnigen Taschenauswahl mit zwei Klett-Stautaschen an der Rückseite, zwei RV-Seitentaschen und zwei Taschen am Beinabschluss.
Der Stoff fühlt sich dabei robust, aber nicht zu steif an – der Fahrradhose merkt man an, dass sie für den etwas schonungsloseren Umgang auf dem Mountainbike gefertigt wurde. Schön ist auch der breite, fein gearbeitete Stretch-Einsatz an der Rückseite, der die Hose deutlich komfortabler macht. Das alles für einen fairen Preis – das muss Endura erst mal jemand nachmachen. Gerade fürs Mountainbike trifft man mit der Hose also eine gute Wahl.
Pearl Izumi Pro Bib Shorts
Zugegeben: Wir haben einen »Knack« für Pearl Izumi, wie die amerikanischen Mitarbeiter der aus Colorado stammenden Marke sagen würden. »Knack« lässt sich am besten mit Vorliebe oder auch Faible übersetzen. Seit Jahren ist Pearl Izumi Garant für funktionale, dezent designte und vor allem langlebige Fahrradbekleidung. Unter Fahrrad-Aficionados ist das längst kein Geheimnis mehr.
»Pearli«, wie die Marke hierzulande von vielen Insidern liebevoll genannt wird, kann auf 70 Jahre Erfahrung in der Fertigung von Fahrradbekleidung zurückblicken, was man der Pro Bib Shorts sofort anmerkt. Sie wird aus sieben »Pro Transfer«-Stoffstücken gefertigt, passt sich dadurch perfekt dem Körper an und hat leicht komprimierende Eigenschaften. Träger und Beinabschlüsse sind lasergeschnitten, was man beim Tragen positiv bemerkbar macht. Allein schon das Hineinschlüpfen in diese Fahrradhose ist ein Genuss, ganz zu schweigen von den Trageeigenschaften unterwegs, wovon wir uns auf einer 80-Kilometer-Runde überzeugen konnten.
Das Material trägt sich aufgrund der mit wenig Nähten auskommenden Träger äußerst angenehm. Am Beinsaum kommt die Fahrradhose ganz ohne Nähte aus, trägt somit nicht auf und ist zudem mit Silikonapplikationen ausgestattet, die ein Hochrutschen verhindern. Besonders begeistert hat uns das Sitzpolster. Dieses ist vergleichsweise weich und wenig strukturiert, schmiegt sich jedoch dem Gesäß optimal an, reibt nicht und hat gerade die richtige Dicke, um nicht aufzutragen. Die Stretcheigenschaften des Materials sind herausragend.
Wer bisher unter einer zu wenig flexiblen Hose »gelitten« hat, wird von der Pearl Izumi Pro Bib Shorts begeistert sein. Der empfohlene Verkaufspreis ist zwar nicht gerade günstig, die Fahrradhose setzt jedoch ein Ausrufezeichen beim Tragekomfort und der Verarbeitung. Im Netz ist sie außerdem inzwischen etwas günstiger zu haben. Sie wäre mit dieser Gesamtleistung auch der klare Testsieger – wird jedoch, was das Preis-Leistungs-Verhältnis angeht, von der Alé Solid Corsa Bib und anderen Hosen geschlagen.
Gonso Sitivo grün
Gonso ist einer der großen klassischen, deutschen Radbekleidungs-Hersteller. Das Unternehmen aus dem Württembergischen Köngen ist zumindest in der deutschsprachigen Szene gut etabliert – anders sieht es indes auf dem internationalen Markt aus, wo eher italienische Hersteller den Takt angeben. Die Frage lautete also: Kann die Gonso Sitivo Green Radhose der internationalen Konkurrenz das Wasser reichen?
Der erste Eindruck: Im Testvergleich fällt die trägerlose Fahrradhose klein aus. Hat man sie aber einmal angezogen, ist der Sitz verblüffend gut und das Material ausreichend stretchig, um dem Träger ein komfortables Tragegefühl zu bescheren. Die Silikonapplikationen reiben nicht, die Hose ist vorne etwas niedriger und hinten etwas höher geschnitten, was der Anatomie entgegen kommt – nicht selten reiben vorne hoch geschnittene Hosen unangenehm am Bauch.
Der Clou an der Sitivo und das Verkaufsargument ist der farbcodierte Sitzeinsatz. Es gibt die Fahrradhose in drei verschiedenen Ausführungen: Mit rotem Sitzeinsatz wendet sich die Hose an sportive Fahrer, die in einer flacheren Sitzposition unterwegs sind, mit blauem Einsatz an komfortbewusste Fahrer, die eher aufrecht auf dem Rad sitzen und mit grünem Einsatz – also auch im Falle unserer Testhose – an Radfahrer, die sich irgendwo dazwischen verorten. Die farbcodierten Polster sind unterschiedlich dimensioniert und sorgen somit für eine bestmögliche Druckverteilung.
Während unserem Test, einer 150-Kilometer-Radfahrt über mehrere Pässe, zeigt sich die Hose als angenehm unauffälliger Radpartner, sitzt komfortabel, bietet keinen Grund zu Beanstandungen und lässt angesichts sommerlicher Hitze auch beim Klimamanagement keine Wünsche offen. Noch dazu saugt sich das Material bei einem abschließenden Gewitterschauer nicht unangenehm voll – ein Riesenvorteil gegenüber den »Billig-Hosen« von Souke und Nooyme. Wir werden die Gonso jedenfalls schnell wieder aus dem Schrank ziehen.
Wenn wir einen Titel übrig hätten – und wenn die Konkurrenz der Billigfraktion nicht so stark wäre – die Gonso bekäme einen Verkaufstipp für trägerlose Hosen aus fast-EU-Produktion, schließlich wird sie in der Türkei hergestellt, was hinsichtlich der Liefer- und Produktionswege durchaus positiv zu bewerten ist. So landet die Hose im Test auf einem undankbaren sechsten Platz.
SQlab SQ Short ONE11
SQlab hat sich schon vor rund 20 Jahren als Hersteller ergonomisch geformter Fahrradsättel einen Namen gemacht. Das Münchner Unternehmen hat sich immer wieder mit Innovationen hervorgetan, die insbesondere Ergonomie und Fahrkomfort betreffen – zum Beispiel auch bei Lenkergriffen. Auch die 200 Euro teure SQ-Short ONE11 hakt hier ein. Ein speziell geformtes Sitzpolster mit einer vergleichsweise harten Zwischenschicht (»SQ-Pad”), das in ein spezielles Gel eingebettet ist, soll die bei der Fahrbewegung entstehenden Scherkräfte aufnehmen und soweit als möglich eliminieren. Die vergleichsweise dünne und straff abgestimmte Polsterung soll die Entstehung eines »Windelgefühl” verhindern, womit SQlab vermutlich das etwas schwammige Sitzgefühl auf wenig definierten Sitzpolstern meint.
Im Test führen wir die mit bequemen, breiten Trägern ausgestattete Hose gleich mal auf einer 50-Kilometer-Rennradrunde im bayerischen Oberland aus. Die mit an der Hüfte positionierten Polstern ausgestattete Hose ist eigentlich für den Einsatz im Gelände – sprich auf dem MTB oder Gravelbike – vorgesehen, zum Zeitpunkt des Tests liegt jedoch auf den »Geländestrecken” in unserer Umgebung noch zu viel Schnee. Die straffe Abstimmung des Polsters fällt sofort auf, aber nicht im negativen Sinn. Tatsächlich ist es so, dass wir das Gefühl haben, dass keine Reibestellen entstehen, wie wir sie von weicher gepolsterten Hosen gewohnt sind.
Auch auf einer weiteren Rennradrunde gibt sich die SQlab-Hose keine Blöße, was man bei diesem Preisniveau auch erwarten kann. Feines Material, keine Scheuerstellen, ein Traum von einer Radhose. Bleibt am Ende der doch sehr hohe Preis. Er ist bei der vernähten Technologie durchaus gerechtfertigt, trotzdem wird nicht jeder Hobbyfahrer bereit sein, knapp 200 Euro in eine Fahrradhose zu investieren – immerhin erhält man für diesen Preis zwei durchaus ebenfalls gute Markenhosen der 100 Euro-Klasse!
Scott RC Pro +++ Fahrradhose kurz
Scott hat sich nicht nur im Fahrrad-, sondern auch im Fahrradbekleidungsbereich in den letzten Jahren einen Namen gemacht. Die von uns getestete RC Pro +++ Shorts gehört mit ihren 100 Euro empfohlenen Verkaufspreis schon zur etwas gehobenen Preisklasse bei trägerlosen Rennrad-Tights. Dafür wirkt sie auf den ersten Blick etwas lieblos gemacht. Das +++-Sitzpolster ist relativ simpel gestaltet, auch finden wir die Beinabschlüsse etwa zu eng.
Seit langem haben wir keine Tights mehr ohne Träger getragen. Trotz fehlender Träger sitzt die Scott jedoch sehr gut, was auch am breiten, rutschsicheren Hüftbund liegt. Auf einer 100-Kilometer-Tour durchs bayerische Oberland muss sich die Fahrradhose beweisen. Auch hier zeigen sich Licht und Schatten.
Die Scott ist garantiert keine schlechte Hose – bitte nicht falsch verstehen! Aber im direkten Testvergleich kommt sie eben nicht an die Materialqualität einer Pearl Izumi, an das Preis-Leistungs-Verhältnis eine Alé oder an den Sitzkomfort einer Shimano heran. Hätten wir einen Einzeltest durchgeführt, bei dem nur trägerlose Shorts getestet wurden, wäre die Scott weiter oben gelandet. So reicht es eben nur für die Ränge.
Endura Singletrack Lite
Auch Endura liefert bei der Endura Singletrack Lite Short keine Innenhose mit, daher ziehen wir ganz einfach eine von Vaude unter, schnappen das Gravelbike und drehen eine Runde. Das leichte, etwas stretchige Material fällt positiv auf, interessant ist die Lochung am Oberschenkel. Luftaustausch mal anders!
Endura ist eine Szenemarke geworden, nicht zuletzt aufgrund von Danny McAskill, einem schottischen MTB-Trial-Profi, selbst Langzeit-Sponsee der Marke. Das hat zum Ergebnis, dass Endura die Ausstattung der Hose sehr technisch und reduziert gestaltet, außer zwei RV-Seitentaschen und einer Tasche an der Rückseite hat die Hose keine Finessen an Bord. Mehr muss aber auch gar nicht sein, denn im Falle des Testsiegers, der Cycorld Mtb Hose Herren, ist die Taschen-Auswahl fast schon ein wenig zu groß. Für MTB-Trial-Fans, die mit wenig Schnickschnack auskommen, wäre sie die perfekte Wahl.
Bei Endura ist der Name Programm – nicht umsonst bedeutet der englische Begriff »Endurance« übersetzt auf deutsch soviel wie »Ausdauer«. So ist dann auch das Material »ausdauernd«, etwas fester und robuster, aber auch weniger geschmeidig als beispielsweise bei Vaude. Der Fokus liegt eben nicht primär auf einem hohen Tragekomfort, sondern auf Abriebfestigkeit. Nicht Tourenfahrer, sondern gebirgs- oder park-orientierte All Mountain-Biker sind Zielgruppe dieser Hose.
Wir können uns trotzdem gut vorstellen, mit der Fahrradhose eine ausgedehnte Biketour in den Bergen zu unternehmen – mehr noch als bei den anderen »Innenhose-losen« Hosen von Ally und Tomshoo. Trotzdem gilt im Rahmen dieses Tests: Die Endura Singletrack Lite Short hat keine Innenhose und kommt damit nicht in die engere Wahl.
Pearl Izumi Interval Bib Shorts
Als Alternative zur (zugegebenermaßen etwas teuren) Pro Bib Shorts hat uns Pearl Izumi die Interval Bib Shorts zukommen lassen, die doch deutlich preiswerter als die Pro Bib Shorts angeboten wird. Der Grund dafür: Das Material ist etwas günstiger, der Einsatz etwas weniger weich und die Verarbeitung etwas einfacher. Die Fahrradhose hat mehr Nähte als das Topmodell, die Träger bestehen speziell am Rücken »nur« aus Mesh. Auch fasst sich das Material weniger wertig an als bei ihrer Testkollegin. Es ist zwar ebenfalls geschmeidig, aber nicht ganz so weich.
Eine Sache fällt ebenfalls auf: Die Rückenpartie ist extrem hoch geschnitten und verleiht so ein sehr warmes, geborgenes Tragegefühl. Damit konnte keine anderen Hose im Test aufwarten – bis auf das Modell von Shimano, allerdings ist hier die Rückenpartie aus grobmaschigerem Mesh und damit luftiger. Die Pearl Izumi Interval Bib Short wendet sich somit an ein Publikum, das bei allen möglichen Wetterbedingungen unterwegs ist und sich über die zusätzliche Wärmeleistung am Rücken freut. Für Ausfahrten an ganz heißen Sommertagen könnte das Modell indes fast ein wenig zu warm sein. Auch hier fällt auf: Die Fahrradhose hat leicht komprimierende Eigenschaften, engt dabei jedoch nicht ein. Wie ihre teurere Pearl Izumi-Kollegin eignet sie sich so für Kurz- und Langstrecken gleichermaßen.
Im Testfeld hat es die Pearl Izumi Interval Bib Short etwas schwer. Die italienischen Hosen von Alé und Rh+ luchsen ihr hinsichtlich Preis-Leistung-Verhältnis die Lorbeeren ab. Für Pearl Izumi-Aficionados ist sie trotzdem eine Überlegung wert!
AGU Essential II Trägerhose Herren
AGU ist eine Marke, die bei vielen Radsportlern unter dem Radar bleibt. Der italienische Hersteller macht vergleichsweise wenig Werbung und wenn, dann nur in Fachmagazinen. Recherchiert man etwas genauer, fällt indes auf, dass die Marke auch Profi-Teams ausrüstet, die große Rennen wie den Giro d’Italia absolvieren.
Bei der von uns getesteten Essential II Trägerhose fällt schnell auf, dass in der je nach Shop rund 80 Euro teuren Hose viel Know How steckt. Die Träger der Hose sitzen sehr bequem, das Sitzpolster ist straff abgestimmt und auch auf Langstrecken lässt sich die Hose gut einsetzen, ohne dass es scheuert – je nach Trainingszustand natürlich. Wie bei italienischen Herstellern üblich, fällt die Hose relativ klein aus. Im Zweifel sollte man also auch die AGU eine Größe größer wählen.
Wir haben uns tatsächlich schwer getan, die AGU im Test richtig einzuordnen. Sie hätte das Zeug dazu, hier ganz vorne mitzuspielen. Die Konkurenz ist jedoch stark und die AGU wirkt im Vergleich etwas altbacken. So verzichtet der Hersteller zum Beispiel auf die inzwischen fast zum Standard gewordene Silikonbeschichtung an den Beinabschlüssen. Auch die eingefassten Träger wirken gegenüber den nahtlosen Trägern, wie man sie beispielsweise bei der Pearl Izumi findet, wie ein Anachronismus. Das mögen vielleicht Details sein, die sich nur wenig auf den Tragekomfort auswirken – trotzdem kosten sie der Hose wertvolle Plätze im Ranking.
Castelli Competizione
Castelli ist auf dem Fahrradbekleidungsmarkt seit Jahren eine feste Größe. Die 1876 gegründete Marke mit dem Skorpion im Logo rüstet zahllose Teams aus, wenige italienische Radbekleidungsfirmen dürften über Jahrzehnte soviel Erfolg und Präsenz aufgebaut haben wie das Unternehmen aus Fonzaso bei Belluno.
So gibt sich Castelli auch mit der vergleichsweise günstigen Competizione Bib keine Blöße. Die Trägerhose siedelt sich mit rund 90 Euro im Produktportfolio des Radbekleidungs-Riesen eher im Einstiegsbereich an und fällt, typisch für eine italienische Marke, relativ klein aus. Wir müssen mit XL eine Größe größer als gewohnt wählen, dann kann es aber auch schon losgehen. Die Hose sitzt straff, auch die »Kiss Air« Polsterung ist straff abgestimmt – man merkt der Hose an, dass Castelli aus dem Wettkampfbereich kommt. Sie ähnelt der ähnlich teuren Alé Solid Corsa Bib Short stark, wobei Castelli den Schwerpunkt etwas mehr Richtung Bodymapping verschiebt.
Auf unserer 80-Kilometer-Testrunde und einer weiteren, etwas kürzeren Fahrt macht die Castelli durchaus Spaß. Trotzdem – was die Passform angeht, geben wir test-intern der POC den Vorzug. Das mag auch daran liegen, dass sich italienische (und japanische) Firmen traditionell etwas schwer tun, ihre Bekleidungslinien an große, schwere Mitteleuropäer anzupassen. Unser Tester wiegt bei 1,88 Meter 85 Kilogramm – die Größe XXL zu wählen, wäre uns allerdings übertrieben vorgekommen. So bleiben nach dem Test einige Fragezeichen, was die optimale Größenwahl angeht.
Nicewin Radlerhose Herren mit Sitzpolster 4D
Die trägerlose Fahrradhose von Nicewin hat uns ehrlich überrascht. Sie kostet nur etwas mehr als 30 Euro und trägt sich auf Anhieb verblüffend gut. Im Test führen wir sie auf einer 40-Kilometer-Rennradrunde im bayerischen Oberland bei leichten Minustemperaturen aus und tragen sie dabei unter einer Überhose – durchaus eine Herausforderung. Zwar fällt sie relativ klein aus, das ist aber auch schon die einzige Kritik, die wir auf Anhieb haben.
Gut gefallen hat uns der Bund und die Beinabschlüsse, die etwas bequemer wirken als beim bisherigen Billig-Sieger Nooyme. Das Sitzpolster fällt bei der Nicewin zwar fest, aber nicht zu fest aus – es dämpft angenehm, ohne zu sehr einzuschränken. Schön ist auch die Reißverschlusstasche an der Rückseite, in der sich zum Beispiel ein Schlüssel oder Kleingeld verlustsicher unterbringen lässt. An der Seite vernäht Nicewin darüber hinaus zwei Einstecktaschen für weitere Accessoires.
Wer nicht bereit ist, mehr Geld auszugeben und eine Hose für gelegentliche Ausfahrten sucht, ist mit der Nicewin jedenfalls ganz gut aufgehoben. Fragt man sich manchmal, wie ein hoher Rang auf den Amazon-Bestsellerlisten zustandekommt, ist er bei der Nicewin durchaus gerechtfertigt. Verarbeitungsqualität und Haltbarkeit der Hose stehen natürlich auf einem anderen Blatt…
Sportneer Fahrradhose Herren MTB
Die Fahrradhose Herren MTB von Sportneer ist ein klassischer Fall von weder Fisch noch Fleisch. Oder, um es ins Jahr 2022 zu übersetzen, weder Tofu noch Saitan. Zwar sitzt die rund 30 Euro teure Hose ganz gut, die Verarbeitung hat uns jedoch wenig überzeugt. Nähte als auch Material machen einen nicht sonderlich langlebigen Eindruck, man möchte der Hose nicht zu viel zumuten. Ob sie den rauen Umgang beim Mountainbiken länger mitmacht, sei dahingestellt.
All das ist jedoch graue Theorie – und so schwingen wir uns aufs Rad und nehmen die Hose mit auf eine Besorgungstour mit dem Gravelbike über rund 30 Kilometer. Hier fragen wir uns zwangsläufig: Hat eigentlich jemand die seitlichen Eingrifftaschen ausprobiert, ehe die Hose in Produktion ging? Während man auf dem Rad sitzt, sollte man darin lieber nichts unterbringen. Die Gefahr, es zu verlieren, ist aufgrund des seltsamen Taschen-Schnitts relativ hoch.
Im Test tragen wir die Hose an einem heißen Sommertag – und sind vom Klimamanagement positiv überrascht. Aufgrund des dünnen Materials ist die Hose schön luftig, gerade auf kurzen Touren bei Hitze ist sie eine gute Wahl. Würde Sportneer noch ein wenig an der Verarbeitungsqualität arbeiten, könnten wir die Hose einem breiteren Käuferkreis empfehlen . So bleibt sie ein preiswertes Accessoire für Radler, die sie nicht allzu oft verwenden und gleichzeitig keine allzu hohen Ansprüche an die Qualität stellen.
Northwave Force 2
Die Northwave Force 2 ist angenehm günstig und trägt sich beim ersten Anziehen auch recht komfortabel. Schießlich ist der italienische Hersteller ein alter Hase unter den Radausrüstern. Besonders bei den Schuhen hat sich das Unternehmen einen Namen gemacht.
Unsere ersten Erfahrungen mit Northwave-Bekleidung waren hingegen etwas zwiegespalten. Wir erwarben vor geraumer Zeit eine NW-Winterradhose aus angerautem Material, die zur Northwave-internen Kategorie »Sport« gehörte – wie auch das nun getestete Modell Force 2.
Der Eindruck damals: etwas zu unflexibles Material und ein eigenartiger Schnitt. Ein »Maurerdekolleté« ist bei einer Radhose eben besonders unangenehm! Seitdem liegt die Fahrradhose im Schrank. Entsprechend gespannt testen wir die je nach Anbieter nur 30 Euro günstige Force 2, eine trägerlose Rennrad- und MTB-Shorts, bei einer ordentlich schweißtreibenden Radfahrt in der Nähe von Schladming. Gleich fällt auf: Das Northwave-Polster, das aus Schaumstoff besteht, ist etwas wulstig, scheuert ein wenig und trägt auf. Außerdem fällt im direkten Vergleich mit vielen anderen Hosen im Test auf, dass das Hauptmaterial der Hose, eine Mischung aus 80 Prozent Polyamid und 20 Prozent Elasthan, nicht ausreichend dampf- und luftdurchlässig ist.
Am Ende waren wir froh, dass wir die Hose wieder ausziehen konnten, um dem etwas eingeschränkten Tragekomfort entfliehen zu können. Es gibt schlichtweg besseres – siehe Alé, siehe Gonso, siehe Pearl Izumi. Fazit: Für Kurzstrecken bis 25 Kilometer ist sie völlig okay, für Mittel- und Langstrecken nimmt man besser etwas mehr Geld in die Hand.
Craft Herren Rise Bib
Schon geradlinig designt, komfortable Netzträger, ein stylischer Craft-Schriftzug in gefährlichem Schwarz: Die Craft Herren Rise Bib gefällt uns auf Anhieb ganz gut. Das Sitzpolster der mit Hosenträger ausgestatteten Fahrradhose gehört in die Kategorie »mitteldick«, es sorgt für ausreichend Komfort auf Strecken bis etwa 100 Kilometer. Hat man ein gut trainiertes Hinterteil, ist durchaus auch mehr drin.
Die Passform ist denkbar unkompliziert, die von uns getestete Größe L hat auf Anhieb gepasst. Auch das nicht zu feste, schön atmungsaktive Material mit silikonisierten Beinabschlüssen kann im Test überzeugen, das zwar recht simple, aber ausreichend komfortable Sitzpolster kann auf Touren mittlerer Länge punkten. Kurzum: Craft, der schwedische Sportbekleidungs-Vollausstatter, war im Test-Update zunächst einmal für eine Überraschung gut.
Nach den ersten 90 Kilometern sind wir sind wir schon versucht, die Hose ganz weit oben einzuordnen – wären da nicht kleinere, etwas unschöne Materialmängel, die sich erst mit der Zeit zeigen. An den Nähten bilden sich kleine Ausfransungen, nach dem ersten Waschen bekommen die weißen Träger einen gräulichen Stich. Auch vertrauen wir den filigran wirkenden Trägern, bei denen auch Mesh zum Einsatz kommt, nicht so recht. So reicht es nur für einen Platz etwas weiter hinten.
Ally MTB Hose Herren grau
Auf den ersten Blick ist die Ally Radhose ein Schnäppchen. Sie wird aus sehr angenehmem Stoff hergestellt, der schön stretchig ist und sich fast schon baumwollartig anfühlt – ein Alleinstellungsmerkmal unter den weiter geschnittenen MTB-Hosen im Test. Wohlfühlfaktor garantiert! Der Bund der Hose wird mit zwei Klettverschlüssen reguliert, auch das ist gelungen, die Klettverschlüsse richtig dimensioniert und der Verstellbereich sinnig gewählt.
Trotzdem stört uns etwas an der Ally, und das ist auch hier die fehlende Innenhose, die man optional dazukaufen kann. Zwar trägt sich die Fahrradhose alleine bequem, um sie aber ernsthaft als Radhose zu nutzen, müsste man noch etwas für die Innenhose drauflegen. Was die sonstige Ausstattung angeht, gibt es hingegen wenig zu bemängeln. Alle Reißverschlüsse stammen vom Qualitätshersteller YKK, die Hose hat zwei RV-Seitentaschen und ebenfalls zwei RV-Oberschenkeltaschen.
Gefallen hat uns auch der breite Einsatz aus schwarzem Stretchmaterial an der Rückseite, der der Hose einen noch größeren Tragekomfort beschert. Doch auch hier gilt: Wie bei der Cycorld wirkt die Stretch-Stoffbahn fast ein wenig zu filigran und zu dünn, als dass wir ihr eine lange Lebensdauer prognostizieren würden. Im Test kommt die Ally jedenfalls nicht an die Siegergruppe heran und muss sich mit einem Platz auf den Rängen begnügen.
Shimano Evolve Bib
Mit der Shimano Evolve Bib Shorts haben wir preislich eine weitere High-End-Hose im Test, zumindest im Vergleich zur getesteten Konkurrenz. Die Hose fasst sich auf Anhieb sehr gut an – fast meint man, hier eine etwas günstigere Variante der Pearl Izumi Pro Bib Shirt in den Händen zu halten.
Der zweite Blick entlarvt jedoch Mängel in der Verarbeitung: Die Sitzpolsternaht weist unschöne Fehler auf, die Fahrradhose hat darüber hinaus keine Silikoneinsätze an den Beinabschlüssen. Dafür sind diese relativ eng – ein Stück weit Geschmackssache, uns gefällt die Variante mit Silikoneinsätzen besser, die nicht einengen. Positiv fällt indes auf, dass großflächige Reflektor-Applikationen an der Außenseite für eine gute Sichtbarkeit im Straßenverkehr sorgen.
Auch sonst gibt es bei der Shimano Licht und Schatten. Die breiten Träger sind samt dem ebenfalls breit angelegten Mesh-Rücken sehr bequem, dafür fühlt sich das Polster auf unserer Testrunde etwas labil und unkomfortabel an. Kurzum – wir hätten uns für den Preis etwas mehr Qualität gewünscht.
Die Fahrradhose hat definitiv Potential. Shimano müsste allerdings etwas mehr ins Detail gehen, um dem hohen Anspruch, den die Konstrukteure der Hose ansonsten offensichtlich gelten lassen, gerecht zu werden. Im Testvergleich greift man besser zur günstigeren Pearl Izumi Interval Bib Short oder gar Alé Solid Corsa Bib Short – diese Modelle sind im Detail besser ausgeführt. Oder man zahlt ein paar Euro mehr und erwirbt mit der Pearl Izumi Pro Bib Short die unumstritten am besten gearbeitete Fahrradhose im Test.
Rh+ Logo Bibshort
Bei der Logo Bibshort des italienischen Herstellers Rh+ waren wir besonders begeistert vom Summus Pad Sitzpolster, das etwas strukturierter aufgebaut ist als etwa bei Pearl Izumi. Ergebnis ist ein etwas steifere Performance und ein festerer Sitz, was uns auf mehreren Trainingsrunden bis 90 Kilometer Länge gut gefallen hat. Im Produkttext kündigt Rh+ an, dass sich die Logo Bibshort speziell für Langstrecken eignet – das nehmen wir gerne für bare Münze und werden die Fahrradhose auch mal länger ausführen!
Was ins Auge stach, ist das peppige Design. Die Logo Bibshort verfügt über farblich abgesetzte Bänder an den Beinen, in unserem Fall feuriges Rot. Das sorgt für eine höhere Auffälligkeit im Straßenverkehr. Zudem hat die Hose an den Beinabschlüssen eine flächige Rundum-Silikonbeschichtung, was eine besondere Rutschbeständigkeit sorgt. Der Sitz der Rh+ ist demnach auch ausgezeichnet – nicht nur durch die breiten Beinabschlüsse, sondern auch durch den körperbetonten, aber nicht einengenden Schnitt.
Was die Träger angeht, kommt die Logo Bibshort filigraner daher als andere Modelle. Sie bestehen komplett aus Mesh, lassen Schweiß schnell entweichen und tragen sich recht angenehm, auch wenn man sie etwas sorgfältiger führen beziehungsweise auslegen muss als die breiteren Träger der Konkurrenz, die beim Anziehen schneller ihren »richtigen« Platz finden. Obwohl uns das Gesamtpaket gefällt, haben uns bei der Konkurrenz Details wie die erwähnte Konstruktion der Träger etwas mehr zugesagt. Daher muss Rh+ in diesem Test leider leer ausgehen – hübsches Design hin oder her.
Gore Wear C5 kurze Herren Fahrrad-Trägerhose mit Sitzpolster
Schön, mit der Gore C5 Trägerhose auch eine Gore-Hose im Testpool zu haben, schließlich versorgt der Hersteller seit Jahren Radfahrer aller Leistungsklassen mit einer beeindruckenden Anzahl an Rad-Bekleidungsstücken.
Die Verarbeitung der im Testvergleich in der Mittelklasse angesiedelten Fahrradhose lässt auf den ersten Blick keine Wünsche offen. Breite, etwas festere Stoffbänder an den Beinabschlüssen sorgen für festen Halt, eine Vielzahl von Reflektoren erhöht die Sicherheit im Straßenverkehr signifikant. An der Rückseite hat Gore am Beginn der Schulterträger sogar ein kleines Fach für Müsliriegel eingearbeitet. Auch diese Hose entführen wir auf eine 80 Kilometer lange Testrunde. Zeit genug, um das Material zu bewerten – und den Einsatz. Dieser hat uns leider bei der ersten Ausfahrt nicht so überzeugt, da hat die Test-Konkurrenz ein Stück weit die Nase vorne. Der Gore-Einsatz neigt bis zu einem gewissen Grad zum Auftragen, außerdem hat die Naht die unangenehme Eigenschaft, ein wenig zu scheuern.
Wir wollen der Fahrradhose eine zweite Chance geben, schließlich haben wir mit Gore in den bisherigen Tests sehr gute Erfahrungen gemacht. Daher nehmen wir sie mit auf eine weitere 60-Kilometer-Runde bei regnerischem Wetter. Ausgerechnet bei diesen wechselhaften Bedingungen macht die C5 einen deutlich besseren Eindruck. Sie trägt sich bequem, auch der Einsatz funktioniert im nassen Zustand »reibungsloser«. Trotzdem: Das Tragegefühl kommt nicht ganz an Pearl Izumi Pro Bib und die Rh+ Logo Shorts heran, bei der Preis-Leistung muss Gore sich dem Modell von Alé geschlagen geben. Daher bleibt der C5 Trägerhose diesmal nur ein Platz auf den Rängen.
Airtracks Funktions Fahrradhose Kurz mit Trägern Pro
Die Airtracks Funktions Fahrradhose mit Trägern ist die günstigste Träger-Tights im Test. Für ihren Preis bekommt man bei einer Markenfirma in der Regel noch nicht einmal eine trägerlose Unterzieh-Tight. Sofort fällt die Verarbeitung und das Material und Auge. Das zu 80% aus Polyamid und 20% aus Elasthan bestehende Mischgewebe fasst sich weniger wertig an als die teureren Hosen im Test, immerhin macht das Cool Max-Sitzpolster einen recht vernünftigen Eindruck.
An einem nebligen Morgen machen wir uns mit dem Rennrad auf den Weg in die Arbeit und ziehen die Airtracks unter einer wasserdichten Überziehhose an. Im Umkleideraum angekommen, lässt sich die Fahrradhose fast auswringen, so voll hat sie sich gesogen. Okay, schwierige Verhältnisse – trotzdem hätten wir uns gewünscht, dass das Material durch die immerhin atmungsaktive Überhose ein wenig mehr Feuchtigkeit abgegeben hätte. Man merkt der Hose an, dass beim Material gewaltig auf die Preisbremse gedrückt werden musste. Bodymapping ist hier Fehlanzeige – die Hose besteht überall aus dem gleichen Stoff, auch an Stellen mit starker Transpiration wie am Rücken bzw. den Schulterträgern.
Was die Details angeht, zeigt sich Licht und Schatten. Zwar punktet die Fahrradhose mit einer geräumigen Rückentasche und zwei Beintaschen, in denen sich mindestens 3-4 Powerriegel unterbringen lassen, dafür fehlt allerdings ein Silikoneinsatz, der das Verrutschen der Beine verhindert. Ist man die Silikon-Applikationen von anderen Hosen gewohnt, vermisst man sie hier schmerzlich.
Gelegenheitsfahrer sind mit diesem Schnäppchen durchaus gut beraten. Bei dem Preis kann man nicht viel falsch machen. Legt man jedoch Wert auf Qualität, hat die Airtracks einige, wenn nicht zu viele Mankos. Was auf Langstrecken passiert – ob also der Einsatz auch langfristig bequem ist – haben wir uns gar nicht zu testen getraut. Die längste Strecke, die wir mit der Airtracks gefahren sind, war 52 Kilometer lang, mehr Risiko wollten wir nicht eingehen. Um es ganz kurz zu machen: Lieber ein paar mehr Euro investiert und die Alé gekauft!
Souke Sports Herren 4D Gepolsterte Radlerhose
Es gibt da diesen schwer zu übersetzenden englischen Begriff »bulky«, der in der Bekleidungsbranche ab und zu im Zusammenhang mit Kleidungsstücken genannt wird, die etwas voluminöser, dicker und raumgreifender ausfallen.
Der Begriff »bulky« ist uns auch bei der trägerlosen Souke Sports Herren 4D Radhose in den Sinn gekommen, denn sie hat das im Testvergleich dickste Sitzpolster. Im Unterschied zu den mitunter sehr dünnen und filigran wirkenden Polstern bei Pearl Izumi oder Gore setzt Souke auf einen echt »dicken Schinken«. Auf den ersten Blick mag das eine tolle Sache sein, bürgt doch ein dickes Kissen normalerweise für Komfort. Bei Polstermöbeln mag eine stärkere Polsterung Sinn machen, bei Fahrradhosen ist das hingegen das so eine Sache – hier sorgt ein stärkerer Einsatz mitunter dafür, dass sich das Polster verschiebt, Falten und damit unangenehme Druckstellen bildet.
Auf einer Kurzstrecke fällt das im Idealfall noch wenig ins Gewicht, eine Langstrecke kann so zur echten Qual werden, da es am Hintern drückt und zwickt, um es mal direkt zu sagen. Gleich beim ersten Anstieg gehen wir auf unserer Souke-Testrunde aus dem Sattel und in den Wiegetritt – und bleiben fast mit dem Polster am Sattel hängen, da es sich stark von der Hosenoberfläche abhebt. Nicht so optimal! Der geneigte Rennradfahrer bleibt ungern mit der Hose irgendwo hängen, das unterbricht den Fahrfluss auf unangenehme Weise und irritiert.
Anschließend flitzen wir auf unserer Testrunde über längere Flachstücke und hügelige Abschnitte – hier kann die Souke Radhose durchaus punkten. Das angenehm weiche Material passt sich dem Körper auf angenehm zurückhaltende Weise an, das Polster sorgt für leidlich guten Komfort. Überzeugt hat uns die Fahrradhose trotzdem nicht – günstiger Preis hin oder her. Dann lieber ein paar Euro mehr in die Hand nehmen, ein verlässliches Polster unter dem Hintern haben und auch auf Langstrecken komfortabel unterwegs sein. Eine Sache fällt zum Schluss noch auf: Die Souke Sports Herren 4D Radlerhose liegt nicht sonderlich eng an – wenn man sie beispielsweise mit den italienischen Kolleginnen vergleicht, fällt der Schnitt lieblos aus. Im Test reicht es mit diesem Gesamteindruck nur zu einem Trostplatz.
XGC Herren kurze Radlerhose
Die Kurze Herren Radhose von XCG geizt nicht mit Reizen. Auf den ersten Blick scheint die nicht einmal 30 Euro teure Hose ein Schnäppchen zu sein. Silikonbeschichtete Beinabschlüsse sind ebenso an Bord wie luftdurchlässigere Zonen aus Mesh-Material in Bundnähe. Nimmt man die Hose nicht genauer unter die Lupe, könnte sie fast als Modell eines Markenherstellers durchgehen.
Mit großer Vorfreude nehmen wir die Hose mit auf eine 84-Kilometer-Tour. Das Wetter ist gut, die Verhältnisse für eine längere Graveltour perfekt. Doch schon nach der ersten Abfahrt wünschen wir uns, wir hätten eine andere Hose angezogen. Das Sitzpolster fühlt sich an, als hätte man sich zwei Putzschwämme in einen Stoffsack eingenäht und an den Allerwertesten geschnallt. Im Gegensatz zur Hose von Noomye, unserem Kauftipp für den schmalen Geldbeutel, ist das Sitzpolster schlicht falsch dimensioniert.
Auch beim Material der generell recht groß ausfallenden Hose haben wir so unsere Bedenken – einen sehr langlebigen Eindruck machen beispielsweise die Nähte nicht. Als Kurzfazit bleibt: Besser, man steckt das Geld in die etwas günstigere Noomye. Zwar weiß man auch dort nicht, wie lange sie hält, dafür hat man aber wenigstens ein deutlich bequemeres Sitzpolster.
Tomshoo Herren Radhose,Männer Fahrradhose Kurz
Günstig bedeutet nicht unbedingt gut. Diese Erfahrung mussten wir mit der Fahrradhose von Tomshoo machen. »Unförmig« – damit lässt sich mit einem Wort beschreiben, was die Tomshoo-Hose ausmacht. Die ohne Innenhose ausgelieferte Radhose ist überlang geschnitten, hat keine Klettverstellung am Hüftsaum, trägt sich sackartig und wirkt schlichtweg ideenlos verarbeitet. Hat man den Testvergleich vor Augen, möchte man am liebsten schnell wieder rausschlüpfen. Trotzdem, eine kleine Testrunde muss auch diese Fahrradhose mitmachen.
Was die Taschenpositionen angeht, sind wir wenig überzeugt – das macht die Konkurrenz, zum Beispiel Cycorld, besser. Die Taschen sind zu weit unten positioniert und stören im gefüllten Zustand während der Fahrt. Der Stoff mag zwar seine Vorzüge haben, für eine Freeride- oder All Mountain-Hose ist dieses Modell jedoch nicht robust genug und für eine sportliche Tourenhose zu weit geschnitten. Vielleicht ist es auch der Fluch der zuletzt getesteten Produkte, die Tomshoo hat uns jedenfalls ehrlich enttäuscht. Daher auch hier unser Tipp: Man sollte das Geld in den Testsieger, die Fahrradhose von Cycorld, investieren!
So haben wir getestet
Alle Fahrradhosen wurden auf Radtouren zwischen 10 und 160 Kilometern getestet. Sie wurden auf dem Mountainbike, Gravelbike und Tourenrad gefahren, bei Regen und Sonne, als unterste Schicht unter einer wasserdichten Regenhose oder auch alleine getragen.
Der Testzeitraum betrug rund zwei Monate und erstreckte sich vom Spätfrühling bis in den Frühsommer. Einige Fahrradhosen wurden nur auf einer einzigen langen Tour getragen, bei anderen bedurfte es mehrerer kleinerer Touren, um zu einem zufriedenstellenden Testergebnis zu kommen.
Die wichtigsten Fragen
Welche Fahrradhose ist die beste?
Die beste Fahrradhose für Mountainbiker und Tourenradler ist für uns die Cycorld MTB. Die locker geschnittene Cargo-Hose bietet für einen sehr günstigen Preis einen angenehmen Schnitt, eine reichhaltige Taschen-Ausstattung und eine integrierte Innenhose. Für Rennradler empfehlen wir die POC Essential Road Bib Short – eine komfortable und qualitativ hochwertige Trägerhose.
Welche Fahrradhose für welchen Einsatzbereich?
Die eher sportliche Kategorie, gerne auch Tights genannt, ist knalleng. Tights lassen sich in trägerlose Hosen und Hosen mit Hosenträgern („Bibtights“) einteilen. Diese Hosen werden vornehmlich beim Rennradfahren getragen, vereinzelt auch beim Mountainbiken und Tourenradfahren. Der Grund für den engen Schnitt ist zum einen eine bessere Aerodynamik, zum anderen aber auch der bessere Sitz. Andere Hosen wiederum sind weiter geschnitten und ähneln Lauf- oder Wandershorts. Sie wurden für Tourenradler, E-Biker und Touren-Mountainbiker entworfen. Komfort und eine gute Belüftung steht hier an erster Stelle, die Aerodynamik kann sich hinten anstellen.
Braucht man eine Innenhose?
Bei weiter geschnittenen Shorts stellt sich auf den ersten Blick die Frage, ob man eine Innenhose darunter ziehen sollte oder nicht. Schließlich werden viele Hosen auch ohne Innenhose angeboten. Aus unserer Sicht ist die Antwort klar: ohne Innenhose geht gar nicht! Wer je mit Innenhose gefahren ist und das Plus an Komfort, das Innenhosen durch ihre Polsterung am Gesäß liefern, schätzen gelernt hat, wird sie nicht mehr missen wollen. Auch wenn es beim ersten Mal tragen vielleicht etwas zwickt und zwackt.